Home MusikKonzertberichte Skunk Anansie – Kritik des Konzerts in Köln am 15. November 2012

Skunk Anansie – Kritik des Konzerts in Köln am 15. November 2012

Autor: Tobi

Als Skunk Anansie 2009 nach acht Jahren Trennung wiedervereint zurück kehrten, war die Freude groß – kannte man sie doch als eine der besten Livebands. Dem Greatest-Hits-Album “Smashes And Trashes” und einer hervorragenden Tour folgte im Herbst 2010 das erste richtige Album nach dem Comeback, das gut gelungene “Wonderlustre”, und mit “Black Traffic” legte die Band nun einen Nachfolger vor, der noch eine Schippe drauf legte – ein hervorragendes Album mit mal fetzigem, mal getragenem, immer melodischem Rock, natürlich inklusive schöner Balladen.

Eine Menge Gründe, sich Skunk Anansie auch wieder live zu gönnen, und am Abend des 15. November 2012 war das E-Werk in Köln dann auch gut gefüllt – nicht ganz ausverkauft, aber genau richtig, um sich nicht gegenseitig auf den Füßen zu stehen. Los ging es aber um 20 Uhr erst einmal mit The Jezables. Das Quartett aus Australien stellte Songs aus seinem Debütalbum “Prisoner” vor, die im Bereich Indie-Pop-Rock und Alternative angesiedelt sind und ähnlich unterschiedlich daher kamen wie die Mitglieder selbst. Sängerin Hayley Mary war nicht nur wegen ihrer hautengen schwarzen Lederhose der Hingucker – sie fiel auch durch wavige Frisur und kühle Ausstrahlung am meisten auf. Heather Shannon am Keyboard bot mit ihrem schlichtweg als “völlig normal” zu beschreibendem Äußeren einen Gegenpol, und während Nik Kaloper an den Drums irgendwie noch nach Rocker aussah, wirkte Samuel Lockwood an der Gitarre mit seinen Zauselhaaren und Neon-Shirt eher wie ein Überbleibsel aus dem 70ern. So unhomogen sie optisch auch aussahen – musikalisch funktionierten die Vier aus Sydney gut zusammen und boten interessante Songs, wobei die ersten beiden Stücke bei weitem nicht so gut waren wie die vier folgenden. Mit ihrer teilweise sehr hohen Stimme erinnerte Mary manchmal an Florence And The Machine, musikalisch passte dieser Vergleich auch einmal recht gut. In puncto Bewegung sah man ihr an, dass die Band noch frisch ist, wirkten Hüftschwung und Armrudern doch noch recht steif – vor allem, wenn man weiß, dass gleich eine Skin folgt. Insgesamt aber ein anständiger Support-Gig.

Nach überraschend langer Pause von fast 45 Minuten kamen Skunk Anansie dann um 21.15 Uhr auf die Bühne. Obwohl, das klingt zu gemächlich – nach einem kurzen Videoeinspieler donnerten Skin und Co. mit “The Skank Heads” los und hatten die Besucher sofort in der Hand. Die Mischung aus hervorragender Musik, einer spielfreudigen Band und einer der besten Frontfrauen überhaupt zündete umgehend. Ace haute die Riffs gewohnt gut aus der Gitarre oder entlockte ihr feine Melodielinien, Mark sorgte an den Drums für den richtigen Rhythmus, und Bassist Cass agierte gewohnt cool und erinnerte mich durch die fast bis zum Ende übergestülpte Kapuze seines Hoodies optisch fast an den Anonymus in Budapest – nur dass der keine 80 cm Dreadlocks besitzt. Und Skin – diese Frau war wieder mal Power in reinster Form. Ihr Gesang ist großartig und bietet zwischen gewaltiger Energie und emotionaler Sanftheit die gesamte Palette. Und wie diese Frau, ja nun auch schon 45 Jahre alt, immer noch über die Bühne wirbelt – der Wahnsinn. Nicht zu vergessen – Skin versteht es nicht nur, das Publikum voll in ihren Bann zu ziehen, sie interagiert auch in einer Form mit diesem wie kaum jemand anderes. An diesem Abend in Köln lief sie auf den Händen der Fans über deren Köpfen, ließ sich liegend von den Fans herum reichen oder ging auch einfach mal durch die Menge bis zum Tonmischer nach hinten. Bei “Little Baby Swastikka” befand sie sich dann inmitten des Saals und brachte die Menge dazu, sich in den ruhigen Passagen hinzuhocken, um dann beim energetischen Refrain herum zu hüpfen. Super! Dazu gab es neben den Songs vom neuen Album, von dem nur drei Stücke fehlten, die größten Hits aus der Karriere der Band, wie “Weak”, “Hedonism”, “I Can Dream” oder “Charlie Big Potato”. Ein schlichtweg großartiges Konzert einer Band, die man live gesehen haben muss – und wenn man dies tat, dann will man sie immer wieder sehen. Wer immer die Chance hat – hingehen!

Die komplette Setlist:
The Skank Heads
I Will Break You
I Believed in You
God Loves Only You
I Hope You Get to Meet Your Hero
Twisted (Everyday Hurts)
I’ve Had Enough
My Ugly Boy
Weak
Hedonism (Just Because You Feel Good)
Our Summer Kills The Sun
This Is Not a Game
I Can Dream
Spit You Out
Over the Love
Because of You
Sad Sad Sad
Charlie Big Potato
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Tear The Place Up
Secretly
Little Baby Swastikka
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You Saved Me
Satisfied?

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Links:
Website von Skunk Anansie
Website von The Jezables
Website des E-Werk Köln

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