Home MusikKonzertberichte Madsen feierten mit ihren ausgelassenen Fans die Chartspitze (Köln, 1. September 2023)

Madsen feierten mit ihren ausgelassenen Fans die Chartspitze (Köln, 1. September 2023)

Autor: Tobi
Madsen (© Dennis Dirksen)

(© Dennis Dirksen)

Mit Hochverlegungen ihrer Gigs in Köln kennen sich Madsen ja bereits aus, spielten sie im November 2018 statt wie geplant in der Live Music Hall nach Erreichen von Platz 3 in den Charts mit ihrem Album “Lichtjahre” (lies unsere Rezension hier) doch im dreimal so großen Palladium, was damals noch ihren bis dato größten Headliner-Gig bedeutete (lies unsere Konzertkritik hier).

Fünf Jahre später sind Madsen noch viel, viel weiter. 2019 spielten die Jungs aus dem norddeutschen Wendland zum 15-jährigen Bandjubiläum in der Alsterdorfer Sporthalle in Hamburg vor 7.000 Fans ein ausverkauftes Konzert, überbrückten dann die Pandemie mit dem in Eigenregie produzierten Punk-Album “Na gut dann nicht”, Frontmann Sebastian Madsen zudem mit der von Soul und Blues geprägten Solo-Scheib “Ein bisschen Seele”.

Dann rief nicht Hollywood, dann kam “Hollywood”, wie sie ihr im August 2023 veröffentlichtes, neues Studioalbum betitelten. Auf 41 Minuten überzeugen die Brüder Sebastian (Gesang, Gitarre), Johannes (Gitarre) und Sascha (Drums) Madsen plus Bassist Niko Maurer mit elf melodischen, mit gewohnt sympathisch aus dem Leben erzählenden Texten ausgestatteten Rocksongs, und diese kommen diesmal noch eingängiger und hymnenhafter daher, so dass wir in unserer Rezension feststellten, dass sie es verdient hätten, hiermit ihre erste Nummer Eins zu markieren. Inzwischen steht fest: Madsen haben tatsächlich den Chart-Thron erklommen, und kaum jemandem könnte man es mehr gönnen.

Bevor im Oktober die große Headliner-Tour zur Erfolgs-Scheibe in Österreich startet und dann im Dezember in Deutschland fortgesetzt wird (siehe unten), waren noch vier intime Open Air Konzerte unter dem Motto “BBQ Blitz” angesetzt, um in kleineren Locations mit den Fans die Freiluft-Saison abzuschließen, die für Madsen ja auch umjubelte Festival-Gigs wie im Juni beim Hurricane und Southside beinhaltete. Und nun kommen wir zurück zur Hochverlegung, allerdings mal ganz anders und unerwünscht. In Köln schüttete es in der Nacht zum 1. September und dann auch den ganzen Tag über nämlich wie aus Eimern, so dass Madsen keine andere Wahl blieb, als den Gig vom Freideck vor der Kantine einen Stock höher in Die Kantine zu verlegen, nach drinnen also, wo man nicht vom Wetter abhängig war. Die BBQ-Idee, wie auch immer diese eigentlich genau ausgesehen hatte, fiel hiermit leider weg – aber immerhin liefen Sascha und Nico (vielleicht auch die anderen, die wir aber nicht sahen) vor dem Auftritt des Support-Acts mit je einem Bauchladen voll Freibier durch die Halle, um selbiges an die BesucherInnen zu verteilen, einen kleinen Plausch zu halten oder für gemeinsame Fotos da zu sein.

Publikumsnah und äußerst sympathisch, so kennt man Madsen, die nach einem feinen kleinen Gig von Hanna Rautzenberg, die mit souligem Singer/Songwriter-Pop und starker Stimme zu gefallen wusste, dann auch nach kurzer Umbaupause um 19.45 Uhr mit “Ein bisschen Lärm” loslegten. Dies verwunderte keinesfalls, ist der Opener des Nummer-Eins-Albums doch mit seinem Text auch die perfekte Konzerteröffnung: “Guten Tag, meine Damen und Herren, sind Sie bereit für ein bisschen Lärm? Dann lad’ ich Sie ganz herzlich ein, sich heute, hier und jetzt einfach mal frei zu schrei’n.”

Beim Schreien blieb es natürlich nicht, es wurde gesungen, und das eigentlich durchgängig, denn wie von Madsen-Fans gewohnt kannten diese jeden Song auswendig, was auch bereits für die neuen galt. Apropos “publikumsnah” – beim zweiten Song “Mit dem Moped nach Madrid” holte Sebastian den 13-jährigen Jonas aus den ersten Reihen auf die Bühne, der die Nummer dann mit ihm zusammen zelebrieren durfte, was er sicher nie vergessen wird. Durch die Verlegung des eigentlich ausverkauften “BBQ Blitz” in Die Kantine gab es genug Platz zum Tanzen und der etwa halbvolle Saal nutzte diesen auch, nicht nur die Stimmbänder kamen also mächtig in Bewegung, das Ganze wurde zu einer einzigen, gutgelaunten Party. Im Laufe dieser erwähnte die Band ein paar Male, wie viel Spaß ihnen alles momentan mache und wie schön es sei, in offensichtlich glückliche Gesichter zu schauen – die man auch auf der Bühne die ganze Zeit über sah.

Madsen präsentierten sich einmal mehr als hervorragende Live-Band, die wie schon länger beim Gig durch Keyboardin Lisa Nicklisch alias Lisa Who und Gitarrist Martin “Mücke” Krüssel verstärkt wurde. Optimal eingespielt wurde eine bunte Mischung aus neuen Songs und Klassikern geboten. Von “Hollywood” gab es neben dem Opener den schönen, hier dann auch mal politischen Titelsong, das optimistische “Wir haben immer noch die Sonne”, “Heirate mich” und das tolle “Brücken”. Diese wurden für Stücke aus einem noch nicht lange veröffentlichten Album beachtlich mitgesungen und abgefeiert, noch mehr dann natürlich Klassiker wie “Sirenen”, “Macht euch laut”, “Mein Herz bleibt hier” oder “Du schreibst Geschichte”. Auch Lisa wurde von Sebastian mal nach vorne auf die Bühne geholt für das gemeinsame Duett “So cool bist du nicht”.

Madsen zeigten sich gewohnt spielfreudig, und beste Laune spiegelte sich auch darin, dass sie einige Cover einstreuten, zumindest partiell. So wurde “Nachtbaden” von ein paar Takten “Blitzkrieg Bop” der Ramones eröffnet, Johannes bescherte vor dem von ihm gesungenen “Kein Mann für eine Nacht” eine Strophe plus Refrain von Robbie Williams’ “Angels”, in der Mitte von “Die Perfektion” gab es einen kräftigen Einschub “Hate To Say I Told You So” von The Hives, die erste Zugabe “Love Is A Killer” wurde mit kurzen Intro von Haddaways “What Is Love” eingeleitet, und auch Nirvanas “Smells Like Teen Spirit” wurde bis nach dem ersten Refrain in den Raum geschmettert – von Johannes lakonisch mit “Das war gar nicht mal so gut” kommentiert.

Alle hatten sehr viel Spaß, und zwischen den Songs gab es immer wieder sympathische Kommentare, Anekdoten oder Ansagen, ebenso wie klare Statements gegen Rechts, Homophobie oder jegliche Ausgrenzung. Als jemand sich laut “Unter dem Radar” wünschte, wurde sogar dieses kurz angespielt – zum allerersten mal und ungeprobt, wie Sebastian verdeutlichte. Ein toller Konzertabend einer herausragenden Band ging dann mit der Hymne “Lass die Musik an” zu Ende und Madsen entließen ihr glückliches Kölner Publikum in eine laue, inzwischen trockene Nacht.

Hier sind Madsen bald in größeren Hallen live zu sehen – Tickets gibt es z.B. hier bei Eventim (Partnerlink):

04.10. A-Wien, Arena (+ Montreal)
05.10. A-Linz, Posthof Linz (+ Montreal)
01.12. Berlin, Columbiahalle (+ Deine Cousine)
02.12. Köln, Carlswerk Victoria (+ Deine Cousine)
08.12. München, Tonhalle (+ Deine Cousine)
09.12. Frankfurt, Batschapp (+ Deine Cousine)
16.12. Dresden, Alter Schlachthof (+ Deine Cousine)
17.12. Oberhausen, Turbinenhalle (+ Deine Cousine)
21.12. Hamburg, Sporthalle (+ Deine Cousine)

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Links:
Website von Madsen
Website der Kantine Köln

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