Babygirl
Darsteller: Nicole Kidman, Harris Dickinson, Antonio Banderas, Sophie Wilde
Regie: Halina Reijn
Dauer: 114 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: constantin.film/kino/baby-girl
Facebook: facebook.com/constantinfilm
Instagram: instagram.com/constantinfilm
Kinostart: 30. Januar 2025
Sexuelle Abhängigkeitsverhältnisse scheinen auf Regisseurin Halina Reijn („Bodies Bodies Bodies“) eine ganz besondere Faszination auszuüben. Schon in ihrem Erstling „Instinct – Gefährliche Begierde“ von 2019 nämlich interessierte sich die Niederländerin für die Leidenschaft einer Gefängnispsychologin für ihren Patienten, einen verurteilten Sexualstraftäter. Mit ihrem neuen Psychodrama „Babygirl“ skizziert sie nun eine ganz ähnliche Beziehung, in der sich gesellschaftlich vorgegebene Machtverhältnisse unvermittelt durch sexuelles Verlangen verschieben.
Und wieder steht mit Romy (Nicole Kidman) eine Frau im Mittelpunkt ihrer Betrachtungen, die sich urplötzlich in den Komplikationen einer eigentlich verbotenen Affäre wiederfindet. Die ist als Mittfünfzigerin und Mutter zweier Töchter längst in der Eintönigkeit ihres Ehealltags angekommen, in dem Sex allenfalls noch dazu dient, ihrem liebenden Ehemann Jacob (Antonio Banderas) eine heile Welt vorzugaukeln. Befriedigung jedoch erlangt sie keinesfalls mit ihm sondern ausschließlich bei der heimlichen Masturbation zu einschlägigen Videos devoter Frauen. Direkter jedenfalls könnte Regisseurin Reijn in ihrer Einführung kaum sein, um uns mit den Befindlichkeiten ihrer Protagonistin vertraut zu machen, die Nicole Kidman hier einmal mehr wenig prüde und bravourös gibt.
Abwechslung und Erfüllung findet Romy in ihrem Job als Gründerin und Geschäftsführerin eines erfolgreichen Robotikunternehmens, der sie eines Tages mit dem genauso attraktiven wie unangepassten jungen Praktikanten Samuel (Harris Dickinson) zusammenführt. Der scheint überaus selbstbewusst gern die Grenzen seiner Position auszuloten und stellt dabei auch schon mal die Firmenhierarchie provokativ in Frage. Seit ihrer ersten Begegnung ist er sich da genauso seiner anziehenden Wirkung auf Romy wie ihrer zeitweiligen Unsicherheit ihm gegenüber bewusst und wählt als Mentorin im anstehenden Programm nun ausgerechnet die unbefriedigte Firmenchefin aus. Regelmäßige Treffen der beiden sind so unvermeidbar, wo sie sich doch schon bei ihren ersten Kontakten in der Firma in einem merkwürdigen Ringen um Dominanz umkreist haben.

(© Constantin Film Verleih)
Wo die Reise hingeht, ist in Reijns Drama schon da unschwer zu erraten, und doch spielen Kidman und Dickinson ihre Rollen dermaßen glaubwürdig, dass allein das Verfolgen ihrer Machtspielchen ein wahres Vergnügen ist. Was nämlich durch die Stellung der beiden im Unternehmen scheinbar fest manifestiert ist, hinterfragt die Regisseurin bald durch die Ebene sexuellen Verlangens und spielt dabei geschickt mit Romys Begehren des dominant auftretenden jungen Mannes, dem sie sich für ihre Befriedigung so gern total unterwerfen würde.
Im Betrieb aber hat immer noch sie die Zügel in der Hand und lässt das den Praktikanten immer dann spüren, wenn der mal wieder allzu anmaßend agiert. Anders sieht die Sache dann schon im Hotelzimmer aus, in das sich Romy in der Schlüsselszene auf seine Einladung für ihre sexuelle Auslieferung begibt. Denn nur das kann die Absicht ihres Erscheinens sein, womit sie einiges aufs Spiel setzt, auch wenn sie es sich anfangs selbst noch nicht eingestehen will. Und schon sind wir wieder mittendrin im Spiel um Unterordnung und Kontrolle, das auch Samuel so sehr zu genießen scheint. Fast hat es etwas von tierischer Zähmung, wenn er mit kleinen Zuwendungen langsam ihren Stolz und Widerstand gegen den Verlust von Kontrolle, die sie gerade als Vorgesetzte so ungern verliert, bricht und sie am Ende als sein „Babygirl“ doch zu ihrem ersehnten Ziel höchster Befriedigung führt. Prickelnde Erotik versprüht das zwar nicht, interessant zu beobachten ist das Dominanzgerangel des wunderbar harmonierenden Duos Kidman/Dickinson aber allemal.
Folgenlos und unentdeckt bleibt diese toxische Affäre natürlich nicht und bringt durch die gegenseitigen Abhängigkeiten und weitere Player bald das Spannungselement in Reijns der Tradition des klassischen Erotikthrillers verschriebenen Film, der damit dann doch einiges an Intensität verliert. Dennoch lässt sich ihr ansehnlicher Streifen durchaus als feministisches Bekenntnis zum emanzipierten Ausleben von Sexfantasien lesen, das einen frischen Wind durch die angestaubten gesellschaftlichen Rollenbilder bläst. Schade nur, dass sich zum Ende hin die durch das sexuelle Abenteuer ausgelösten Probleme geradezu profan in Wohlgefallen auflösen.
Trailer:
Bewertung: 6 von 10 Punkten
