Home Film “Ennio Morricone – Der Maestro” – die Doku ist eine emotionale Würdigung des wohl berühmtesten Filmkomponisten, die zu Tränen rührt

“Ennio Morricone – Der Maestro” – die Doku ist eine emotionale Würdigung des wohl berühmtesten Filmkomponisten, die zu Tränen rührt

Autor: Mick

"Ennio Morricone - Der Maestro" Filmplakat (© Plaion Pictures)

Ennio Morricone – Der Maestro

Dokumentarfilm
Regie: Giuseppe Tornatore
Dauer: 156 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Facebook: facebook.com/PLAION.PICTURES


Dass sich mit Giuseppe Tornatore („Cinema Paradiso“, „Baarìa“) gerade ein alter Freund und Weggefährte der Biografie des wohl wichtigsten Komponisten für Filmmusik annahm, ist wirklich ein Glück für die Dokumentation „Ennio Morricone – Der Maestro“. Wer sonst hätte es wohl hinbekommen, in einen reinen Dokumentarfilm so viel Emotionen zu packen, dass dieser zu einer längst fälligen, sich vor dem leider 2020 verstorbenen Künstler tief verneigenden Würdigung wird.

Er stützt sich dabei in weiten Teilen auf ein von ihm selbst mit Morricone kurz vor dessen Tod geführtes, ausführliches Interview, in dem dieser eindrücklich auf sein Leben zurückblickt. Damit gewährt er nicht nur ungeheuer erhellende Einblicke in die Arbeitsweise des genialen Komponisten, sondern gibt obendrein Aufschluss über den feinen Charakter des absoluten Sympathen Ennio Morricone. Der erzählt eingangs erstmal von seinen ersten Berührungen mit der Musik und wirkt vor dem Hintergrund seines herausragenden Werkes doch so unprätentiös und bescheiden, dass man ihm einfach sofort gerne zuhört, wenn er einem von den Anfängen seiner unglaublichen Karriere berichtet.

Das legt Tornatore geschickt über Bilder und Archivaufnahmen, führt uns gemächlich heran an die Person Morricone, der schon in jungen Jahren von seinem Vater Mario, einem Trompeter, dazu gedrängt wurde, eine ähnliche Laufbahn einzuschlagen. Also tat ihm der junge Ennio den Gefallen, war auf dem Konservatorium mit dem Beherrschen des Instruments allein aber schon bald nicht mehr ausgelastet und wechselte dann auf Anraten seines Lehrers in die Kompositionsklasse. Der Grundstein war gelegt für das Werk eines Genius, der uns in der Folge unter anderem mit der Musik zu über 500 Filmen beschenken sollte und somit die Kinogeschichte vor allem aufgrund seiner Experimentierfreude und seines Einfallsreichtums nachhaltig geprägt hat.

"Ennio Morricone - Der Maestro" Szenenbild (© Plaion Pictures)

Ein Leben für die Musik: Ennio Morricone verliert sich beim Dirigieren in der Welt der Musik. (© Plaion Pictures)

Man stelle sich nur mal die Italo-Western „Für eine Handvoll Dollar“, „Zwei glorreiche Halunken“ oder „Spiel mir das Lied vom Tod“ seines langjährigen Wegbegleiters Sergio Leone, mit dem er übrigens erstaunlicherweise dieselbe Schulklasse besuchte – ein hineingeschnittenes Klassenfoto legt davon belustigend Zeugnis ab -, ohne den ergreifenden Soundtrack Morricones vor, in den er äußerst innovativ Geräusche wie Peitschenknallen, Pfiffe oder die legendäre Mundharmonika einfließen ließ. Virtuos legt Tornatore in den ergreifendsten Momenten seines Films Morricones Erläuterungen dazu auf die Originalszenen, erschließt uns so dessen Gedankengänge und erzeugt damit immer wieder Gänsehaut wenn nicht sogar feuchte Augen, wenn sich einem auf einmal die überwältigende Emotionalität einer vertonten Szene eröffnet.

Dadurch ist seine Dokumentation so viel mehr als ein Rückblick auf das Lebenswerk des Künstlers, die zwar wie allgemein üblich auch nahezu chronologisch dessen Werdegang vom avantgardistischen, um Anerkennung kämpfenden Kammermusikschöpfer über einschlägige Erfolge als Schlagerkomponist und Rundfunkarrangeur bis zu seinen ersten Filmmusiken nachzeichnet, dabei aber nie die menschliche Komponente außer Acht lässt, die den geerdeten Familienmenschen Morricone trotz stetig wachsenden Ruhms besonders in seinen eigenen Einlassungen zu den Stationen seines Lebens so angenehm bescheiden erscheinen lässt.

Nicht umsonst verzichtete der, als sein Vater aus gesundheitlichen Gründen das Trompete spielen aufgeben musste, bis zu dessen Tod gänzlich auf einen Einsatz des auch ihm so wichtigen Instruments in seinen Kompositionen und drückte damit seine Dankbarkeit und Demut aus. Es sind kleine Randnotizen wie diese, die Tornatore in seinem emotionalen Streifen zum Gesamtbild eines wunderbaren Künstlers und Menschen zusammenfügt, der uns so viel gegeben und dafür so wenig verlangt hat. Damit wird seine Doku zu einer ungemein bewegenden Reminiszenz, die fast den späten Oscars für Morricones Werke gleichkommt und die die über zweieinhalb Stunden wie im Flug vergehen lässt.

Trailer:

Bewertung: 10 von 10 Punkten

 

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