Home MusikCD-Rezensionen Die Punker der Terrorgruppe verabschieden sich mit einem soliden, aber wenig innovativen Album

Die Punker der Terrorgruppe verabschieden sich mit einem soliden, aber wenig innovativen Album

Autor: Tobi

Terrorgruppe "Jenseits von Gut und Böse"

Terrorgruppe

“Jenseits von Gut und Böse”

(CD, Aggropop, 2020)

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Mit den 42 Minuten von “Jenseits von Gut und Böse” legt die Terrorgruppe ihr achtes und laut Info wirklich allerletztes Studioalbum vor. Die 1993 gegründete Punkband um die beiden Urmitglieder Archi “MC” Motherfucker (Gesang, Gitarre) und Johnny Bottrop (Gitarre), die ja auch schon eine knapp zehn Jahre lange Pause in ihrer Vita zu stehen hat, bietet die Scheibe in lila Buchform. Die somit gebundenen Booklet-Seiten bieten neben den Texten der 14 Songs Gemälde und Illustrationen des Kreuzberger Malers Klaus Theuerkauf (endart).

Musikalisch bleiben sich die Berliner treu und bieten deutschsprachigen Punkrock. Meistens kommt dieser pogofreudig flott daher wie bei “Sinnlose Beleidigungsstrategien gegen Fabelwesen (egal ob euch das passt)”, “ADHS”, “Alt + Delete”, “Lastwagenfahrer”, “Zusammenstehen” oder “Nestle (oder weiss hier jemand, wie man dieses Scheiss-Häkchen übers e macht?)”, manchmal bewegen sich die Songs aber auch im Midtempo wie beim sogar mit ruhigen Pianopassagen versehenen “Der Trottel (Oi, Oi, Oi)”, “Männers” oder dem Opener “Suizidoption (Prolog)”.

Auch etwas poppiger angerichtete Punkrock-Nummern sind zu finden, wie das von einem fetten Rülps eröffnete “Fettes betrunkenes dummes Schwein” oder “Easy Jet”, und bei “Ein Führer wird kommen” fließt Ska-Rhythmus mit ein.

Textlich wird ein bunter Strauß an Gesellschaftskritik, Politikverdrossenheit, Lebensbeobachtungen und Anarchopunk verabreicht, oder auch mal ironische Ausbrüche wie bei “Krieg ist super”. Inhaltlich wie auch musikalisch wird allerdings nichts wirklich Innovatives geboten, und die Terrorgruppe wirkte durchaus schon bissiger oder lustiger in früheren Jahren. Ein Song wie “Lastwagenfahrer” ist hierfür ein gutes Beispiel – inhaltlich flach und mit zu wenig Witz versehen, um zu unterhalten. Da sind die kritischen Stücke doch sehr viel besser.

Die erste Vorab-Single “Sie nationalsozialistische Bullensau” hat es als vom Text her punkigste und direkteste Meinungsäußerung übrigens dann doch nicht auf den Longplayer geschafft, und zum Grund gab die Band auch ein Statement ab: “Weil – und da haben uns Medienrechtler beraten – jeder dahergelaufene Staatsanwalt oder sogar Dorf-Cop (wenn sie nicht dazu in der Lage sind, sich intellektuell mit Satire, Übertreibung oder einer Anti-Bullensong-Persiflage mit künstlerischem Überbau auseinanderzusetzten) sich irgendeine ‘Gefahrenlage’ aus den Fingern saugen und herbeikonstruieren dürfen, um dann mit dem SEK bei unserem lieben Plattenabel einzureiten und die schöne Pressung zu konfiszieren…”

LP, CD und Box-Version des Albums gibt es übrigens auch, diese werden aber nur noch über den bandeigenen Online-Shop angeboten. In der Download-Version gibt es allerdings noch vier Bonustracks.

Im November sind Terrorgruppe – falls erlaubt – auf Tour. Hier die Daten:

04.11.2020 Halle/Saale, GiG
05.11.2020 Jena, Kassablanca
06.11.2020 A-Wien, Arena
07.11.2020 München, Backstage Halle
08.11.2020 Dresden, Scheune
12.11.2020 Hannover, Faust
13.11.2020 Hamburg, Knust
14.11.2020 Köln, Gebäude 9
20.11.2020 Berlin, Columbia Theater
26.11.2020 Wiesbaden, Kesselhaus
27.11.2020 Nürnberg, Z-Bau
28.11.2020 Stuttgart, Wizemann
29.11.2020 Saarbrücken, Garage

www.terrorgruppe.com
facebook.com/Terrorgruppe

Bewertung: 6 von 10 Punkten

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