Home Film “Das Leuchten der Erinnerung” – Oldie-Roadtrip als Ode an die Liebe

“Das Leuchten der Erinnerung” – Oldie-Roadtrip als Ode an die Liebe

Autor: Tobi

Das Leuchten der Erinnerung

Darsteller: Helen Mirren, Donald Sutherland, Kirsty Mitchell, Janel Moloney
Regie: Paolo Virzì
Dauer: 112 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.dasleuchtendererinnerung.de
Facebook: facebook.com/concordefilmverleih


26 Jahre, nachdem Helen Mirren und Donald Sutherland für den Film “Bethune – Arzt und Held” gemeinsam vor der Kamera standen, kommen sie mit “Das Leuchten der Erinnerung” noch einmal zusammen auf die große Leinwand. Beide sind inzwischen in die Jahre gekommen, Donald bringt es bereits auf 82 Lenze, Mirren ist “erst” 72. Und sie haben im Laufe ihrer langen Karrieren vieles erreicht, haben nicht zu Unrecht auch jeweils einen Oscar® zu Hause stehen – Mirren wurde 2007 für ihre Darstellung von Elisabeth II. in “Die Queen” ausgezeichnet, Sutherland erhielt 2017 einen Ehren-Oscar®. Gegen Ende ihrer Laufbahn können sie dementsprechend entspannt agieren und spielen mit Sicherheit nur noch, worauf sie wirklich große Lust haben. Da passt die Verfilmung von Michael Zadoorians Roman “The Leisure Seeker” wie die sprichwörtliche Faust auf’s Auge und gibt beiden noch einmal die Chance, sich zu entfalten und das Publikum zu verzaubern.

Wir sehen Mirren und Sutherland als altes Ehepaar Ella und John. Im Alter regiert bei ihnen die Langeweile des Alltags, und doch wollen sie sich noch nicht damit abgeben, dass es gesundheitlich schon längst bergab geht und sie von ihren Kindern bevormundet werden, auch wenn diese es natürlich nur gut mit ihnen meinen. Als Zuschauer erkennt man sich hier nur allzu rasch wieder, ob man nun selbst sein Rentner-Dasein lebt oder derjenige ist, der mit gutgemeinten Ratschlägen immer wieder auf Granit stößt.

Um noch ein allerletztes Abenteuer zu erleben, beschließen Ella und John, ihr ebenfalls nicht mehr jugendliches Wohnmobil “The Leisure Seeker” noch einmal zu reaktivieren, und machen sich auf die Reise. Eine Absprache mit den Kindern gab es hierzu natürlich nicht, diese hätten den Trip nämlich mit Sicherheit – und guten Gründen – auch zu verhindern gewusst. Nun aber sind Ella und John also unterwegs und haben die Heimat in Wellesley/Massachusetts längst hinter sich gelassen, um noch einmal geliebte Urlaubsziele aus alten Zeiten anzufahren – die US-Ostküste soll es runter gehen, bis nach Key West.

Auf welchem Campingplatz die beiden auch immer Halt machen, abends verfolgen sie stets ein schönes Ritual und schauen sich per aufgespanntem Laken und Dia-Projektor Fotos aus ihrer Vergangenheit an, in der sie dann schwelgen. Tagsüber gibt es hingegen schon so einige Situationen zu meistern, die gefährlich sind und die Sorgen der zu Hause inzwischen leicht panischen, erfolgslos auf Rückkehr pochenden Nachkommen rechtfertigen. Nach und nach wird aus dem anfänglich unbekümmerten Spaß der Oldies aber doch auch Ernst, durch ihre gesundheitlichen Probleme ebenso wie durch Dinge aus der Vergangenheit, die plötzlich ans Licht kommen.

“Das Leuchten der Erinnerung” ist ein wundervoller Film, mit dem der italienische Regisseur Paolo Virzì (“Die Überglücklichen”, “Die süße Gier”) eine wahre Ode an die Liebe inszeniert hat. Die große Liebe, die zwischen Ella und John immer noch regiert, ist nach ewigen Jahren der Ehe alles andere als selbstverständlich, und doch ist sie es, die ihr Alter noch lebenswert macht. In seinem ersten englischsprachigen Film präsentiert Virzì einen Road Trip, der von Warmherzigkeit, ansprechendem Humor und doch auch der gehörigen Portion Ernsthaftigkeit geprägt ist – und natürlich von den hervorragend spielenden Mirren und Sutherland, die hier ihrem Alter entsprechend sehr glaubwürdig agieren, so dass es eine wahre Freude ist, sie anzuschauen.

Bewertung: 9 von 10 Punkten

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