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“Borg/McEnroe” – Tennisherbst im deutschen Kino

Autor: Tobi

Borg/McEnroe

Borg/McEnroe

Darsteller: Sverrir Gudnason, Shia LaBeouf, Stellan Skarsgård, Tuva Novotny
Regie: Janus Metz
Dauer: 108 Minuten
FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Website: www.borgmcenroe.de
Facebook: facebook.com/BorgMcEnroeFilm


Tennisherbst im deutschen Kino: Bevor Ende November “Battle Of The Sexes – Gegen jede Regel” startet, der sich mit der Tennisspielerin Billie Jean King, ihrem Kampf für Gleichberechtigung bei den Preisgeldern und ihrem Showmatch gegen den Chauvinisten Bobby Riggs im Jahr 1973 beschäftigt, geht es in “Borg/McEnroe” um alles andere als Diskriminierung. Hier geht es um die ehemaligen Konkurrenten um die Nummer Eins im Tennis, um ihre durchaus speziellen Charaktere und um das Wimbeldon-Finale 1980.

Regisseur Janus Metz erzählt uns die wahre Geschichte des Weltranglistenersten Björn Borg (Sverrir Gudnason), der sich schon mit 24 Jahren ausgebrannt fühlte und der von Ängsten geplagt von den engsten Vertrauten dazu überredet werden musste, 1980 überhaupt wieder beim Grand Slam Turnier in London anzutreten – dabei hatte er die Chance, sich dort mit dem fünten Titel in Folge zu einer Legende zu krönen. Metz erzählt uns aber genauso vom aufstrebenden Talent John McEnroe (Shia LaBeouf), der mit seinen 20 Jahren dank seines druckvollen Serve-and-Volley-Spiels in die Weltspitze vorstieß und der nach dem Triumph bei den US Open 1979 darauf brannte, Borg ein Jahr später vom Wimbledon-Thron zu stürzen – dem aber seine aufbrausende, teilweise von Schimpftiraden geprägte Art anfangs immer wieder die nötige Konzentration raubte.

Der Film liefert Einblicke in den Werdegang der beiden Weltklasse-Spieler, von früher Jugend bis zu besagtem Finale. So erfährt man, dass auch Borg mal leicht reizbar und aufbrausend war, dann aber von seinem Trainer und Mentor Lennart Bergelin (Stellan Skarsgård) gezähmt werden konnte – und dass seine damalige Freundin Mariana Simionescu (Tuva Novotny) Kraft verleihender Ruhepol und Frustabbaustelle zugleich für ihn war. Bei McEnroe ist es weniger die Jugend als vielmehr die Zeit exzentrischer Ausraster, die mit einfließt, bis zur Erkenntnis, dass vielleicht gerade die für McEnroe so unerträgliche Ausstrahlung der Gelassenheit bei Borg eines seiner Erfolgsgeheimnisse ist.

Der Film führt uns durch das Wimbledon-Turnier 1980 und gipfelt im legendären Finale, er legt dann aber noch weit mehr Gewicht auf die Szenen hinter den Kulissen und die Tatsache, dass die nach außen hin ungleichen, doch im innersten Kern irgendwie auch seelenverwandten Rivalen sich auch sehr zu schätzen wussten und sogar eine Freundschaft zwischen ihnen entstand. Metz ist es gelungen, dies alles mit dem richtigen Gespür für eine ausgewogene Mischung aus Sport-Action, menschlichen Einblicken und zeitlichen Rückblenden zu inszenieren, stilistisch bestens zur damaligen Zeit passend. Sverrir Gudnason sieht Borg erschreckend ähnlich, weit mehr als Shia LaBeouf McEnroe ähnelt, der seine Rolle aber auch sehr gut spielt – wohl nicht umsonst wurde hier ein Hitzkopf mit selbigem besetzt. Ein kleines aber feines Highlight des Films ist, dass Borgs Sohn Leo ihn als hier Zwölfjährigen spielt. Ein sehr unterhaltsamer und interessanter Film.

Bewertung: 8 von 10 Punkten

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