Home MusikCD-Rezensionen Tom Morello untermauert seine Gitarren-Ausnahmeklasse in diversen Kollaborationen

Tom Morello untermauert seine Gitarren-Ausnahmeklasse in diversen Kollaborationen

Autor: Tobi

Tom Morello "The Atlas Underground Fire"

Tom Morello

“The Atlas Underground Fire”

(CD, ‎ Mom+Pop, 2021)

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Tom Morello kennt man als Gitarrist und Mitbegründer von Rage Against The Machine, er spielte aber auch bei Audioslave, Prophets Of Rage und anderen Bands, arbeitete zudem mit zahlreichen namhaften KünstlerInnen und Acts wie The Prodigy, Run DMC, Wu-Tang Clan, Macy Gray, Bruce Springsteen, Jimmy Page oder Linkin Park zusammen.

2018 veröffentlichte der Ausnahmegitarrist, der auch für sein politisches Engagement bekannt ist und in einigen Filmen mitgespielt hat, mit “The Atlas Underground” ein erstes Soloalbum unter seinem Namen, nachdem er als The Nightwatchman bereits vier Folk-Scheiben auf den Markt brachte. Nachdem letztes Jahr mit “Comandante” noch eine EP folgte, gibt es mit “The Atlas Underground Fire” nun eine Fortsetzung, auf der er wie schon beim Vorgänger jede Menge Kollaborationen aufbietet und nicht nur hierdurch extrem abwechslungsreiche Musik verabreicht.

Tom Morello (© Travis Shinn)

(© Travis Shinn)

Die 47 Minuten des neuen Albums hauen einen wirklich vom Hocker. Für andere wäre es schon eine Sensation, AC/DCs Hardrock-Hymne “Highway To Hell” zusammen mit Bruce Springsteen und Eddie Vedder zu covern, bei Tom Morello aber wundert man sich über solche Namen ja kaum noch. Schließlich ersetzte er für eine Zeit und das Album “High Hopes” den damals verhinderten Steven Van Zandt in Springsteens Band, und dass Pearl Jams Vedder als erfahrene Rock-Frontmann-Ikone einen Gitarrenguru wie Morello nicht so übel finden dürfte, das ist klar.

Wenn man dann noch feststellen muss, dass diese Adaption abgesehen vom Line-Up noch eine der am wenigsten faszinierenden Nummern eines Albums ist, dann liegt Großes vor, was Morello so kommentierte: “Unsere Version von ‘Highway To Hell’ ist eine Hommage an AC/DC, aber mit Bruce Springsteen und Eddie Vedder bringt sie diesen legendären Song in die Zukunft. Einer der größten Rock’n’Roll-Songs aller Zeiten, gesungen von zwei der größten Rock’n’Roll-Sänger aller Zeiten. Und dann lege ich noch ein fetziges Gitarrensolo hin.”

Eröffnet wird die Scheibe von “Harlem Hellfighter” als einziger Nummer, die keine Kollaboration darstellt. Der Zweiminüter verbindet fette Riffs mit fetzigen Beats und einigen Samples und ist ein perfekter Warmmacher für alles, was noch folgt.

Mit “Let’s Get The Party Started”, das Morello mit den Metallern von Bring Me The Horizon erarbeitet hat, gibt es einen ersten Brecher, der allen Fans von härterem Crossover die Ohren wegbläst. Der brachiale Ohrwurm ist großartig und weist wie alle Songs seine Momente auf, in denen Tom Morello sich als Gitarrengott entfalten kann, mit seinen Riffs, seinen Linien und seinen Soli. Fett, einfach nur fett, und auch “Hold The Line” mit grandson, “The Achilles List” mit Damian Marley und “Save Our Souls” mit Dennis Lyxzén von Refused gehen gut ab.

Dass die Scheibe aber stilistisch noch weit mehr zu bieten hat und jede Menge Facetten bereit hält, das bewies bereits die sphärisch getragene, aber auch gut abrockende Vorab-Single “Driving to Texas”, die Morello zusammen mit dem New Yorker Elektrorock-Duo Phantogram aufgenommen hat. Ein weiterer faszinierender Song, der sich voll im Ohr festsetzt, ist das im bodenständigeren Folk-Rock angesiedelte “The War Inside” mit Chris Stapleton.

Dass die Kollabos auch diesmal gerne mal wieder Richtung HipHop oder auch Elektro tendieren dürfen, zeigt “Naraka” mit Mike Posner ebenso wie “Night Witch” mit der in L.A. angesiedelten Indie-Musikerin phem oder das mit DubHop-Künstler Protohype fett pumpende “Charmed I’m Sure”. Den Abschluss bildet das mit der palästinänsischen DJane und Produzentin Sama’ Abdulhadi erarbeitete Instrumental “On The Shore Of Eternity”, bei dem Morello seine Gitarrenklänge über hämmernden Club-Beats entfaltet.

Ein überzeugendes Album, das er während der Pandemie von seinem Heimstudio in Los Angeles aus aufgenommen hat, während er Dateien mit Kollegen auf der ganzen Welt austauschte. “Während des Lockdowns hatte ich keinen Zugang zu einem Tontechniker, also musste ich alle Gitarrenparts mit der Sprachaufzeichnung meines Telefons aufnehmen”, erklärt Morello. “Das schien eine abwegige Idee zu sein, aber es führte zu einer kreativen Freiheit, da ich keinen der Gitarrenparts überdenken konnte und einfach meinem Instinkt vertrauen musste.”

So gab ihm die Pandemie die Freiheit, mehr den Emotionen und Ängsten der Zeit zu folgen. “Diese Platte war eine Rettungsinsel in einer schwierigen Zeit, die es mir ermöglichte, neue Wege zu finden, um neue globale künstlerische Verbindungen zu schaffen, die dazu beitrugen, eine Zeit der Angst und Beklemmung in eine Zeit des musikalischen Ausdrucks und der rockigen Jams zu verwandeln”, so Morello. Das ist ihm bestens gelungen, was tolle Kompositionen, Instrumentierungen, Gitarrenparts und auch Gesangsleistungen zeigen.

tommorello.com
facebook.com/TomMorello

Bewertung: 9 von 10 Punkten

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