Home MusikCD-Rezensionen Songwriterin und Aktivistin Shungudzo überzeugt mit ihrem packenden Debütalbum in allen Belangen

Songwriterin und Aktivistin Shungudzo überzeugt mit ihrem packenden Debütalbum in allen Belangen

Autor: Tobi

Shungudzo "I’m not a mother, but I have children"

Shungudzo

“I’m not a mother, but I have children”

(CD, Svikiro Records, 2021)

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Ein junges Mädchen bei Dehnübungen auf einer Turnmatte inmitten einer anscheinend eher trockenen Landschaft – nicht umsonst hat Shungudzo dieses Motiv für das Cover ihres Debütalbums “I’m not a mother, but I have children” gewählt. Einst war sie die erste farbige Kunstturnerin, die in der simbabwischen Nationalmannschaft antrat.

Als Shungudzo fünf Jahre alt war, gab sie sich selbst das Versprechen, für den Rest ihres Lebens jeden Tag ein Gedicht zu schreiben. Neben ihren Werken für sich selbst hat sie so auch unter anderem für Little Mix, Chiiild und Jessie Ware geschrieben. Später leitete sie ein Medienunternehmen und besuchte die Stanford University. Und sie widmete sich voll und ganz der Musik, wurde Tänzerin und begann, Songs zu schreiben.

Shungudzo (© Shungudzo)

Heute lebt Shungudzo in Los Angeles und veröffentlicht mit “I’m not a mother, but I have children” ein Album, das mit jeder Pore zu überzeugen weiß. Dass sie mit ihren 16 Tracks nicht nur unterhalten, sondern auch aufrütteln will, das hört man von der ersten Sekunde an – und ihr gelingt beides hervorragend.

Von den 16 Tracks auf 44 Minuten hat sie 15 komplett selbst geschrieben – alle Texte und Melodien entweder allein oder mit Freunden produziert und entwickelt. Viele von Shungudzos Kollaborateuren auf diesem Album sind Landsleute aus Simbawe. “Es war mir wichtig, das Privileg, das ich habe – Musik auf einer internationalen Plattform machen zu können – zu nutzen, um anderen, die dieses Privileg nicht haben, etwas zurückzugeben”, sagt sie, “deshalb habe ich so viele simbabwische Musiker engagiert, die auf dem Album spielen. Die Seele ihres Spiels war es letztlich, dass das Herz des Albums zum Schlagen gebracht hat.”

Im Intro “Black Breath” schmettert Shungudzo einem über getragenen, zwischen Weltmusik und Gospel liegenden Hintergrundgesängen deutliche, energische Worte entgegen, ganz im Sinne der #BlackLivesMatter-Bewegung, inspiriert durch die Ermordung von George Floyd, aber auch einer langen Vergangenheit der Unterdrückung Schwarzer. Danach wird es zwar musikalisch gemütlicher zwischen Pop und Soul, aber “It’s a good day (to fight the system)” trägt seinen Titel auch nicht umsont – Shungudzo bleibt tiefgründig und politisch, und diesen Song veröffentlichte sie schließlich punktgenau kurz vor dem US-Wahltag im Oktober 2020.

“Ich hoffe, die Offenheit über die Vielfältigkeit meiner Emotionen, die ich mit der Erfahrung, schwarz zu sein, eine Frau zu sein und einfach ein Mensch zu sein, empfunden habe, ermutigt andere Menschen dazu, ebenfalls offener über das zu sprechen, was sie durchmachen und erleben”, sagt sie über ihren Gedankenprozess bei der Erstellung des Albums.

Neben Politik spielen weitere gesellschaftspolitische wie auch persönliche Inhalte wichtige Rollen. In der als zweite Single voraus geschickten Piano-Ballade “To be me” singt Shungudzo emotional packend über das schwierigen Thema, sich im eigenen Körper unsicher zu fühlen, als Frau und als Schwarze in Amerika.

Auch Stücke wie das mit sanft groovy Licks angerichtete “How many more lives?”, das klanglich chillige “Fatherless Child” oder das mit einer tollen Basslinie ausgestattete “Trippin” kommen ruhig basiert daher, während “‘Merican dream” über die Diskrepanz zwischen der Legende des American Dream und der Realität oder das im funky R&B-Soul mächtig abgroovende “There’s only so much a soul can take” über gesellschaftliche Stereotypen auch auf packende Rhythmen setzen.

Dass es bei Shungudzo aber durchaus auch noch progressiver zugeht, untermauert sie mit dem nicht nur dank Gitarrenriffs kraftvoll daher kommenden “White parents”. Während viele Songs weiblicher Künstler das ‘Begehrtsein’ von vielen Verehrern feiern, macht sie das genaue Gegenteil und richtet sich an diejenigen, für die jedes Date mit einem farbigen Menschen eine Trophäe ist oder sogar einfach nur ein Hobby: “Es ist für jeden, der jemals als ‘exotisch’ bezeichnet oder wie ein sexuelles Objekt behandelt wurde, anstatt wie ein menschliches Wesen.”

In der starken Uptempo-Nummer “Good thing I’m not god” setzt sie ihre Stimme dann auch rauer ein, was ihr ebenso gut gelingt wie in den Momenten, wo sie auf Gefühl setzt. Mit “When to stop talking about it (intermission)” und “Silence, hate, beat, kill (outro)” kehrt Shungudzo in der Mitte und am Ende der Scheibe noch zweimal zurück zum Prinzip des Openers mit gesprochenen, klaren Worten, gibt dem Ganzen so eine sehr schlüssige Struktur.

“I’m not a mother but I have children”, dessen gefühlvoller Titeltrack auch nicht vergessen werden soll, ist ein überragendes Debütalbum, das inhaltlich und musikalisch komplett zu packen weiß, hierbei auch immer wieder unter die Haut geht.

shungudzo.com
facebook.com/shungudzo

Bewertung: 10 von 10 Punkten

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