Home Film “Emma.” – die Neuverfilmung von Jane Austens Klassiker besitzt durchaus ihren Reiz

“Emma.” – die Neuverfilmung von Jane Austens Klassiker besitzt durchaus ihren Reiz

Autor: Tobi

"Emma" Filmplakat (© Universal Studios)

Emma.

Darsteller: Anya Taylor-Joy, Johnny Flynn, Bill Nighy, Mia Goth
Regie: Autumn de Wilde
Dauer: 125 Minuten
FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Website: upig.de/micro/emma
Facebook: facebook.com/EmmaFilm.DE


Der Schriftstellerin Jane Austen (1775-1817) verdanken wir trotz ihres krankheitsbedingten, viel zu frühen Todes mit nur 41 Jahren einige Klassiker der englischen Literatur, die auch bereits schon desöfteren verfilmt wurden. Neben “Stolz und Vorurteil”, “Sinn und Sinnlichkeit” und “Mansfield Park” gehört auch “Emma” hierzu. Der 1816 und somit kurz vor ihrem Tod veröffentlichte Roman wurde bereits zweimal (1972 und 2009) als TV-Serie umgesetzt, außerdem 1996 gleich in zwei Filmversionen mit Gwyneth Paltrow im Kino und Kate Beckinsale im Fernsehen in der Hauptrolle.

Nun ist es also erneut soweit, und die amerikanische Fotografin Autumn de Wilde legt mit “Emma.” nach einigen Musikvideos ihre erste Langfilm-Regiearbeit vor, mit der sie Anya Taylor-Joy als Protagonistin ermöglicht, sich nach Horror-Streifen wie “The Witch” oder Mystery-Thrillern a la “Split” oder “Glass” mal in ganz anderem Genre zu beweisen.

Anfang des 19. Jahrhunderts geht es im Dorf Highbury südwestlich von London wenig spektakulär zu, man lebt so vor sich hin und jeder kennt jeden. Die 21-jährige Emma Woodhouse (Anya Taylor-Joy) ist hierbei recht gut situiert – nicht nur finanziell steht sie dank ihres Vaters (Bill Nighy) als Tochter guten Hauses sorgenfrei da, sondern gehört als nicht nur in ihren eigenen Augen attraktive junge Dame auch zu denen, um die Männer werben, wobei sie es genießt, eher die kalte, unnahbare Schulter zu zeigen.

Statt mit Liebeleien verbringt sie viel Zeit mit ihrer Freundin Harriet Smith (Mia Goth), die ganz versessen darauf ist, einen Mann an ihre Seite zu bekommen, sich hierbei allerdings nicht sonderlich geschickt anstellt und daher neben angeborenem Optimismus auch den einen oder anderen Frustmoment mit sich herum trägt. Da Emma für Harriet ein Vorbild ist und immer die passenden Ideen zu haben scheint, rät sie ihr von einer möglichen Beziehung zu Robert Martin (Connor Swindells) aus einer eher ärmeren Pächterfamilie ab und versucht sich als Kupplerin, um Harriet in besserem Kreis zu verheiraten. Allerdings verläuft die Realität dann doch ganz anders als vermutet, ob in Bezug auf den der Freundin ans Herz gelegten, angesehenen Pfarrer Mr. Elton (Josh O’Connor) oder aber den wohlhabenden Lebemann George Knightley (Johnny Flynn) als Harriets neuen Schwarm, was zu Spannungen und einiger Traurigkeit führt.

"Emma" Szenenbild (© Universal Studios)

(© Universal Studios)

Die neue “Emma”-Umsetzung von Autumn de Wilde ist mit mehr als zwei Stunden Spielzeit sicher etwas zu lang geraten, es macht aber durchaus Spaß, das vor etwa 200 Jahren angesiedelte, kleinfeudale Treiben zu beobachten. Dies liegt vor allem an den zahlreichen Spitzfindigkeiten, die in teilweise edel anmutenden und ohne jedes Augenzwinkern abgefeuerten Sätzen versteckt sind und die doch noch eine ganz andere Kommunikation bedeuteten, als wir sie heute kennen. Gerade die Hauptfigur der Emma weiß hier bei ihrem Balanceakt zwischen ausgestrahlter Selbstsicherheit und geschickt verdeckten, inneren Zweifeln immer wieder Pointen zu setzen.

Die Ansiedlung der Handlung in einem kleinen Dorf mit den Familiensitzen Donwell Abbey, Hartfield und Randalls plus Kirche, Bauernhof, Pensionat und der armen Familie Bates sorgt für genug Platz für verquerte Beziehungen, Intrigen und ausreichend Konflikte zwischen den so verschiedenen Charakteren. Opulente, mit liebevollen Details geschmückte Bilder, wallende Kostüme und in die Epoche passende Musik sorgen für gelungenen Transport des Zuschauers in die alte Zeit. Auch die Schauspielriege um den herausstechenden, für britischen Snobismus optimal passenden Bill Nighy weiß zu gefallen, wobei lediglich Josh O’Connor als extrovertierter Pfarrer zu übertrieben dargestellt wirkt. Ansonsten aber eine feine Mischung aus historischer Gesellschaftskritik, Liebeswirren, Dramödie und Charakterstudie.

Trailer:

Bewertung: 7 von 10 Punkten

 

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