Home MusikKonzertberichte Tori Amos – Kritik des Konzerts in Bonn am 23. Juni 2005

Tori Amos – Kritik des Konzerts in Bonn am 23. Juni 2005

Autor: Tobi

Der Sommer ist endlich da, und mit ihm natürlich auch die Open Air Saison auf dem Museumsplatz in Bonn. Nach einigen Konzerten im Kampf gegen dürftige Außentemperaturen war es heiß geworden – sehr heiß, und am bislang heißesten Tag des Jahres mit 34 Grad Celsius spielte Tori Amos in Bonn auf – und musste auch schnell gestehen, dass sie es zwar heiß mag, aber dies selbst für sie extrem sei.

Kurz vor 20 Uhr betrat Tori Amos die Bühne, und dem Publikum auf dem bestuhlten, jedoch nicht ganz ausverkauften Museumsplatz wurde klar, dass sie ihre Band zu Hause gelassen hatte und solo den Abend bestreiten würde. Ein Piano, drei E-Orgeln, eine irre begabte Künstlerin – was braucht man mehr. Es gibt sicher kaum jemanden, der am Piano spielt und trotzdem meist seitlich so offen zum Publikum sitzt hierbei wie die Liedermacherin aus North Carolina, die hierbei singt und noch viel Gestik einbringt, mal aufsteht beim Spielen, mal einen Arm symbolisch in Bewegung setzt, mal in sich zusammen fällt. Besonders imposant sind die Momente, in denen Tori die gegenüberstehenden Piano und Orgel zugleich spielt, zumindest also eines davon blind – und besonders imposant ist natürlich ihre großartige Stimme, die sehr ausdrucksstark ist und mit der sie von der leisen Romantikerin bis zur extrovertierten Exzentrikerin die ganze Bandbreite bietet. Manchmal überlegt man, ob man in ihr eher den energischen Engel oder den sanften Gefühlsausbruch sieht – ihr wird dies auch egal sein, sie lebt ihre Musik und geht voll in ihr auf während des Konzerts.

Mit “Amber Waves” vom 2002er-Album “Scarlet’s Walk” eröffnete sie den Abend, spielte dann “Martha’s Foolish Ginger” vom aktuellen Longplayer “The Beekeeper”, “Happy Phantom” vom 1992er-Werk “Little Earthquakes” und “Jackie’s Strength” vom 1998er-Album “From the Choirgirl Hotel”. Ein bunter Abend deutete sich also an, wobei die epischen Längen von Toris außergewöhnlichen Kompositionen natürlich trotzdem nur eine begrenzte Songzahl zuließen. Mit “Mary’s Of The Sea” wusste sie vollends zu überzeugen, spielte dann kurz darauf zwei als “Tori’s Piano Bar” auf den Videowänden gekennzeichnete Stücke – die Elton John Coverversion “Daniel” und “Vincent”. Nicht zu vergessen, dass sich Tori nach einigen Songs als Platzanweiserin bewies und einige an der Seitenabsperrung stehende Fans auf sympathische Art und Weise auf vordere Sitzplätze bat. “Parasol”, “China”, das starke “Pisces” oder “The Beekeeper” – Tori wusste and diesem äußerst warmen Abend ein tolles set zu spielen, und doch war sicher der eine oder andere Fan enttäuscht, dass sie als Zugaben “Siren”, “Bells For Her”, “Mary” und “Jupiter” auspackte, ihre bekanntesten Songs “Cornflake Girl”, “Professional Widow”, “Angels” und “Crucify” aber ausließ. Nun gut, sie wird ihre Gründe gehabt haben – und die zwei Stunden Tori Amos live waren auch so gut, es fehlte aber eben vielleicht das i-Tüpfelchen.

_____________________
Links:
Website von Tori Amos
Homepage der Bundeskunsthalle Bonn

Related Articles