Home Film “Sophia, der Tod & ich” – herrlich skurrile Komödie um ein ernstes Thema

“Sophia, der Tod & ich” – herrlich skurrile Komödie um ein ernstes Thema

Autor: Mick

"Sophia, der Tod & Ich" Filmplakat (© DCM)

Sophia, der Tod & ich

Darsteller: Dimitrij Schaad, Anna Maria Mühe, Marc Hosemann, Carlo Ljubek
Regie: Charly Hübner
Dauer: 98 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: dcmstories.com/movie/sophia-der-tod-ich
Facebook: facebook.com/dcmstories


Der Schauspieler Charly Hübner („Bornholmer Straße“, „Mittagsstunde“) erregte schon mit seiner ersten Regiearbeit reichlich Aufmerksamkeit, als er 2017 in der aufrüttelnden Dokumentation „Wildes Herz“ die kontroverse norddeutsche Punkband „Feine Sahne Fischfilet“ bei ihrem Kampf gegen Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern begleitete. Auch in seinem zweiten Werk als Regisseur „Sophia, der Tod & ich“ zeigt sich der gebürtige Mecklenburger fest im Norden verwurzelt, wenn er sich dem gleichnamigen, bizarren Roman des Cuxhavener Musikers und Autors Thees Uhlmann widmet und ihn uns jetzt als schwarzhumorigen Spielfilm präsentiert.

Es geht schon recht eigenwillig los, als Morten de Sarg (Marc Hosemann) den Todesauftrag für Reiner (Dimitrij Schaad) vom Erzengel Michaela (Lina Beckmann) ganz pragmatisch aus der Imbissbude auf dem nächtlichen Parkdeck in Empfang nimmt. Zwar ist die Thematik auch in der Filmhistorie keine neue, bei Hübner aber sorgt schon die sakrale Prozedur der Zuweisung der Todgeweihten mit ihrem ironischen Unterton für unterhaltsame Befremdlichkeit. Da wird schon mal unzufrieden gequengelt, jedoch gibt es auch für Morten kein Zurück, selbst wenn ihm Reiners Lebensbüchlein noch reichlich dünn erscheint. Also macht er sich als bleicher Tod widerwillig auf den Weg um Reiner ins Jenseits zu geleiten.

Den gibt Dimitrij Schaad in seiner bewährten Paraderolle aus den „Känguru-Chroniken“ als sympathischen Rumsumpfer, bei dem urplötzlich Morten vor der Tür steht und ihm sein baldiges Ableben aufgrund eines angeborenen Herzfehlers offenbart. Das mag der pflichtbewusste Morten für absolut plausibel halten, für den sorgenerprobten Altenpfleger Reiner jedoch ist der Typ in seinem Hausflur nur ein weiterer Durchgeknallter auf Abwegen. In einem herrlich abgedrehten Dialog, bei dem die trockenen Einzeiler wirklich punktgenau sitzen und unweigerlich für Belustigung sorgen, ziehen die beiden ihre ungewöhnliche Schicksalsbeziehung klar, auch wenn Reiner sie nach wie vor nicht wahrhaben will. Doch als der Tod eigentlich schon überfällig ist, und Morten endlich zur Tat schreiten will, funkt Reiners Ex-Freundin Sophia (Anna Maria Mühe) dazwischen und unterbricht mit ihrem Sturmgeklingel jäh den vorgesehenen Prozess.

"Sophia, der Tod & Ich" Szenenbild (© DCM / Stephan Rabold)

(© DCM / Stephan Rabold)

Anna Maria Mühe fügt sich da als genervte Sophia nahtlos in das groteske Szenario ein, vermutet hinter dem merkwürdigen Geschehen nur eine von Reiners üblichen Eskapaden, mit der er der Geburtstagsfeier seiner Mutter zu entgehen versucht, und schiebt dem Ganzen resolut einen Riegel vor. Ehe sie sich versehen, sitzen die drei auch schon im Zug auf dem Weg zu Mama Lore (Johanna Gastdorf) in die norddeutsche Provinz, obwohl der Tod doch schon längst zugeschlagen haben sollte. Das kommt weder bei Michaela noch bei Gott gut an, und so schicken die zur schnellstmöglichen Pflichterfüllung den für seine Konsequenz bekannten Vollstrecker Morck Mortus (Carlo Ljubek) hinterher.

So abgefahren die Handlung der inzwischen zum Roadmovie mutierten Komödie auch klingen mag, irgendwie passen die Einzelteile doch bestens ineinander und machen den flott inszenierten Streifen zu einem stimmigen Vergnügen. Dass Morten nach seiner Verfehlung nach und nach die Vorzüge irdischer Genüsse zu schätzen lernt und dabei seine Existenz immer mehr hinterfragt, ist sicher nichts bahnbrechend Neues, von Marc Hosemann aber wirklich einnehmend trottelig gespielt. Und auch wenn man es nicht vermutet, schlägt der Film auch ernstere Töne an, als sich Reiner mit dem Auftauchen von Morten plötzlich mit dem Tod beschäftigen muss und auf sein bisheriges Leben zurückblickt. Die Intensivierung der Beziehung zu seinem vernachlässigten, kleinen Sohn steht da ganz oben auf seiner Agenda, wirkt jedoch etwas aufgesetzt und war auch dramaturgisch gar nicht notwendig.

Selbst wenn Charly Hübners gelungene Mischung aus Komödie und Drama zeitweise etwas unausgegoren erscheint und gerade mit dem abstrusen Kompetenzgerangel der beiden Tode ein wenig durchhängt, hält sie mit ihren abstrahierten philosophischen Ansätzen regelmäßig unterhaltsame Überraschungen bereit – da bekommt der Tod plötzlich Gewissensbisse und Gott kommt schon mal mit der Aldi-Tüte um die Ecke. Was sie aber am meisten auszeichnet, ist der skurrile Humor ihrer Dialoge, der ihr doch eine Menge Charme verleiht.

Trailer:

Bewertung: 6 von 10 Punkten

 

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