Home MusikInterviews Charly Lownoise zu seinem Buch “Zwischen Turntable und Klangschale” (11/09)

Charly Lownoise zu seinem Buch “Zwischen Turntable und Klangschale” (11/09)

Autor: Tobi

Charlie Lownoise

Am 23. November 2009 veröffentlicht Charly Lownoise mal etwas anderes. Mit seinem DJ-Partner Mental Theo eroberte er bis Ende der 90er-Jahre mit Happy-Hardcore und Rave-Hits die Charts, mit Hits wie “Wonderful Days”, “Stars”, “Hardcore Feelings” oder “Fantasy World”. Zusammen traten die beiden bei großen Events rund um die Welt auf, ob in Amerika, Australien oder Europa. 2001 löste sich das Duo auf – auch wenn die beiden ab und an immer wieder mal plötzlich dann doch zusammen auflegen. Und was veröffentlicht er nun? Ein Buch. In seiner Heimat, den Niederlanden, hatte er hiermit bereits 2007 einen Erfolg, nun erscheint seine Autobiografie auch auf Deutsch.

“Charly Lownoise zwischen Turntable und Klangschale” entstand in einem Sabbatjahr und zählt die wichtigsten Erfolge und Lebensstationen von Charly Lownoise auf: von den ersten Träumen, Fußballstar oder Marinesoldat zu werden, hin zu den beschwerlichen Konkurrenzkämpfen hinter dem DJ-Podest; von den unbekümmerten, kindlichen Experimenten am Mischpult bis zu aufregenden Welttourneen mit fetten Clubhits im Gepäck. Es ist die Geschichte eines authentischen, rechtschaffenden Jungen aus Den Haag, der zum gefragten DJ wird. Es ist aber auch die Geschichte eines Mannes, der sein Alter Ego kennt und sein wahres Selbst lebt: auf der Bühne und im Kloster.

Zum Buch führten wir ein Interview mit Ramon Rollfs of Roelofs, wie Charly wirklich heißt:

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“Es hat mir viel mehr Klarheit gegeben, wer ich bin, wo ich bin und wo ich hin möchte.”

MUM: Wie kamst du auf die Idee, ein Buch zu schreiben?

CL: Die Idee kam zu stande, als ich in 2004 das Gefühl hatte, mich in einem sogenannten Zirkelprozess gespürt zu haben. Das, was ich in dieser Zeit gemacht habe, wie jedes Wochenende auflegen in jedes mal eine andere Stadt und jedes mal ins Studio gehen, bis dann eine neue Single entstand, kam mir irgendwie normal und langweilig vor. Ich brauchte eine neue Herausforderung. Etwas anderes. Eine neue Musikrichtung war keine Option damals, weil das Gefühl hatte ich einfach nicht und das Bedürfnis auch nicht. Ich habe in den letzten 20 Jahren schon so viel experimentiert in verschiedenen musikalischen Richtungen. In dieser Zeit erzählte ich verschiedene Geschichten meinem Mental-Coach, die er sehr interessant fand. Er sagte: “Schreibe deine Geschichten doch mal auf Papier. Dann bekommst du selbst einen Überblick von dem, was du bis jetzt gemacht hast in deinem Leben und was du erreicht hast in deiner Karriere.” Die Idee fand ich sehr gut. Ich habe dann 2005 ein sogenanntes Sabbathjahr genommen, ohne Auftritte und Studioarbeit. Während dieses Jahres habe ich angefangen, das Buch zu schreiben.

MUM: Hast du das Buch alleine geschrieben oder stand dir jemand zur Seite?

CL: Das Buch habe ich ganz alleine geschrieben. Mein Mental-Coach Raoul Destrée hat mir immer, nachdem ich einen Teil geschrieben hatte, wichtige Fragen gestellt zum Inhalt meiner Texte. Diese Hilfe hat mich tiefer in den Prozess des Schreibens geführt.

MUM: Für alle, die das Buch nicht kennen – was erwartet den Leser?

CL: Den Leser erwartet ein Blick im mein Privatleben. Wer ist die Person Ramon Rollfs of Roelofs hinter dem DJ Charly Lownoise? Was treibt ihn? Außerdem findet man Geschichten von hinter den Kulissen während meiner Zeit auf Tour mit Theo, Franky und Scooter, was manchmal sehr lustige, aufreizende und traurige Geschichten sind. Im letzten Kapitel gebe ich dem Leser meinen sehr persöhnlichen Blick in die Welt von Zen-Meditation. Ich erzähle, wie ich 1999 dazu gekommen bin, aber auch über das Training im Kloster, welches ich vier Mal im Jahr mache, und meine Erfahrungen.

MUM: Du hattest in den 90ern viel Erfolg zusammen mit deinem DJ-Partner Mental Theo – ab 2001 seid ihr dann getrennt Wege gegangen, seid aber auch hin und wieder mal wieder zusammen aufgetreten. Gibt es ein zurück zum DJ-Duo?

CL: Stimmt! Ab 2001 habe ich mit Franky Tunes “Starsplash” gegründet und wir sind 4 Jahre zusammen über die Welt getourt. Das war eine lustige Zeit. Theo war damals sehr beschäftigt mit seiner eigenen TV-Sendung in Holland. Im Moment trete ich ungefähr zwei Mal im Monat auf. Meistens mit Theo auf 90er-Events. Das macht sehr viel Spaß. Vor allem, die alte Leute plus die neue Generation tanzen zu sehen, auf die alte Musik.

MUM: Was machst du monentan musikalisch, was können die Fans erwarten?

CL: Musikalisch habe ich im Moment nicht ganz viel gemacht, außer dass Theo und ich an einer neuen Single gearbeitet haben. Wir haben Hilfe bekommen von einem Produzenten aus Wismar, Vitali. Zusammen haben wir eine geile Happy Hardcore Platte gemacht. Es muss noch ein wenig Finetuning passieren, aber es klingt schon sehr gut.

MUM: Zurück zum Buch – du schreibst über dein Leben als DJ und Mittel zur Selbstfindung wie Zen-Meditation. Siehst du das Buch auch als Ratgeber zum inneren Frieden?

CL: Gute Frage! Sehr sicher ist das Buch ein Ratgeber zum inneren Frieden. Wie ich schon sagte, ist das Buch für mich ein Weg geworden. Es hat mir sehr viel geholfen, neben Meditationen und Gesprächen mit Raoul, mir selbst bewusst zu werden über meine Triebfedern im mein Leben. Warum ich verschiedene Dinge gemacht habe und wie ich sie gemacht habe. Es hat mir viel mehr Klarheit gegeben, wer ich bin, wo ich bin und wo ich hin möchte.

MUM: Wenn du dich heute betrachtest, was siehst du? Den DJ, den gereiften Mensch, den Autor?

CL: Ich sehe den DJ, der ein reifer Mensch geworden ist – zuerst. Ich sehe auch jemanden, der sich selbst vertieft hat im Bewusstsein, Intellekt und im Umgang mit Menschen. Statt mich selbst nur mit oberflächlichen Sachen zu beschäftigen, was natürlich nicht falsch ist, kümmere ich mich wirklich um andere Menschen. Das mache ich jetzt als ausbildender Zenlehrer. Jeden Mittwoch gebe ich morgens und abends Unterricht für ungefähr 12 bis 15 Leute. Ich erzähle über Zen und in Verbindung stehende Themen, wie “Ein Wochenende im Kloster”, “Zen und die Bewusstseinsebenen”, “Zen und Buddhismus”, “Zen und Atmen” usw. Mehr Informationen (auf Holländisch) gibt es auf www.zen.nl/denhaag.

MUM: Was war für dich das tollste Ereignis deines bisherigen Lebens, was das enttäuschendste?

CL: Das Tollste war ohne Frage die Zusammenarbeit mit Theo und Franky, und der Erfolg, der damit verbunden war. Aber auch meine Entdeckung der Zenmeditation ist ein Highlight meines Lebens geworden. Die Veröffentlichung meines ersten Buchs in November 2007 in Holland, und jetzt in Deutschland, sind auch Highlights. Hmm, ich habe schon viele tolle Ereignisse gehabt. Und die enttäuschendste Erfahrung … schade, dass Holland es nicht geschafft hat, 1974 und 1978 Weltmeister zu werden. Aber wir hätten auch Europameister 2000 werden sollen, ha ha ha.

MUM: Die Fußball-WM 2010 steht vor der Tür – und du bist offensichtlich Fan. Was können die Niederlande deiner Meinung nach erreichen, was die Deutschen?

CL: Was für eine schwierige Frage. Ich bin schon ein großer Fußballfan und habe sehr viel Respekt davor, was die deutsche Mannschaft in der Vergangenheit erreicht hat. Deutschland hat eine gewissene Mentalität, die euch immer weiter bringt. Ihr habt eine mega-erfolgreiche Fußballgeschichte. Das kann Holland nicht mehr toppen glaube ich. Andererseits muss ich sagen, dass Holland tollen Fußball spielt im Moment. Wenn wir Glück haben, es wenig Verletzungen bei den Spieler gibt und sie in Form sind, dann können wir weit kommen. Sie müssen einfach über sich selbst hinaus wachsen und ein bisschen weiter.

MUM: Welche Frage wolltest du schon immer mal gestellt bekommen, und wie wäre die Antwort?

CL: Wie siehst du dich selbst in 10 Jahren? Dann bin ich 51. Auflegen mache ich sporadisch, vielleicht ein oder zwei mal im Jahr auf sehr speziellen Events. Aber ich bin Zencoach. Ich unterrichte Menschen in Anfänger- sowie Fortgeschrittenenkursen in Holland und in Deutschland. Dabei bin ich individueller Mental-Coach und helfe Menschen beim Planen und Erreichen ihrer Lebensziele. Vielleicht helfe ich Kollegen-DJs beim Schreiben ihrer Autobiografie. Ich schreibe weiter: Mein drittes Buch ist dann veröffentlicht, “Zen als Kunst des Alltags”. Zwischendurch werde ich noch Zeit finden, um ein neues Album zu produzieren … to be continued.

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MUM: Mucke und mehr
CL: Charly Lownoise

Mehr Informationen zu Charly Lownoise findet man auf www.charlylownoise.com.

 

 

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