Home MusikKonzertberichte Skunk Anansie – Kritik des Konzerts in Amsterdam am 9. November 2009

Skunk Anansie – Kritik des Konzerts in Amsterdam am 9. November 2009

Autor: Tobi

Skunk Anansie waren in der zweiten Hälfte der 90er-Jahre eine der besten Livebands mit ihren energetischen Rockshows, und so war es mehr als schade, dass sich die Briten um die charismatische Frontfrau Skin 2001 auflösten und getrennte Wege gingen. Nun sind sie zehn Jahre nach ihrem letzten Studioalbum “Post Orgasmic Chill” mit einem Greatest-Hits-Album namens “Smashes And Trashes” zurück, und dies auch wirklich als Band, denn aus Anlass dieses Albums hat man sich wieder zusammen gefunden und war sich einige, die Welt wieder gemeinsam rocken zu wollen. So enthält “Smashes And Trashes” dann auch schon drei neue Titel.

Dass die Fans Skunk Anansie nicht vergessen haben, zeigt der Run auf die Tickets zur aktuellen Comeback-Tour. So war es auch kein Wunder, dass beide Konzerte im Amsterdamer Paradiso schnell ausverkauft waren. Ich hatte das Glück, dabei zu sein. Das Paradiso ist eine der tollsten Konzerthallen Europas, aus einer alten Kirche entstanden passen 1500 Besucher ins Gebäude, welches besonders durch seine zwei Rang-Ebenen ein ganz besonderes Konzertflair bietet.

Um 20.30 Uhr verdunkelte sich der Saal und fette Beats von “Yes It’s Fucking Political” dienten als Intro. Unter großem Jubel betraten Gitarrist Ace, Bassist Cass und Drummer Mark die Bühne, gefolgt von der noch mehr umjubelten Skin, die in einem Glitter-Fransen-Kostüm gewandet startete. Mit ihrer Debüt-Single “Selling Jesus” aus dem Jahr 1995 rockten Skunk Anansie direkt mächtig los, gefolgt von “Charlie Big Potato” aus dem Jahr 1999, zu dem Skin sich dann aus den Fransen geschält hatte und im Glitzerdreiteiler aus Hose, Rock und passendem Oberteil weiter agierte. Schnell wurde klar, dass Skunk Anansie wieder voll da sind und nichts von ihrer Klasse und Spielfreude eingebüßt haben. Und im Gegensatz zu anderen Bands haben sie es auch nicht nötig, die größten Hits allesamt für den Zugabenblock aufzuheben, denn hier begeistern live so viele Songs, dass man sie auch verteilen kann. Nach dem ersten neuen Song “Because Of You” folgte “Charity” dann auch schon als vierter Song, und nur wenig später wurde zu “I Can Dream” auch schon die Halle zum Beben gebracht.

Das wahrlich großartige Konzerterlebnis Skunk Anansie war auf zwei Säulen gebaut – zu 50% machten die hervorragenden Rocksongs den Abend zu einem tollen welchen, die restlichen 50% – wenn nicht sogar mehr – hatte Skin zu verantworten, die einfach eine überragende Frontfrau ist, mit einer herausragenden Stimme und einer Power, die ihres gleichen sucht. Skin wirbelte das ganze Konzert lang über die Bühne, hüpfte umher, animierte das sowieso schon begeisterte Publikum und kam diesem auch nah. Bei “Weak” wanderte sie auf den Schultern der Zuschauer bis in die Mitte des Saals, einmal machte sie das weit üblichere Stagediven, und bei “Twisted” kletterte sie sogar über einen Boxenturm bis in den ersten Rang hinauf, wo sie dann inmitten der Fans weiter sang – einfach grandios, was diese Frau für eine Show hinlegte. Neben den drei neuen Songs von “Smashes And Trashes” (“Tear The Place Up” folgte kurz vor der Zugabe, “Squander” als zweiter Song in ihr) spielten Skunk Anansie mit “I Don’t Wanna Kill You” sogar einen Song, der so neu ist, dass er bislang noch nirgendwo veröffentlicht wurde. Natürlich fehlten auch die weiteren großen Hits “Brazen (Weep)” und “Hedonism (Just Because You Feel Good)” (als Start der Zugabe) nicht. Und wie gesagt, die Stücke, die keine großen Hits waren, waren live weit mehr als Füller, hier wurde jede Nummer mit extrem viel Leben und Kraft gespielt, und man hatte auch das Gefühl, dass die Band wirklich wieder gerne zusammen auf der Bühne steht. Normalerweise finde ich 80 Minuten Spieldauer immer etwas knapp bemessen, aber hier ging so die Post ab, dass man Verständnis hatte, dass das nicht ewig länger gehen würde. Für mich das Konzert des Jahres bisher, einfach nur großartig!

Die komplette Setlist:
Intro (Yes It’s Fucking Political)
Selling Jesus
Charlie Big Potato
Because Of You
Charity
100 Ways To Be A Good Girl
I Can Dream
I Don’t Wanna Kill You
Weak
Brazen (Weep)
Twisted
Cheap Honesty
On My Hotel TV
Tear The Place Up
Skankheads
————-
Hedonism (Just Because You Feel Good)
Squander
Little Baby Swastika

_____________________
Links:
Website von Skunk Anansie
Website des Paradiso Amsterdam

Related Articles