Home MusikInterviews Peter Tägtgren alias Pain zu seinem Album “Rebirth” (05/00)

Peter Tägtgren alias Pain zu seinem Album “Rebirth” (05/00)

Autor: Tobi

Pain klingt wie eine fette Band, die Metal und Technoelemente in gelungener Weise miteinander zu verbinden weiß, dies ist Pain aber nicht. Lediglich eine Person verbirgt sich hinter dem Projekt, und zwar Peter Tägtgren, den man vielleicht als Sänger, Gitarristen und Haupt-Songwriter der Death Metal-Combo Hypocrisy kennt, oder aber als angesehenen Produzenten (Dimmu Borgir, Dark Funeral, Cradle Of Filth). Als Abwechslung zur ganz harten Musik a la Death oder Black Metal hörte Peter vor einigen Jahren auch vermehrt elektronische Bands wir The Prodigy oder aber Psychedelic Trance und fand immer größeres Gefallen an Computermusik. So entschied er sich, Pain ins Leben zu rufen, als Soloprojekt neben Hypocrisy. Zuerst wollte Peter rein elektronische Musik erschaffen, merkte dann aber doch, dass fette Gitarrenriffs gut in seine Songs passen würden.

Ein erster Output war das Album “Pain”, welches 1997 bei Nuclear Blast erschien, mit dem Peter im Nachhinein aber alles andere als zufrieden ist, da er es viel zu überhastet auf den Markt gebracht hatte, ohne sich wirklich in die verschiedenen Möglichkeiten der elektronischen Klangerzeugung hineinzuarbeiten. So begann Peter damit, an einem Nachfolger zu basteln, der endlich die Musik bieten sollte, die er wirklich mit Pain bieten wollte. Drei Jahre später ist diese Scheibe fertig und heißt treffend “Rebirth”, erschienen bei Stockholm Records / Motor. Was man zu hören bekommt, ist schlicht klasse. Die elf Tracks basieren auf elektronischen Beats und Soundspielen, über denen harte Gitarrenriffs brettern und Peters dunkle Stimme das Gesamtbild komplettiert. Eine Portion 80er-Jahre-Charme wird von den eingängigen Melodien der Songs versprüht und gibt dem Ganzen eine spezielle Würze. Wir sprachen mit Peter über seine neue Scheibe.

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“Mein Herz schlug schon immer für brutalen Metal, es macht aber immer Spaß, mal was anderes zu probieren.”

MUM: Erzähl mir doch bitte etwas über die erste Pain-Platte, ich kenne sie nämlich nicht.

P: Okay. Die erste Platte war ein Versuch, einen Sound zu erschaffen, wie ich ihn jetzt habe. Ich hatte aber damals weder das Wissen, noch das Equipment, dies wirklich zu erreichen. Ich wollte das erste Album sehr technolastig machen, im Endeffekt kam aber ein Metal-Album dabei heraus. Ein paar Songs haben schon technoide Strukturen wie auf der neuen Scheibe, aber die Scheibe klang mehr nach normalem Heavy Metal wie von Ozzy Osbourne oder so.

MUM: Jetzt hast du dir also viel Zeit gelassen, den richtigen Sound zu finden?

P: Ja, genau. Es hat aber auch eine ganze Weile gedauert, einen Plattenvertrag zu bekommen.

MUM: Ich hatte eigentlich gelesen, du hättest sehr viele Angebote gehabt.

P: Ja, das war merkwürdig. Am Anfang war da nur ein Label, das Pain herausbringen wollte, dieses hat mir aber nicht gefallen. Ich war immer sehr ehrgeizig und wollte einen Major-Deal haben. Eines Tages dann hat ein Major angerufen, am nächsten Tag ein anderer, und plötzlich wollten die mich alle.

MUM: Warum hast du dir Stockholm ausgesucht?

P: Stockholm Records ist in Schweden definitiv das beste Label. Nicht das größte, aber das beste, weil die Promotion für die Künstler einfach unglaublich gut ist. Die bringen die Scheibe zu den richtigen Leuten in den Medien.

MUM: Warum hast du die Texte nicht im Booklet abgedruckt?

P: Wir haben entschlossen, das nicht zu tun, weil einige Leute ein paar Probleme mit den Texten hatten. Mir macht das nichts aus, ich veröffentliche die Texte dann eben im Internet auf meiner Webseite.

MUM: Welche Art von Problemen meinst du?

P: Eigentlich keine richtigen Probleme. Sie meinten, einige Leute könnten sich von den Texten angegriffen fühlen oder sowas. Eigentlich singe ich aber nur über wahre Geschichten, na ja, mir ist das egal.

MUM: Gibt es einen Song auf der Scheibe, dessen Text dir wichtiger ist als bei den anderen?

P: Nein, nicht wirklich, aber ich denke schon, dass die Texte gut genug sind, sie abzudrucken, darum mache ich das im Internet.

MUM: Handelt es sich denn um persönliche Geschichten, die du erzählst?

P: Nein, eigentlich nicht. Es geht um das Leben an sich. “Suicide Machine” ist über jemanden, der in einer Sekte aufwächst, so einer okkulten Gemeinschaft, wo sich dann 200 Leute oder so gleichzeitig umbringen wollen, und er versucht eben, daraus zu entfliehen. “End Of The Line” ist über eine wahre Geschichte, die sich vor einigen Jahren in Schweden abgespielt hat. Ein Typ rannte in Bars herum und hat Aids verbreitet, so dass man ihn den HIV-Mann nannte. Irgendwie ist also im Endeffekt alles wahr, worüber ich schreibe.

MUM: Du hast die Texte also rund herum um Sachen geschrieben, von denen du in Nachrichten oder so gehört hast.

P: Ja, könnte man sagen. Es gibt keine Science Fiction in meinen Songs, das ist das wahre Leben.

MUM: Du bist aber mit Hypocrisy auch noch aktiv, oder?

P: Ja, auf jeden Fall. Wir nehmen gerade ein neues Album auf.

MUM: Du konzentrierst dich also gar nicht so sehr auf Pain?

P: Alles zu seiner Zeit. Wenn noch genug Zeit ist bis zum nächsten Pain-Album, dann kümmere ich mich um Hypocrisy.

MUM: Wird das Album europaweit im Mai veröffentlicht?

P: Ich denke, der internationale Release ist im Mai.

MUM: In Schweden ist es aber bereits veröffentlicht, oder?

P: Ja, seit Weihnachten.

MUM: Und wie waren die Reaktionen?

P: Sehr gut, wir haben viele Platten verkauft. Im Oktober wurde “End Of The Line” bereits als Single heraus gebracht und erreichte Gold in Schweden.

MUM: Wird es hier in Deutschland auch eine Single vorab geben?

P: Hier macht man es anders. Es gibt nur für Clubs und Radiostationen eine Promo-Single, als Werbung für das Album.

MUM: Planst du, Konzerte mit Pain zu spielen?

P: Ja. “With Full Force” und “Wacken” sind zwei Festivals, die fest stehen, aber es werden noch einige dazu kommen, außerdem sicherlich eine Tour im Herbst.

MUM: Dann hast du also auch ein Line Up als Band? Auf der CD hast du ja alles selbst in die Hand genommen.

P: Ja, aber das ist live natürlich schwer. Ich habe Jungs aus mehreren Bands dabei, es ist ein sehr gutes Line Up, jeder mag auch Maschinen.

MUM: Du benutzt auf der Bühne dann aber auch die ganze Elektronik, oder wird das gitarrenbasierter?

P: Wir haben einen Gig in Hamburg gespielt, da wurde uns gesagt, es wäre viel härter gewesen als auf dem Album. Das hat sicher aber auch etwas mit unserer Liveshow zu tun, da fliegen die Köpfe hin und her, alles ist recht aggressiv.

MUM: Was haben denn die anderen Jungs von Hypocrisy zu deiner Platte gesagt?

P: Oh, denen gefällt sie. Es gibt viele Death und Black Metal-Leute in Schweden, bei denen Pain sehr beliebt ist.

MUM: Was ist denn mehr in deinem Herzen, der Death Metal oder das ,was du mit Pain tust?

P: Mein Herz schlug schon immer für brutalen Metal, es macht aber immer Spaß, mal was anderes zu probieren. Es ist ein Weg, mich weiter zu entwickeln, als Produzent und Songwriter, andere Sachen zu machen. Manchmal klappt so etwas, manchmal auch nicht.

MUM: Gab es denn Projekte, die dich dazu gebracht haben, den Pain-Stil zu versuchen?

P: Zuerst wollte ich puren Techno machen, aber das gefiel mir dann doch nicht so gut, und so fügte ich Gitarren hinzu. Die Sounds, die ich zuerst aus den Keyboards holte, klangen einfach zu sehr nach Keyboard. Ich musste also beobachten, wie andere Bands es machen, die richtigen Sounds aus den Geräten zu bekommen, das hat eine ganze Weile gedauert, auch bevor ich die richtigen Keyboards gefunden hatte. Dann musste ich noch einen guten Gitarrensound finden, der zu diesem Techno passt. Es ist sehr schwer, Gitarrenklang wie von Pantera oder Hypocrisy mit Techno zu vereinen, da musste ich dran arbeiten.

MUM: Jetzt bist du aber richtig zufrieden mit dem Ergebnis und auch sicher, beim nächsten Album nicht zu sagen, dass die ersten beiden nicht gut waren, jenes aber dann?

P: Ja, auf jeden Fall. Der Sound, den ich jetzt auf dem Album habe, ist das, was mein Ziel war.

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MUM: Mucke und mehr
P: Peter Tägtgren

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