Home Film “Eileen” – eine tolle Thomasin McKenzie in einer am Twist knabbernden Romanverfilmung

“Eileen” – eine tolle Thomasin McKenzie in einer am Twist knabbernden Romanverfilmung

Autor: Tobi

"Eileen" Filmplakat (© Universal Pictures)

Eileen

Darsteller: Thomasin McKenzie, Anne Hathaway, Shea Whigham, Marin Ireland
Regie: William Oldroyd
Dauer: 98 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: www.upig.de/micro/eileen
Facebook: facebook.com/Focus.Features.DE
Kinostart: 14. Dezember 2023


Nachdem die junge Neuseeländerin Thomasin McKenzie bereits in “Jojo Rabbit” und “Last Night In Soho” voll überzeugen konnte, in Letzterem als schüchternes Landei neu im London der 60er-Jahre angekommen aber die Mutation zur Femme Fatal noch größtenteils ihrem von Anya Taylor-Joy gespielten Spiegelbild überlassen musste, bietet die Titelrolle der “Eileen” im neuen Streifen von “Lady Macbeth”-Regisseur William Oldroyd ihr nun den Raum, ihre Wandlungsfähigkeit bestens unter Beweis zu stellen.

Diese arbeitet nämlich 1964 als Sekretärin in einem Jugendgefängnis und kommt mit viel Natürlichkeit und fast schon biederer Kleidung ganz brav daher, auch wenn sie die eine oder andere Phantasie und sexuelle Gelüste hat, sich aber auf geheime Masturbation beim Anblick des angehimmelten jungen Wärters oder bei der Beobachtung anderer beim Sex im idyllisch parkenden Wagen über der Küste von Massachusetts beschränkt. Als dann die selbstbewusste und sich attraktiv stylende Rebecca Saint John (Anne Hathaway) ihren Job als neue Gefängnispsychologin antritt, rauscht Eileen geradewegs in ein inneres Chaos. Sie beginnt nicht nur, sich in puncto Aufmachung an ihr zu orientieren, sondern entwickelt auch Gefühle für die charismatische Blondine – und da diese sich aus der Großstadt kommend in der neuen Gegend orientieren möchte und hierbei eine Freundin gut gebrauchen kann, kommt es auch schnell zum privaten Kontakt der beiden.

Da es wenig gute Gründe gibt, mit ihrem seit Verlust der Frau und des Jobs als Polizeichef sich in Alkoholrausch fliehenden Vater Jim (Shea Whigham), der paranoide Momente durchleidet und jähzornig werden kann, Zeit in ihrer tristen Wohnung zu verbringen, stürzt sich Eileen nur zu gerne in die Nähe der älteren, glamourösen Neu-Bekanntschaft, und zusammen erleben die beiden eine wilde Nacht, die für Eileen mit dem Aufwachen in ihrem vollgekotzten Auto endet, und mit üblem Kater muss sie dann auch noch feststellen, dass ihr Vater sie so nicht mehr zu Hause bei sich haben möchte. Und als wenn die Situation nicht mies genug wäre, ist Rebecca plötzlich verschwunden und Eileen, die bisher nur in Gedanken mal mit Schusswaffen gespielt hatte, mitten im Geschehen um ein ominöses Verbrechen.

"Eileen" Szenenbild (© Jeong Park Courtesy NEON)

Thomasin McKenzie und Anne Hathaway
(© Jeong Park Courtesy NEON)

Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Ottessa Moshfegh aus dem Jahr 2015 nimmt uns “Eileen” zunächst sehr anständig mit zurück in die 60er-Jahre und vermag es, mit nostalgischem Flair und gutem Beleuchten der durchaus interessanten Hauptfiguren eine passende Stimmung aufzubauen, auch durch ansprechende Bilder. Die Wendung, die das Drehbuch von Moshfegh selbst und ihrem Ehemann Luke Goebel bereit hält, bringt dann Spannung auf, in der Folge verläuft sich der Film aber etwas und macht zu wenig aus seinen Möglichkeiten und auch einigen vorher angedeuteten Dingen, wozu das eher unbefriedigende Finale dann leider passt.

So lebt der Streifen dann eher von besagter Nostalgie und der darstellerischen Leistung einer toll und facettenreich aufspielenden Thomasin McKenzie, während Anne Hathaway zwar auch gut agiert, die Rolle ihr aber nicht ausreichend Raum gibt, zu glänzen. Die erste Hälfte des Films mit dem Aufeinandertreffen der so unterschiedlichen Frauen und ihrer aufflammenden Freundschaft, die bei Eileen eine Wesensänderung hervorruft und knisternde Gefühle weckt, lässt sich noch sehr gut anschauen. Dass der interessante Twist hin zum Krimi-Thriller dann aber seine Wirkung verfehlt, ist schade.

Trailer:

Bewertung: 6 von 10 Punkten

 

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