Home MusikInterviews Bilbao im Interview zu ihrem Debütalbum “Shake Well” (06/22 – mit Rezension)

Bilbao im Interview zu ihrem Debütalbum “Shake Well” (06/22 – mit Rezension)

Autor: Tobi
Bilbao (© Christoph Eisenmenger)

(© Christoph Eisenmenger)

Die Hamburger Indie-Pop-Band Bilbao veröffentlicht mit “Shake Well” ihr Debütalbum, bei [PIAS], wo schon sehr namhafte Indie-Bands groß und bekannt geworden sind. Nachdem sich Bassist und Mastermind Jannes, der unter seinem Hip-Hop-Pseudonym Jomo bereits mit Rappern wie Samy Deluxe und Megaloh gearbeitet hat, Gitarrist Robin, Schlagzeuger Jan und Sänger Léon 2019 auf dem Reeperbahn Festival entschlossen, eine Band zu gründen, warfen sie ihre unterschiedlichen musikalischen Vorlieben zusammen, und das Ergebnis beschert nun 33 ansprechende Minuten.

Bilbao "Shake Well" Jetzt bestellen bei Amazon.de

Diese liegen vor allem im Indie-Pop, mit rockigen und elektronischen Elementen gewürzt, gerne groovy, funky und tanzbar serviert, mit sehr anständigen Melodien. Den Longplayer produzierten sie in Jannes’ Schlafzimmerstudio sowie im Hamburger Boogie Park Studio, eine DIY-Mentalität schwingt also in jedem Fall noch mit.

Die zehn Tracks lassen sich gut anhören, wobei man die Indie-Pop-Single “Parasols” und das weit rockigere, flottere “Wild At Heart” bereits aus dem letzten Jahr kennt, ebenso das im Januar 2022 veröffentlichte, eingängig poppige “Get Up!”.

Die neueste Auskopplung “Mojito” beschert mit tief dröhnender Basslinie und leicht südländischem Flair Durst, der Opener “OK Bye” gewinnt in seinem Verlauf immer mehr an Intensität und hiermit auch einiges an Progressivität, “Slow It Down” kommt dem Titel entsprechend getragen daher, “Hangry” zieht treibend das Tempo an, und das abschließende “Right Above Your Open Eyes” erinnert ein wenig an Everything Everything, während man sonst auch mal an Formationen wie Two Door Cinema Club, Giant Rooks oder auch Keane denkt. Auch wenn sie bei deren Status sicher noch nicht ganz ankommen, “Shake Well” ist ein gut gelungenes Debüt der Jungs.

Über das Album und einiges mehr führten wir ein Interview mit Gitarrist Robin.

“Für uns ist es ein riesiger Erfolg, wenn wir auf die Bühne gehen und wir Leute im Publikum entdecken die aus vollen Lungen unsere Texte mitsingen. “

MUM: In der Presseinfo heißt es, ihr habt die Band nach einem gemeinsamen Abend auf dem Reeperbahn Festival 2019 gegründet. Wie muss man sich das vorstellen – ihr kanntet euch vorher schon und habt beseelt von Konzerten beschlossen, gemeinsam zu musizieren, oder wie war das?

R: Wir kennen uns schon seit vielen vielen Jahren und haben auch schon vorher in verschiedenen Formationen gemeinsam Musik gemacht. Eigentlich war das dann genau so wie du sagst, dass unser Bassist Jannes auf dem RBF 2019 mit der Idee um die Ecke kam eine Indie-Band zu gründen. Das war dann erst mal nur eine witzige Schnapsidee, die aber dazu führte dass Jannes sich hinsetzte und die ersten groben Songskizzen anfertigte. So richtig los ging es dann mit der Band Anfang 2020, kurz vor Beginn der Pandemie.

MUM: Mit “Shake Well” legt ihr nun ein gelungenes Debütalbum vor, das auch die letztjährige Indie-Pop-Single “Parasols” und das weit rockigere, flottere “Wild At Heart” enthält, sowie das im Frühjahr 2022 gebotene, eingängig poppige “Get Up!”. Die 2020er-Songs “Trippin'”, “Lobster”, “Tired Awake” und “Lifted” haben es hingegen nicht auf den Longplayer geschafft – hattet ihr hierüber nachgedacht, oder passten diese musikalisch nicht mehr?

R: Musikalisch hätten die Songs sicher auch aufs Album gepasst, aber für uns waren diese mit dem Release der EP abgeschlossen. Wir hatten glücklicherweise genug neue Songs in der Hinterhand, dass es nie zur Diskussion stand, die alten Songs aufs Album zu packen.

MUM: Wie würdet ihr euren Stil denn selbst definieren?

R: Ganz einfach: Indie-Pop mit einem sommerlichen Vibe!

MUM: Wenn man die Scheibe hört, kommen einem Formationen wie Two Door Cinema Club, Giant Rooks oder auch Keane in den Sinn. Welche Bands haben euch beeinflusst, und was hört ihr so am liebsten?

R: Jeder aus der Band hat einen völlig diversen Musikgeschmack, weswegen man das nicht so ganz auf eine Band festnageln kann. Von Indie über Hiphop, Folk, Hardcore-Punk und elektronischer Tanzmusik – die Einflüsse sind sehr unterschiedlich. Die konkretesten Vorbilder zu Beginn der Songwritingphase waren wahrscheinlich Bands wie Bombay Bicycle Club und Glass Animals.

MUM: Gibt es inhaltliche Dinge, die ihr mit euren Songs transportieren möchtet?

R: Es gibt ein paar Sujets die immer wieder mal in unseren Texten durchblitzen, etwa der Wunsch nach einem Ausbrechen aus dem Alltagstrott oder das Abfeiern eines jugendlich-naiven Hedonismus. Natürlich behandeln wir auch Themen, die uns als Privatmenschen sehr beschäftigen. “Parasols” zum Beispiel spielt zwischen den Zeilen auf die drohende Klimakatastrophe hin. “Slow It Down” behandelt Depressionen und Überforderung. Diese schweren Themen lassen wir auf eine subtile Weise in unsere leichtfüßige Musik einfließen. Wir möchten nicht mit erhobenem Zeigefinger den Leuten die Welt erklären, sondern eher unterschwellig zum Nachdenken und Nachfühlen anregen.

MUM: Welches ist euer Lieblingsstück des Albums, und warum?

R: Da hat jeder von uns wohl eine andere Antwort (lacht), ich persönlich bin großer Fan von “Mojito”, weil man dabei einfach unmöglich still sitzen bleiben kann.

MUM: Ihr habt bei [PIAS] unterschrieben – welches für Indie-Bands natürlich ein hervorragendes Label ist. Wie froh seid ihr gewesen, als sie euch einen Vertrag angeboten haben?

R: Natürlich hat es sich ein bisschen wie ein Ritterschlag angefühlt, dass wir direkt nach der ersten EP bei so einem Label untergekommen sind. Die Zusammenarbeit hat uns schon die ein oder andere Tür nach Vorne geöffnet und wir sind gespannt, was die Zukunft noch so mit sich bringt.

MUM: Euer Debüt erscheint in einer Phase, in der die Menschen nach langer Pause wieder Konzerte erleben dürfen und die Kultur wieder aufblüht. Wie groß ist eure Sorge, dass sich das mit einer neuen Corona-Welle im Herbst wieder negativ entwickeln und dies dann eure aufstrebende Karriere einbremsen könnte?

R: Da wir unsere erste eigene Tour im November und Dezember geplant haben, ist diese Sorge bei uns natürlich sehr groß. Gleichzeitig können wir weder die Entwicklung der Ansteckungen, noch die politischen Maßnahmen irgendwie beeinflussen. Und es macht wohl wenig Sinn sich den Kopf über Dinge zu zerbrechen, die man nicht kontrollieren kann. Insofern machen wir unser Ding, versuchen über den Sommer so viele Leute wie möglich zu erreichen und beobachten einfach, was passiert.

MUM: Welche Hoffnungen habt ihr für das Debüt, was wäre für euch ein Erfolg?

R: Unsere Hoffnung ist natürlich, dass möglichst viele Leute unsere Musik entdecken, sich in sie verlieben und unsere Fans werden. Wir sind dankbar für jedes kleine Feedback das wir bekommen und für uns ist es ein riesiger Erfolg, wenn wir auf die Bühne gehen und wir Leute im Publikum entdecken die aus vollen Lungen unsere Texte mitsingen.

MUM: Ihr kommt aus dem schönen Hamburg. Welches ist euer absoluter Lieblingsplatz in der Stadt, den keiner verpassen sollte?

R: Mein – zugegebenermaßen etwas spezieller – Lieblingsplatz ist Axis Mundi, ein Film- und Theater-Requisitenlager auf dem Gelände des Fleischgroßmarktes. Es ist ein magischer und merkwürdiger Ort, wo es gefühlt alle kuriosen Objekte gibt, die man sich so vorstellen kann.

MUM: Wenn ihr euch drei Bands oder Acts aussuchen könntet, mit denen ihr auf Tour geht, welche wären dies?

R: Leoniden, Bloc Party, Bombay Bicycle Club

_____________________

R: Robin von Bilbao
MUM: Mucke und mehr

Mehr Informationen zu Bilbao findet man auf www.wearebilbao.com und facebook.com/bilba0.

(MUCKE UND MEHR ist Teilnehmer des Partnerprogramms von Amazon EU, das zur Bereitstellung eines Mediums für Websites konzipiert wurde, mittels dessen durch die Platzierung von Werbeanzeigen und Links zu Amazon.de Werbekostenerstattung verdient werden kann.)

Related Articles