Home Film “Maria Magdalena” – die Schöne und Schlaue unter den Staubigen

“Maria Magdalena” – die Schöne und Schlaue unter den Staubigen

Autor: Tobi

"Maria Magdalena" Filmplakat

Maria Magdalena

Darsteller: Rooney Mara, Joaquin Phoenix, Chiwetel Ejiofor, Tahar Rahim
Regie: Garth Davis
Dauer: 120 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: upig.de/micro/maria-magdalena
Facebook: facebook.com/MariaMagdalena.Film


Im Neuen Testament spielt Maria von Magdala, besser bekannt als Maria Magdalena, keine unwichtige Rolle. Es ist zu lesen, dass sie als weibliche Jüngerin zur Gefolgschaft von Jesus gehörte und sowohl Zeugin seiner Kreuzigung und Grablegung, als auch seiner Auferstehung war. Und doch ist sie eine der umstrittensten Personen der Bibel, gerade in Kirchenkreisen. Wurde sie im 3. Jahrhundert von Hippolyt von Rom noch als “Apostola apostolorum” (Apostelin der Apostel) geehrt, verglich sie Papst Gregor I. im Jahr 591 mit einer Sünderin, was ihr später sogar noch einen Ruf als Prostituierte einbrachte. Erst 2016 wurde Maria vom Vatikan formell den Jüngern wieder als “Apostelin der Apostel” gleichgestellt und als erste Botschafterin des Auferstandenen anerkannt.

Nachdem die Geschichte von Jesus Christus schon von einigen Filmemachern erzählt wurde, angefangen von Pier Paolo Pasolinis “Das 1. Evangelium Matthäus” (1964) über Martin Scorseses “Die letzte Versuchung Christi” (1988) bis zu Mel Gibsons “Die Passion Christi” (2004), stellt nun der Film “Maria Magdalena” sie in den Mittelpunkt, wobei der letzte Teil von Jesus Leben direkt miterzählt wird.

Prodzuent Iain Canning erklärt: “Wie wir alle wissen, wurde die Lebensgeschichte Jesu viele Male von unterschiedlichen Filmemachern aufbereitet. Als dann in Ägypten und Griechenland Pergamentfragmente eines angeblichen Evangeliums der Maria Magdalena entdeckt wurden, kam uns die Idee, die Geschichte dieser Frau zu erzählen.”

Die renommierte Dramatikerin Helen Edmundson schrieb die erste Fassung des Drehbuchs, in der sie das Grundkonzept entwickelte und alle relevanten Quellentexte verarbeitete. Anschließend verlieh Philippa Goslett dem Buch einen filmischen Schliff und brachte noch mehr Dynamik in die Handlung.

"Maria Magdalena" (© Universal Pictures)

(© Universal Pictures)

Wir begegnen Maria (Rooney Mara) zu der Zeit, wo sie Jesus noch nicht kennt. Mit Anfang zwanzig lebt sie in Magdala am See Genezareth und arbeitet lieber wie die Männer der Familie in der Fischerei, als die typische Frauenrolle zu übernehmen, zu heiraten und Kinder zu bekommen. Von allen unverstanden fühlt sie sich zu Gott hingezogen, und als sie eher zufällig auf Jesus von Nazareth (Joaquin Phoenix) trifft, spürt sie Verständnis und ist begeistert von seiner Weisheit. Maria entschließt, sich Jesus anzuschließen, woraufhin sie von ihrer Familie verstoßen wird.

Jesus selbst nimmt sie gerne in den Kreis seiner Gefolgschaft auf, seine Jünger allerdings sind nicht komplett begeistert, vor allem, als sie beginnt, ihnen zu widersprechen und Jesus anderweitig zu deuten. Die gemeinsame Reise nach Jerusalem wird zu einem Spagat zwischen Begeisterung unter denen, die Jesus predigen hören oder von ihm gesegnet, wenn nicht sogar geheilt werden, und denen, die ihn für einen Ketzer halten, den man stoppen muss.

Der australische Regisseur Garth Davis, der mit seinem sechsfach Oscar®-nominierten Debütfilm “Lion – Der lange Weg nach Hause” zu begeistern wusste, liefert mit “Maria Magdalena” einen ansprechenden Film ab, aber – und die Redewendung passt ja hier – keine Offenbarung.  War Maria Magdalena in den meisten anderen Filmen noch eine eher stille Randfigur, so steht sie nun im Mittelpunkt. Optisch und erzählerisch weiß der Streifen zu überzeugen, aber hier wird sie vielleicht etwas zu sehr zum Sinnbild der Emanzipation und besticht nicht nur durch Stärke, sondern auch dadurch, als einzige dargestellt zu werden, die Jesus wirklich versteht.

Hierbei passt es nur zu gut, dass Maria mit Rooney Mara, die eigentlich gut spielt, trotz ihrer Natürlichkeit irgendwie zu schön daher kommt inmitten eines staubigen Männerhaufens – hier leuchten die Rehaugen etwas zu glücklich, hier wird etwas zu viel verschmitzt gelächelt. Weit passender sieht da schon Joaquin Phoenix aus, der überzeugt und dem man den Jesus durchaus abnimmt. In Reihen der Propheten wissen vor allem Tahar Rahim als Judas und Chiwetel Ejiofor als Peter zu gefallen. Ein Film, den man gucken kann, aber nicht muss.

Bewertung: 7 von 10 Punkten

 

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