Home Film “Der seidene Faden” – sechsfach Oscar®-nominiert, aber langweilig

“Der seidene Faden” – sechsfach Oscar®-nominiert, aber langweilig

Autor: Tobi

"Der seidene Faden" Filmplakat

Der seidene Faden

Darsteller: Daniel Day-Lewis, Vicky Krieps, Lesley Manville, Camilla Rutherford
Regie: Paul Thomas Anderson
Dauer: 128 Minuten
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
Website: upig.de/micro/der-seidene-faden
Facebook: facebook.com/SeideneFaden


Paul Thomas Anderson (“Magnolia”, “The Master”) legt mit “Der seidene Faden” einen Film vor, bei dem er nicht nur zum achten Mal Regie geführt hat, auch das Drehbuch stammt von ihm, er hat mitproduziert, und hinter der Kamera stand er außerdem noch. Zum zweiten Mal nach seinem Meisterwerk “There Will Be Blood” aus dem Jahr 2007 arbeitete er hierbei mit Daniel Day-Lewis in der Hauptrolle zusammen, der damals einen Oscar® als “Bester Hauptdarsteller” mit nach Hause nahm und auch diesmal wieder nominiert ist. Dies ist nur eine der Nominierungen, weitere gab es als “Bester Film”, für Paul Thomas Anderson in “Beste Regie”, für Lesley Manville als “Beste Nebendarstellerin”, für Jonny Greenwood in der Kategorie “Beste Musik” und für “Bestes Kostüm”.

Daniel Day-Lewis spielt den Modezar Reynolds Woodcock, der wie so viele seiner Zunft sehr eigenwillig daher kommt. Im London der 50er-Jahre läuft sein “House of Woodcock”, welches er mit Unterstützung seiner Schwester Cyril (Lesley Manville) betreibt, sehr erfolgreich. Woodcock entwirft maßgeschneiderte, teure Kleider, die vom Adel oder Mitgliedern der High Society zu besonderen Anlässen getragen werden. Dass er hierbei im selben Haus wohnt, wo eine Schar an Schneiderinnen für ihn arbeitet, macht es nicht immer leicht für alle, denn Woodcock ist ein pedantischer Nörgler, der sich über Kleinigkeiten mächtig aufregen kann, besonders über Lärmbelästigung, die andere kaum als solche wahrnehmen.

Frauen, die den Modemacher und Junggesellen umgeben und ihm auch als Inspirationsquelle dienen, spielen immer nur eine untergeordnete Rolle in Woodcocks Leben, bis er die junge Alma (Vicky Krieps) kennenlernt. Mit ihrer Natürlichkeit und ihrem naiven Charme, aber auch einem starken Willen gewinnt sie sein Herz und zieht bald schon bei ihm ein, ist seine Geliebte wie auch Muse. Als aber das erste Kribbeln im Bauch verflogen ist, stört sich der Miesepeter mehr und mehr an Kleinigkeiten und gerät in einen inneren Zwiespalt, will er Alma doch einerseits nicht verlieren, andererseits aber hält er es mit ihr auch nicht mehr aus.

Der seidene Faden (Foto © 2017 Focus Features, LLC.)

(Foto © 2017 Focus Features, LLC.)

Die vielen Oscar®-Nominierungen für “Der seidene Faden” überraschen, vor allem die als “Bester Film”, kommt der Streifen mit seinen mehr als zwei Stunden doch über weite Strecken sehr langweilig daher. Daniel Day-Lewis und Lesley Manville spielen tatsächlich sehr gut, aber nicht herausragend, und auch sie retten einen nicht aus der Langatmigkeit einer mit wenigen interessanten Momenten aufwartenden Handlung, wobei es sich hierbei zumeist um Woodcocks Darstellung als Unsympath mit sarkastischen Spitzen handelt. Da hilft auch der starke Soundtrack von Radiohead-Gitarrist und -Keyboarder Jonny Greenwood nur bedingt.

Hinzu kommt, dass die in Berlin lebende Luxemburgerin Vicky Krieps, die nach Nebenrollen in “Die Vermessung der Welt” oder “Colonia Dignidad” hier erstmals in einer größeren Kino-Hauptrolle zu sehen ist und solide spielt, es nicht gut hinbekommen hat, sich selbst in Deutsch zu synchronisieren. Das Ergebnis klingt doch äußerst emotionslos. Ein Problem, welches übrigens auch Diane Kruger jahrelang hatte, weshalb sie sich ja dann auch seit 2010 zumeist von Stephanie Kellner synchronisieren ließ, und erst in Fatik Akins “Aus dem Nichts” als deutschem Film konnte man 2017 sehen, wie sehr Kruger auch auf Deutsch stimmlich überzeugen kann.

“Der seidene Faden” bekommt erst in den letzten zehn Minuten richtig Klasse, als das Gesehene psychologisch begründet und erklärt wird. Das hilft einem rückblickend aber auch nicht mehr über die erduldete Langweile hinweg. Man kann übrigens gespannt sein, ob dies für Daniel Day-Lewis wirklich der verkündete Abschied von der Schauspielerei ist. Ihn nicht mehr auf der großen Leinwand zu sehen, wäre durchaus schade.

Bewertung: 4 von 10 Punkten

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