Home MusikCD-Rezensionen Die Gang Of Youths fusioniert auf ihrem interessanten dritten Album Indie-Folk-Pop-Rock, Streicher und Weltmusik

Die Gang Of Youths fusioniert auf ihrem interessanten dritten Album Indie-Folk-Pop-Rock, Streicher und Weltmusik

Autor: Tobi

Gang Of Youths "Angel In Realtime"

Gang Of Youths

“angel in realtime.”

(CD, Warner Music, 2022)

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Auf ihrem neuen Album “angel in realtime.” präsentiert die Gang Of Youths zwar jeden Song kleingeschrieben mit abschließendem Punkt, die 13 Stücke auf 68 Minuten besitzen aber durchaus Größe. Für die australische Band, die auf Grund von Visumsproblemen ihren Gitarristen und Keyboarders Jung Kim 2017 nach London übersiedelte, könnte der Weg also weiter Richtung Erfolg gehen, erreichten sie mit dem Vorgänger “Go Farther In Lightness” als zweitem Longplayer nach dem 2015er-Debüt “The Positions” doch bereits Platz 1 der australischen Charts.

2018 folgte mit “MTV Unplugged (Live In Melbourne)” noch eine Konzertscheibe, nun aber bieten Dave Le’aupepe (Gesang, Gitarre), Max Dunn (Bass), Jung Kim, Donnie Borzestowski (Schlagzeug) und Multiinstrumentalist Tom Hobden (Keyboard, Gitarre, Geige), der seit 2019 den ausgestiegenen Joji Malani ersetzt, weitere neue Songs.

Gang Of Youths (© Ed Cooke)

(© Ed Cooke)

Eigentlich war das Album bereits für 2020 geplant – dann aber kam bekanntlich die Pandemie, und so warteten die Jungs erst einmal ab und veröffentlichten Mitte 2021 die EP “Total Serene” mit drei neuen Stücken. Zwei von diesen finden sich nun auch auf dem Album.

Lead-Single der EP war die treibende Indie-Folk-Rock-Nummer “the angel of 8th ave.”, und deren ein Leben beschreibender Text vermittelte bereits einen Vorgeschmack auf die Hauptthematik des Longplayers. Mit einem immer wieder erklingenden “There is heaven in you now” wird das Stück abgeschlossen, und Le’aupepe hatte 2019 ja bereits verkündet, dass der Tod seines geliebten Vaters im Jahr zuvor sich durch die Texte ziehen werde. Sicherlich ist er es, dessen Foto doppelt das Cover ziert, und im Booklet findet man noch ein paar zusätzliche Aufnahmen.

Auch “unison.” kennt man bereits von der EP, und das Stück gewinnt im Laufe seiner fünf Minuten immer mehr an Intensität. “Flawless paradise, and I am raised up in a sky blue sky, in a bad deed with no good alibis. Will I see your love again? Will I feel your love again?” heißt es hier, schließend mit “At least you’ll know that I loved you.” – und zu zunächst gemütlichen Folk-Klängen gesellen sich Streicher, später Breakbeats und auch weltmusikalische Elemente.

Diese spielen ebenfalls eine große Rolle auf dem Album. Vor der Pandemie reiste die Band nach Aotearoa, wo sie mit Pasifika- und Māori-Instrumentalisten wie den Anuanua Drummers von den Cookinseln, Shane McClean und dem Auckland Gospel Choir Aufnahmen einspielte. Zusätzlich griff die Gang Of Youths auf die umfangreiche Sampling-Bibliothek der Field Recordings von indigener Pasifika-Musik aus den späten 1970er-Jahren des Komponisten und Forschers David Fanshawe zurück, und für Aufnahmen mit einer 42-köpfigen Streichergruppe machten sich Hobden und Le’aupepe auf nach Budapest.

Mit seiner Erfahrung aus der Zeit bei Noah And The Whale und als Tour-Musiker von Mumford & Sons fügt sich Tom Hobden bestens ein und zusammen haben die Fünf wirklich sehr interessante und feine Songs erschaffen. Der fast sieben Minuten lange Opener “you in everything.” lässt schon vieles erahnen, und das nachfolgende “in the wake of your leave.” macht auch direkt deutlich, dass eine gewisse Progressivität nicht außen vor bleibt. Bei BBC Radio 1 wurde das mitreißende Stück mit seiner tollen Fusion aus Folk, Indie-Rock und klassischen Streichern nicht umsonst zum “Tune of the Week” gewählt.

Die Songs sind interessant arrangiert. Bei “returner.” werden die Streicher vielfältig eingesetzt und geben auch den Takt mit an, “tend the garden.” und “the man himself.” besitzen viel 90er-Britpop-Flair, “the kingdom is within you.” fährt zu weltmusikalischen Klängen 2-Step-Beats auf, und auch “forebearance.” bietet tanzbare Rhythmen, im Rahmen einer gemütlich anmutenden, sehr schönen Nummer, die von Piano und Streichern mitgeprägt ist.

Die neueste Single “spirit boy.” fährt das Tempo mit akustischer Gitarre und Synthieflächen leicht triphoppig herunter, und für den Song hat Shane McLean, ein Musiker, der auf Taonga Pūoro (die traditionelle Instrumentierung und Musikkultur der Māori) spezialisiert ist, Spoken Word beigesteuert.

Le’aupepe erinnert sich: “Wir hatten die besondere Ehre, dass Shane McLean, ein hervorragender Musiker und Taonga Pūoro-Förderer, einen gesprochenen Vers in Te Reo Māori für uns geschrieben und vorgetragen hat. Eine wunderbare Māori-Frau hat ‚Rongoā‘ an mir durchgeführt – eine heilige Heilmethode. Es war eine transformierende Erfahrung, und ich bin mir immer noch nicht ganz sicher, warum. Es gab einen Moment, in dem diese wunderbare Frau mich ansah und sagte: ‘Du bist ein Wairua-Junge’ – Wairua bedeutet in Te Reo so viel wie ‘Geist’.”

“brothers.” und “hand of god.” sind rein mit sanfter Pianobegleitung noch intensiver angelegt. Das abschließende “goal of the century.” startet ebenfalls sehr zurückhaltend, bietet im Laufe seiner sieben Minuten aber einiges an Abwechslung – wobei Klänge bewusst auch mal off-beat gesetzt werden. Ein gutes, sehr interessantes Album der Gang Of Youths.

Im Oktober und November werden Gang Of Youths bei uns live zu sehen sein, da stehen ihre Nachholtermine an. Hier die Daten – Tickets gibt es z.B. hier bei Eventim (Partnerlink).

26.10.2022 Köln, Gloria
02.11.2022 Hamburg, Grünspan
03.11.2022 Berlin, Kesselhaus

www.gangofyouths.com
facebook.com/GangOfYouths

Bewertung: 8 von 10 Punkten

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