Home MusikCD-Rezensionen OMD bieten ein weiteres abwechslungsreiches Elektropop-Album

OMD bieten ein weiteres abwechslungsreiches Elektropop-Album

Autor: Tobi


Orchestral Manoeuvres In The Dark "Bauhaus Staircase"

Orchestral Manoeuvres In The Dark

“Bauhaus Staircase”

(CD, White Noise, 2023)

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Dass es Orchestral Manoeuvres In The Dark, die eigentlich fast immer als OMD abgekürzt werden und wie auf dem aktuellen Cover zu sehen hier auch wenig dagegen haben, nicht dabei belassen wollen, mit einstigen Hits wie den Früh-80er-Klassikern “Enola Gay” und “Maid Of Orleans” auf Retro-Festivals an gute alte Zeiten zu erinnern, wird nicht erst jetzt klar. Nachdem sich Andy McCluskey und Paul Humphreys nach acht Jahren Trennung 2006 wieder als Elektropop-Band refomierten, dauerte es zwar etwas, aber 2010 erschien mit “History Of Modern” wieder ein neues Album, gefolgt von “English Electric” (2014) und “The Punishment Of Luxury” (2017).

Letztere Scheibe brachte das Duo aus England seit lange mal wieder in die britischen Top Ten, sogar auf Rang 4, und bei uns in Deutschland auf Platz 9 – zu Recht, denn OMD schafften es, modern zu klingen und doch den Charme der 80er zu bewahren. Interessant wurde der Longplayer zudem dadurch, dass die Songs unterschiedlich daher kamen, was einen Mix ergab, der nicht zwingend homogen wirkte, dafür umso mehr Abwechslung bot. Gleiches kann man nun dem neuen Album “Bauhaus Staircase” attestieren.

Orchestral Manoeuvres In The Dark (© Ed Miles)

(© Ed Miles)

Auf 43 Minuten findet man zwölf neue Stücke, die auch diesmal wieder facettenreich angerichtet wurden. Der im August als erste Auskopplung voraus geschickte Titelsong ist eine typische OMD-Nummer, angenehm warmer Synthiepop mit feiner Melodie, guten Klängen, tanzbaren Beats und nicht zuletzt der sehr individuellen Stimme Andys. “Bauhaus Staircase” betitelt wurde das Lied nach dem Gemälde des deutschen Künstlers Oskar Schlemmer aus dem Jahr 1932, das Roy Lichtenstein 1988 für seine Pop-Art-Klassikerserie neu interpretiert hatte – als Symbol für McCluskeys Liebe zur Bauhaus-Kunst und zur Protestkunst, denn als Verwaltungsratsmitglied des National Museums Liverpool war er alles andere als begeistert, dass die Mittel für die Kunst zu den ersten Kürzungen gehören, wenn die Zeiten hart sind.

Wie McCluskey erklärt, brachte der verordnete Lockdown in der Pandemie die Notwendigkeit, der aufoktruierten Langeweile durch Kreativität zu entfliehen, denn es gab eben nichts anderes zu tun, als Songs zu erarbeiten. Hierbei scheint es auch wieder reizvoll gewesen zu sein, mit Klängen zu experimentieren und Ideen freien Lauf zu lassen.

Die zweite Vorab-Single “Slow Train” kam konträr mit Fokus auf hypnotische, fette Klänge und Clubtauglichkeit daher, knarzig, mit einigem Glam-Faktor und Disco-Groove, was an druckvolle Stücke von Goldfrapp erinnert, wohl auch durch den integrierten weiblichen La-La-La-Gesang.

Gemischt wurde diese Nummer von David Watts, der größtenteils Rockbands produziert, ebenso wie auch das flottere, im Sound sehr dichte “Kleptocracy”, das bewegungsfreundlich auch an alte Zeiten erinnert und ein weiteres typisches, immer wieder gerne mal angewandtes Stilmittel von OMD erkennen lässt, nämlich einen größtenteils instrumentalen Refrainteil.

Beim dritten Vorboten wurde es ruhiger, entpuppte sich “Veruschka” doch als fließende, sphärische, schöne Ballade, deren tieferen mit höheren Gesang überlagernde Machart etwas an die Pet Shop Boys erinnert. Die Musik des Stücks wurde hierbei nicht ganz neu erschaffen, sie geht auf das nicht realisierte zweite Album von Humphreys’ Onetwo-Duo-Projekt mit Propaganda-Sängerin Claudia Brucken zurück und wurde nun für dieses Album neu aufbereitet.

Auch mit ruhigem Grundton, aber doch tanzbar präsentiert sich der feine, mit nicht einmal zweieinhalb Minuten aber kurz geratene Midtempo-Song “Where We Started”, in dem es um Mitgefühl und Trost geht. Auch hier hat sich die Pandemie mit eingeschlichen, handeln doch einige Nummern von Liebe und Unterstützung in harten Zeiten, deren Wichtigkeit uns allen so klar gemacht wurde.

Zwei spannende, weil ganz andere Stücke präsentieren OMD mit “Anthropocene” und “Evolution Of Species”, bei denen der Fokus auf modernen, tanzbaren Elektroklängen liegt, die zu großem Teil instrumental daher kommen, aber dann doch auch mit Gesang, Samples und auch maschineller Sprache bereichert sind. Die Songs erinnern an Jean-Michel Jarres “Electronica”-Projekt, besitzen aber doch Eigenständigkeit.

Im sechsminütigen “Anthropocene” – einem Begriff für die gegenwärtige Ära in der Entwicklung der Erde, in der der Mensch sie direkt beeinflusst – wird verdeutlicht, wie der Mensch die Vielfalt auf der Erde immer mehr vernichtet. Am Ende wird klar gemacht, dass nach rapidem Anstieg der Erdbevölkerungszahl diese irgendwann Null sein wird – wobei hier von in einer Million Jahren die Rede ist. Das ebenfalls bedrohliche Szenarien ansprechende “Evolution Of Species” ist mit drei Minuten nur halb so lang, aber klanglich ähnlich stark, und hier arbeiteten OMD mit der Text-To-Speech-Funktion von Google, in gleich mehreren Sprachen, so dass wir auch ein deutsches “Von Generation zu Generation” zu hören kriegen.

Im Pool größtenteils interessant gemachter Nummer kommt das vor sich hin plätschernde “G.E.M.” weniger aufregend und mittelmäßiger daher, und das mit seiner dem Gesang untergelegten, genau gleichen Synthiemelodie fast schlagerartig anmutende “Look At You Now” ist der einzige Song, den man so gar nicht gebraucht hätte. Ansonsten aber ist “Bauhaus Staircase” ein wirklich interessantes, ansprechendes Album geworden.

Abschließend wird auch noch einmal klar gemacht, dass es Heilung geben kann, wenn die gute Ballade “Healing” die Scheibe mit ruhigem Grundgerüst und doch laut zwirbelnden Elektroklängen dem Ende zuführt, mit einem Text von McCluskeys Freundin, der Liverpooler Singer/Songwriterin Caroline England, und Produktion von Uwe Schmidt.

Hier sind OMD 2024 live bei uns zu erleben – Tickets gibt es z.B. hier bei Eventim (Partnerlink):

29.01.24 Jena – Sparkassen Arena
30.01.24 Offenbach – Stadthalle
01.02.24 Düsseldorf – Mitsubishi Electric Halle
02.02.24 Hamburg – Sporthalle
03.02.24 Chemnitz – Stadhalle
11.02.24 Leipzig – Haus Auensee
12.02.24 Berlin – Tempodrom

omd.uk.com
facebook.com/omdofficial

Bewertung: 7 von 10 Punkten

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