Home Film “Vergiftete Wahrheit” – der begeisternde Film über den Teflon-Skandal macht einen nachdenklich

“Vergiftete Wahrheit” – der begeisternde Film über den Teflon-Skandal macht einen nachdenklich

Autor: Tobi

"Vergiftete Wahrheit" Filmplakat (© TOBIS Film GmbH)

Vergiftete Wahrheit

Darsteller: Mark Ruffalo, Anne Hathaway, Tim Robbins, Bill Pullman
Regie: Todd Haynes
Dauer: 128 Minuten
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
Website: tobis.de/film/vergiftete-wahrheit
Facebook: facebook.com/TobisFilmclub


Filme über aufgedeckte Skandale gab es schon viele, “Vergiftete Wahrheit” ist aber mehr als nur ein weiterer – und das nicht nur, weil er hervorragend gelungen ist, sondern auch weil die Auswirkungen des behandelten Themas viele von uns betreffen und man schwer grübelnd zurückgelassen wird. Der Streifen erzählt die wahre Geschichte des Anwalts Robert Bilott, der es im Alleingang mit einem der weltweit größten Chemiekonzerne aufnahm und den sogenannten Teflon-Skandal ans Licht brachte. Für seinen aufopferungsvollen Kampf, der bis heute andauert, erhielt Bilott 2017 den Alternativen Nobelpreis.

Eigentlich arbeitet Wirtschaftsanwalt Robert Bilott (Mark Ruffalo) 1998 in Cincinnati/Ohio für große Unternehmen, nicht gegen sie. Als dann plötzlich unerwartet zwei Farmer in der Kanzlei stehen und ihm eine Kiste mit Videobändern in die Hand drücken, die einen Umweltskandal in der Kleinstadt Parkersburg in West Virginia belegen sollen, sieht er sich zunächst als falschen Ansprechpartner. Im Wissen, dass sich vermutlich aber kein Anwalt mit einem Chemi-Giganten anlegen will und dass seine dort lebende Großmutter ihn den Farmern empfohlen hatte und auch selbst betroffen sein könnte, gewinnt er aber dann doch Interesse und unternimmt einen Ausflug nach Parkersburg, um sich vor Ort ein Bild zu machen.

Was Bilott dort sieht, übertrifft seine Erwartungen in negativer Hinsicht, denn nicht nur um die 200 Kühe sind bereits mit sehr ungewöhnlichen Symptomen wie Organauswüchsen, schwarzen Zähnen und Tumoren verendet, auch Menschen scheinen betroffen. Als Verursacher vermuten die Farmer den ortsansässigen Chemiekonzern DuPont. Obwohl Bilott selbst schon für diesen arbeitete, beginnt er mit der Recherche und stößt hierbei darauf, dass ein Report der US-Umweltschutz-Behörde EPA zwar grünes Licht für DuPont gibt, die verwendete Chemikalie PFOA wird aber anscheinend gar nicht von ihr reguliert.

Robert konfrontiert den als befreundet eingestuften DuPont-Anwalt Phil Donnelly (Victor Garber) mit der Sache, stößt dann aber bei einem persönlichen Treffen im Rahmen einer Industrieveranstaltung nicht nur auf Ablehnung, sondern erhält bald auch deutliche Drohungen. Bilott lässt sich allerdings nicht einschüchtern, bleibt unterstützt von seinem Boss Tom Terp (Tim Robbins) hartnäckig und bringt weitere skandalöse Fakten ans Licht, während er zu Hause seine schwangere Frau Sarah (Anne Hathaway) damit verwirrt, dass er beginnt, den Teppich heraus zu reißen und Pfannen zu entsorgen – denn Produkte mit PFOA besitzt fast jeder und niemand weiß über die Gefahren Bescheid.

"Vergiftete Wahrheit" Szenenbild (© TOBIS Film GmbH)

Mark Ruffalo (Rob Bilott) (© TOBIS Film GmbH)

Dass “Vergiftete Wahrheit” überhaupt noch bei uns ins Kino kommt, ist eine gute Nachricht. In den USA startete der Film bereits im November 2019 und konnte unbelastet von Pandemie-bedingten Schließungen über elf Millionen Dollar einspielen, zu denen sich weitere 10 Millionen Dollar aus anderen Ländern gesellten. Bei uns sollte der Film am 16. April starten, was ja dann nicht möglich war. Schön, dass er nun doch noch auf der großen Leinwand zu sehen ist, denn das hat er in jedem Fall verdient.

Regisseur Todd Haynes beschert uns einen Streifen, der zum einen durch seine packende Handlung zu fesseln weiß, die von Mario Correa und Matthew Michael Carnahan in einem großartigen Drehbuch niedergeschrieben wurde, zum anderen durch überragendes Schauspiel von Mark Ruffalo besticht, neben dem auch Anne Hathaway und Tim Robbins zu glänzen wissen.

Auf Grund dessen, was man durch den Film lernt, geht man trotzdem mit einem unguten Gefühl nach Hause und macht sich Gedanken über eigene Produkte, die PFOA enthalten – denn die fluorierte Carbonsäure gehört zu den sogenannten “Forever Chemicals”, die sich nicht abbauen lassen, für immer im eigenen Blutkreislauf bleiben und sich bioakkumulativ ganz langsam anreichern. Auch wenn Studien schon lange Leberschäden oder Krebs als mögliche Folgen nicht ausschließen, darf PFOA erst seit dem Juli 2020 (abgesehen von einigen begründeten und mit einer Übergangszeit versehenen Ausnahmen) europaweit nicht mehr hergestellt und verbreitet werden. Danke an Robert Bilott, dem mit “Vergiftete Wahrheit” verdiente Ehre erwiesen wird – was ihm vermutlich ziemlich egal ist, geht es ihm doch um Gerechtigkeit und unser aller Gesundheit.

Trailer:

Bewertung: 10 von 10 Punkten

 

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