Home Film “Jim Knopf und die Wilde 13” – die zweite Realverfilmung gefällt weit besser

“Jim Knopf und die Wilde 13” – die zweite Realverfilmung gefällt weit besser

Autor: Tobi

"Jim Knopf und die Wilde 13" Filmplakat (© Warner Bros. Ent., 2020)

Jim Knopf und die Wilde 13

Darsteller: Solomon Gordon, Henning Baum, Rick Kavanian, Sonja Gerhardt
Regie: Dennis Gansel
Dauer: 109 Minuten
FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Website: www.warnerbros.de/kino/Jim_Knopf_und_die_Wilde_13.html
Facebook: facebook.com/WarnerBrosGermany


“Und sollte der Streifen ein großer Erfolg werden, dann hat Ende mit ‘Jim Knopf und die Wilde 13’ ja 1962 noch einen Nachfolger veröffentlicht, der auch filmisch folgen könnte…” – mit diesen Worten schlossen wir 2018 unsere Filmkritik zum auch dank eines zumindest für eine deutsche Filmproduktion sehr beachtlichem Budget von ca. 25 Millionen Euro sehr aufwändig inszenierten “Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer” ab, der ersten Realverfilmung von Michael Endes Kinderbuch-Debüt. Hier ist die damalige Kritik nachzulesen samt wehmütiger Einleitung über die guten alten Tage des Kinderfernsehens und die liebevoll gestalteten Umsetzungen der Augsburger Puppenkiste.

Großer Erfolg blieb allerdings aus. In Deutschland konnte Jim Knopfs erstes Real-Film zwar über 12 Millionen Euro einspielen, viel mehr wurden es dann allerdings auch international gesehen nicht, und somit darf man durchaus von einem finanziellen Flop sprechen. Trotzdem liegt nun mit “Jim Knopf und die Wilde 13” ein zweiter Streifen vor, und der Grund hierfür ist vermutlich vor allem darin zu sehen, dass diverse Requisiten wie zum Beispiel die durchaus teure Lok Emma ebenso wiederverwendet werden konnten wie einige im Computer generierte Welten, womit sich das Budget doch um einige Millionen verringerte. Und allzu lange hätte man mit einem zweiten Teil auch nicht warten können, da einige der Hauptfiguren als Kinder bekanntlich in ihrer Entwicklung rasch voran schreiten und ein paar Jahre später ihren Rollen entwachsen wären.

Als der Postbote mit seinem Schiff gegen die Insel Lummerland prallt, kommt Jim (Solomon Gordon) die Idee, statt der Errichtung eines zu massiven Leuchtturms den Scheinriesen Herrn Tur Tur (Milan Peschel) aus der Wüste am Ende der Welt zu rekrutieren, um Seefahrer nachts mit einer Laterne in der Hand vor der Insel zu warnen. Mit Lokomotivführer Lukas (Henning Baum) und ihren Dampfloks Emma und Molly macht sich Jim auf, und die beiden erleben auf ihrem Weg einige Abenteuer.

Im Barbarischen Meer werden sie von der Meerjungfrau Sursulapitschi (Sonja Gerhardt) gebeten, das wichtige Meeresleuchten um den Großen Gurumusch-Magnetfelsen mittels eines Kristalls der Ewigkeit wiederherzustellen. Kurz darauf müssen sie Molly suchen, die von der Piratenbande “Die Wilde 13” entführt wurde, auch aus Rache für die Bändigung des Drachen Frau Mahlzahn. Dieser wiederum hat sich im Kaiserreich Mandala zum Goldenen Drachen der Weisheit (Stimme: Judy Winter) verwandelt und gibt Hinweise, wo unsere Helden die Piraten finden können – und dass hierbei auch das Geheimnis von Jims Herkunft gelüftet werden könnte.

"Jim Knopf und die Wilde 13" Szenenbild (© 2020 Rat Pack / JM Filmproduktion / Warner Bros. Ent. / Joe Albas)

(© 2020 Rat Pack / JM Filmproduktion / Warner Bros. Ent. / Joe Albas)

Auch wenn “Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer” nicht der gewünschte Erfolg wurde, ist es schön, dass nun “Jim Knopf und die Wilde 13” als Fortsetzung vorliegt. Die von Michael Ende einst erdachten Abenteuer bieten mit all ihrem Phantasiereichtum eine wunderbare Grundlage, auch heute noch Kinder zu fesseln und zu unterhalten.

Die Real-Umsetzung ist wieder nah am Buch geblieben und profitiert erneut von aufwändiger, in ihren Details liebevoller Inszenierung. Positiv wirkt sich zudem aus, dass sich vor der Kamera das gleiche Team zusammen gefunden hat, von Solomon Gordon und Henning Baum als Hauptdarsteller über Annette Frier als Frau Waas, Christoph Maria Herbst als Herr Ärmel, Uwe Ochsenknecht als König Alfons der Viertel-vor-Zwölfte und Milan Peschel als Scheinriese Herr Tur Tur bis zu Leighanne Esperanzate als Prinzessin Li Si oder Eden Gough als Ping Pong. Hinzu kommen Sonja Gerhardt als Meerjungfrau Sursulapitschi und – diesmal weit präsenter als im Vorgänger – Rick Kavanian gleich vielfach als Die Wilde 13, wo er den gleich aussehenden Piraten bestens unterschiedliche Charakterzüge verpasst, was sehr viel Spaß bereitet.

Regisseur Dennis Gansel hat gute Arbeit geleistet, vor allem aber ist das Drehbuch von Dirk Ahner diesmal noch deutlich besser geworden und verknüpft die verschiedenen, hier gebotenen Abenteuer weit mehr zu einer Geschichte, anstatt wie vor zwei Jahren eine etwas langatmige Aneinanderreihung von Problemen und Lösungen zu verabreichen. Zudem fallen weitere Kritikpunkte des letzten Streifens weg, kommt Ping Pong doch nicht mehr so nervig daher und werden die Chinesen doch nicht mehr ganz so schlicht dargestellt. Ein bisschen befremdlich wirkt zwar weiterhin, dass ein hauptsächlich auf den deutschen Markt ausgerichteter Film in Englisch gedreht wird und dann synchronisiert bei uns läuft, aber auch dieses fiel letztes Mal mehr auf und somit ins Gewicht.

Der in Südafrika und im Studio Babelsberg gedrehte “Jim Knopf und die Wilde 13” weiß also zu gefallen, und diesmal dürften neben Kindern auch Erwachsene ihren Spaß haben an der gelungenen Umsetzung in pompösem Bildergewand, bei der Jim Knopf dann endlich auch Fragen über seine Herkunft beantwortet bekommt – und wie er hiermit umgeht, vermittelt wie auch der Rest genau die richtigen Werte.

Trailer:

Bewertung: 8 von 10 Punkten

 

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