Home Film “Pelikanblut – Aus Liebe zu meiner Tochter” – eine gelungene Mischung aus Drama und Thriller mit einer großartigen Nina Hoss

“Pelikanblut – Aus Liebe zu meiner Tochter” – eine gelungene Mischung aus Drama und Thriller mit einer großartigen Nina Hoss

Autor: Mick

Pelikanblut – Aus Liebe zu meiner Tochter

Darsteller: Nina Hoss, Katerina Lipovska, Adelia-Constance Ocleppo, Murathan Muslu
Regie: Katrin Gebbe
Dauer: 126 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: dcmworld.com/portfolio/pelikanblut
Facebook: facebook.com/dcmworld


Eigentlich läuft alles bestens für Wiebke (Nina Hoss): Das Zusammenleben mit ihrer 9-jährigen Adoptivtochter Nicolina (Adelia-Constance Ocleppo) könnte harmonischer nicht sein, und auch ihr Pferdehof floriert, nachdem ihn eine Reiterstaffel der Polizei für ihre Trainingszwecke ausgewählt hat. Das Glück komplettieren würde da einzig ein zweites Kind, so lange schon wünscht sich Nicolina ein Schwesterchen.

Anfangs sieht es so gar nicht nach Psychothriller aus, was uns Regisseurin Katrin Gebbe (“Tore tanzt”) hier in ihrem zweiten Kinofilm “Pelikanblut – Aus Liebe zu meiner Tochter” präsentiert. Und auch als Wiebke endlich Erfolg hat, in Bulgarien ein zweites Mädchen adoptieren zu dürfen, – anders als in Deutschland gilt dort das Prädikat alleinerziehend nicht als Ausschlusskriterium – scheint sich ihr Leben zu perfektionieren. Doch schon bald bilden sich erste dunkle Wolken am Horizont, zeigt der zuckersüße, 5-jährige Neuzugang Raya (Katerina Lipovska) Wesenszüge, die mit Trotz und Jähzorn noch freundlich umschrieben sind. Schnell leidet darunter nicht nur der Alltag der drei, der mit Rayas störrischem Verhalten enormen Belastungen ausgesetzt ist, sondern außerdem distanziert sich dadurch das Umfeld von der ansonsten bestens vernetzten Wiebke immer mehr, das nicht zu Unrecht um das wohl der eigenen Familie fürchtet.

"Pelikanblut - Aus Liebe zu meiner Tochter" Szenenbild (© DCM)

iebke (Nina Hoss) trifft ihre neue Adoptivtochter Raya (Katerina Lipovska) im Kinderheim (© DCM)

Wunderbar lässt Gebbe in der von ihr selbst erdachten Handlung sich das perfekte Leben der tatkräftigen Wiebke schleichend eintrüben, die sich nicht eingestehen will, mit der neuen Situation überfordert zu sein. Macht parallel deutlich, wie schnell es geht, sozial isoliert und auf sich allein gestellt zu sein. Wiebke jedoch, die bisher alle ihre Probleme allein lösen konnte, denkt gar nicht daran, Raya aufzugeben, auch wenn der Kleinen außer einem ausgewachsenen Kindheitstrauma obendrein eine schwere Empathiestörung attestiert wird.

Das alles ändert die Tonart des Films grundlegend, macht das anfängliche Familienidyll zu einem Drama, in dem man mit der vom Schicksal gebeutelten Wiebke mitleidet und ihre Trotzreaktion nachvollziehbar macht, alle Empfehlungen in den Wind zu schlagen, Raya am besten wieder abzugeben. Dabei spielt Nina Hoss ganz groß auf, lässt einen mit wohldosierten Ausbrüchen am Gefühlschaos ihrer Wiebke teilhaben, die im Ringen um eine heile Familie langsam alles andere zu vernachlässigen droht und damit letztlich auch den Reiterhof aufs Spiel setzt. Immer mehr vertieft sie sich in den Kampf gegen die Dämonen von Rayas dunkler Seele und entfernt sich zusammen mit der Handlung zunehmend von der Realität.

Der Plot nämlich steuert zielstrebig in Richtung fesselndem Psychothriller und lässt sogar Parallelen zu Friedkins “Exorzisten” erkennen, als sich Rayas Wesen als immer unberechenbarer entpuppt. Zwar ist das in Verbindung mit der zu beobachtenden, fortschreitenden Zerstörung von Wiebkes Leben ungeheuer packend, gleitet aber unnötigerweise mehr und mehr ins Übersinnliche ab, was die Suche nach rationalen Erklärungen abrupt beendet. Trotzdem ist Katrin Gebbes Mischung der verschiedenen Genreelemente hochspannendes Kino, das einen emotional auslaugt und dabei auch noch ein Thema mit gesellschaftlicher Relevanz aufgreift. Schade nur, dass einem zum Ende hin des Hokupokus doch ein wenig zu viel geboten wird.

Trailer:

Bewertung: 7 von 10 Punkten

 

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