Home MusikCD-Rezensionen Schiller bietet auf “Morgenstund” mehr als abwechslungsreichen Chillout

Schiller bietet auf “Morgenstund” mehr als abwechslungsreichen Chillout

Autor: Tobi

Schiller "Morgenstund"

Schiller

“Morgenstund”

(CD+Blu-ray, Sony Music, 2019)

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Als Christopher von Deylen 1998 mit Mirko von Schlieffen das Elektro-Projekt Schiller gründete, da dachte er sicher nicht im Traum an eine Karriere wie die, auf die er nun zurück blicken kann. Kurz nach der Jahrtausendwende verließ von Schlieffen das Projekt, fortan war von Deylen also alleine als Schiller aktiv. Inzwischen stehen mehr als 7 Millionen verkaufte Alben zu Buche, Gold- und Platin-Auszeichnungen sind Normalität geworden, weltweit ist Schillers Musik angesehen, und mit Songs wie “Das Glockenspiel” (1998), “Ruhe” (1999), “Dream Of You” (2001, mit Peter Peppner), “Leben… I Feel You” (2004, erneut mit Heppner), “You” (2008, mit Colbie Caillat), “Time For Dreams” (2008, mit Lang Lang) oder “Sonne” (2011, mit Unheilig) wurden auch obere Single-Chart-Regionen erreicht, während die letzten drei Alben allesamt auf Platz 1 landeten.

Hinzu kommt, dass – was für chilligen Elektro-Pop alles andere als selbstverständlich ist – auch mehrere ausverkaufte Live-Tourneen mit aufwändigen Bühnenshows realisiert wurden, in denen perfekter Sound, anspruchsvolle Video-Projektionen und ausgeklügelte Light-Shows zu einem atemberaubenden Gesamtwerk verschmolzen.

Schiller (Foto: © Annemone Taake)

(Foto: © Annemone Taake)

Neben intensiven Klangtüfteleien und dem richtigen Gespür für einen Melange aus entspannten Sphärenklängen und Melodien sind auch wechselnde Vokalisten und Kollaborationspartner ein Erfolgsgeheimnis von Schiller, und diesem bleibt Christopher von Deylen auch auf seinem neuen Album “Morgenstund” treu.

Mehr als 80 Minuten findet man auf der somit prall gefüllten CD, und nach einem zum Entspannen auffordernden “Willkommen” geht es gewohnt chillig los, wenn “Harmonia” einen erst ruhig im Elektro abholt, dann durch knackige Drums und heulende E-Gitarre noch organisch angereichert wird. Diese Abkehr von rein maschinellen Klangwelten ist nicht nur für die Scheibe wichtig, sondern auch ein elementarer Bestandteil von Schillers Live-Shows, und bei einem Presse-Event im Februar präsentierte der sympathische von Deylen u.a. Mitschnitte aus den Proben zur bevorstehenden Stadiontour, bei der er von tollen Musikern wie Pink-Floyd-Live-Drummer Gary Wallis, Bassist Doug Wimbish oder Gitarrist Scott McKeon begleitet sicher ein beeindruckendes Live-Erlebnis bieten wird. Dass auch hier mehrere Vokalisten wie Tricia McTeague mit dabei sein werden, versteht sich von selbst – unten die Tourdaten.

Das über 7 Minuten lange “Universe” mit eben jener Tricia McTeague als Gast ist das erste Highlight eines insgesamt wieder voll überzeugenden Albums. Getragen geht das Stück los und wird bald zu einer Ambient-Nummer mit Tricias schönem Gesang, bevor auch hier gegen Ende weit mehr Rhythmus angeschlagen wird und ein feines Gitarre-Solo inkl. rockiger Riffs erklingt.

“Dreamcatcher” mit männlichem Gesang von Jhyve kommt im Vergleich hierzu als eher gewöhnliche Popnummer daher, bevor der “Baum des Lebens” als instrumentales Sphärenstück erklingt. Mit Schwarz zusammen hat Schiller “Avalanche” aufgenommen, welches sich zu einem eingängigen Elektropop-Song im gemütlichen Midtempo entwickelt, während die zweite hier zu findende Kollaboration der beiden, “New Day”, später ruhiger bleibt. Noch spannender wird es mit “Das goldene Tor”, das mit der persischen Dotar-Spielerin und Sängerin Yalda Abbasi westlichen Chillout mit orientalischen Klängen ansprechend fusioniert, in Teheran aufgenommen, wohin Santur-Meister Pouya Sarai eingeladen hatte.

Abwechslungsreich geht es weiter, wobei das wundervolle Titelstück mit Nena am Mikrofon sicherlich eines der weiteren Highlights darstellt, denn ihre Stimmfarbe passt bestens zur entspannten Huldigung der “Morgenstund”, die ja bekanntlich Gold im Mund hat. “Sie ist eine wunderbare Traumwelten-Bürgerin. Wenn der Tag erwacht, ist ihre Stimme genau die richtige für die Morgenstund”, erklärt Christopher.

Mit Jan Blomqvist entstand “In Between”, der tanzbarste Track der Scheibe, dem trotzdem nicht die Schiller-nde Wärme abhanden gekommen ist. Auch das Instrumentalstück “Lichtjahre” kommt bei aller Entspanntheit treibend daher, und dieses erschuf von Deylen in St. Ulrich im Südtiroler Grödnertal mit keinem Geringeren als dem legendären, mehrfach Oscar®-prämierten Musikproduzenten und Komponisten Giorgio Moroder.

Wer denkt, dass gegen Ende vielleicht eher Füller zu hören sein könnten, der kennt nicht nur Schiller wenig, sondern wird auch von weiteren großen Namen beeindruckt. Die pulsierende Ambient-Nummer “Morgenstern (Ausschnitt)” hat Christopher mit Tangerine Dream aufgenommen, und das abschließende “Love” mit keiner Geringeren als Rebecca Ferguson in London, wo sie einen Tag in den geschichtsträchtigen RAK Studios verbrachten, wo auch schon Led Zeppelin, Adele oder Radiohead aufnahmen. Dort gibt es einen analogen Mixer und viele Geräte für das Sounddesign, von denen einige 30, 40 Jahre alt sind und nicht einmal mehr hergestellt werden, die dem Sound jedoch einen ganz besonderen Charakter verleihen. Das Ergebnis ist ein wundervolles, zehnminütiges Epos, das nach ruhigem Beginn durch Fergusons einnehmenden Gesang zu einer Elektro-Ballade wird und gegen Ende dann erneut durch die Gitarrenklänge von Scott McKeon, den Bass von Doug Wimbish und die Drums von Gary Wallis energetisch aufgeladen wird, bevor es dann wieder ruhig ausklingt. Der Drummer spielte übrigens auch schon für Jean-Michel Jarre als vergleichbar akribisch arbeitenden Elektromeister beim legendären Konzert vor den Pyramiden von Gizeh, bevor er 2001 schon einmal für ein paar Jahre live zu Schiller stieß – seine Rückkehr ist vor allem für die Tour äußerst positiv zu bewerten.

Alles in allem ein weiteres tolles Album von Schiller, dem die Ideen glücklicherweise auch nach 20 Jahren noch nicht auszugehen scheinen. Die uns vorliegende Deluxe Edition enthält neben der CD auch eine Blu-ray, die das Album in Dolby Atmos Surround-Sound enthält, außerdem das Kopfhörerkonzert “Voyage: Panta Rhei”, diverse “Hinter den Kulissen”-Videos zur Entstehung des Albums, fünf Musikvideos zur Scheibe, zwei Fotoalben, das Featurerette “Klangwelten: Behind The Scenes” und die “Wall of Friends”.

Außerdem sind eine limitierte Ultra Deluxe Edition mit drei CDs und drei Blu-Rays plus handsignierter Leinwand, eine limitierte Super Deluxe Edition mit zwei CDs und zwei Blu-Rays plus Hardcoverbuch im Schuber, eine Doppel-LP in gelbem Vinyl und Download erhältlich.

Hier ist Schiller unter dem Titel “Es werde Licht” live zu sehen – Tickets gibt es z.B. hier bei Eventim (Partnerlink).

08.05.2019 Dresden, Messe
09.05.2019 Leipzig, Arena
10.05.2019 Frankfurt, Jahrhunderthalle
11.05.2019 Nürnberg, Arena Nürnberger Versicherung
12.05.2019 Bielefeld, Seidensticker Halle
14.05.2019 Erfurt, Messe
15.05.2019 Hannover, Swiss Life Hall
17.05.2019 Köln, LANXESS arena
18.05.2019 Oberhausen, König-Pilsener-Arena
19.05.2019 Mannheim, SAP Arena
20.05.2019 Stuttgart, Porsche Arena
21.05.2019 München, Olympiahalle
23.05.2019 Bremen, ÖVB-Arena
24.05.2019 Hamburg, Barclaycard Arena
25.05.2019 Berlin, Mercedes-Benz Arena

www.schillermusik.de
facebook.com/schillermusic

Bewertung: 9 von 10 Punkten

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