Home MusikCD-Rezensionen The-Smiths-Legende Johnny Marr überzeugt auch mit seinem vierten Studio-Soloalbum

The-Smiths-Legende Johnny Marr überzeugt auch mit seinem vierten Studio-Soloalbum

Autor: Tobi

Johnny Marr "Fever Dreams Pts 1 - 4"

Johnny Marr

“Fever Dreams Pts 1 – 4”

(CD, New Voodoo Records, 2022)

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Nachdem Johnny Marr, früher bekannt als legendärer Gitarrist und Mit-Songschreiber von The Smiths, 2018 mit “Call The Comet” ein absolut überzeugendes drittes Solo-Album vorlegte (lies unsere Rezension hier), beschert er mit “Fever Dreams Pts 1 – 4″ nun einen Nachfolger, für den er sich Zeit gelassen hat, dessen einzelne Teile allerdings ja auch bereits seit Oktober 2021 nach und nach erschienen.

Seit 2013 veröffentlicht Marr alleine Scheiben, und auch sein viertes Studioalbum nach ‘The Messenger”, “Playland” (2014) und “Call The Comet”, mit denen er jeweils die britischen Top Ten erreichte, sowie den Livemitschnitten “Adrenalin Baby” (2015), “Comet Tripper – Live At The Roundhouse” und “Comet Tripper – Live In Manchester” (beide 2018) lässt sich wieder bestens hören.

Johnny Marr (© Andy Cotterill)

(© Andy Cotterill)

Wir wiederholen uns gerne mit folgendem, ergänztem Absatz: Die musikalische Erfahrung, auf die Johnny Marr zurück greift, ist immens und kaum aufzuzählen, daher hier nur Auszüge. Nach dem Ende von The Smiths übernahm er bei diversen Produktionen die Gitarre, spielte für sechs Jahre in Matt Johnsons Band The The und gründete mit New-Order-Sänger Bernard Sumner das Projekt Electronic. 1999 stellte Marr eine eigene Begleitband zusammen und war erstmals auch Sänger und Songschreiber seines eigenen Projekts, ging mit Johnny Marr’s Healers auf Tour. Im neuen Jahrtausend arbeitete Marr als Produzent für die Newcomer Haven, schloss sich dann wieder anderen Bands an, spielte so von 2006 bis 2008 mit Modest Mouse und von 2009 bis 2011 mit den Cribs. Auch in einzelnen Songs war Marr in den letzten Jahren immer wieder gerne gehörter Gast, wie bei Noel Gallagher’s High Flying Birds’ “Ballad of the Mighty I” oder Blondies “My Monster”. Und nicht zu vergessen ist, dass Hans Zimmer ihn als Gitarrist seines Scores für den James Bond Film “Keine Zeit zu sterben” verpflichtete, wo er auch beim Titelsong “No Time To Die” von Billie Eilish mit am Start war.

Man hört Johnny Marrs Alben und Songs all seine Erfahrungen der vielen Jahre an, immer wieder, und diese führt zu sehr abwechslungsreichen Scheiben. Auf den 73 Minuten von “Fever Dreams Pts 1 – 4” findet man nun also alle vier “Fever Dreams” EPs gesammelt, und da jede von ihnen vier Tracks umfasste, liegen somit 16 Stücke vor.

Ende August des letzten Jahres schickte er “Spirit Power And Soul” als erste Single voraus, und die treibende, melodisch eingängige Nummer eröffnet nun auch den Longplayer, über den Johnny sagt: “There’s a set of influences and a very broad sound that I’ve been developing – really since getting out of The Smiths until now, and I hear it in this record. There are so many strands of music in it. We didn’t do that consciously, but I think I’ve got a vocabulary of sound. And I feel very satisfied that I’ve been able to harness it.”

Mit dem ebenfalls direkt packenden “Receiver”, dem mit tiefer Basslinie getragener angerichteten “All These Days” und dem leicht pulsierenden “Ariel” folgen die weiteren Stücke des ersten Teils. Aus Pt 2 veröffentlichte Johnny gleich zwei Songs als Singles, das mit dröhnenden Elektroklängen und treibenden Beats tanzbar arrangierte “Sensory Street” und das rockig knarzige “Tenement Time”.

Diese gesellen sich zum mit Streicherklängen ruhiger daher kommenden “Lightning People” und dem konträr mit fetten Riffs aufwartenden, aber sperriger wirkenden “Hideaway Girl”. Thematisch geht es vielseitig zu, musikalisch vielsaitig. Während des Lockdowns fokussierte sich Marr sowohl auf sein Innenleben als auch auf die emotionalen und psychologischen Zustände anderer. “It’s an inspired record, and I couldn’t wait to get in and record every day”, erklärt er. “But I had to go inwards.”

Wenn “The Speed Of Love” Pt 3 einleitet, dann ist dieses Tempo der Liebe nicht gehetzt, sondern ruhiger basiert, mit viel Atmosphäre. Das typisch nach Britpop klingende “Night And Day” zieht die Geschwindigkeit dann wieder höher, noch gesteigert von “Counter-Clock World”, bevor “Rubicon” komplett auf sphärische Prägung setzt.

In Pt 4 geht es mit “God’s Gift” gemütlicher los, ehe das auch wieder mit einigen elektronischen Klängen und treibenden Beats soundtechnisch gefüllte “Ghoster” mehr Intensität mit sich bringt und auch “The Whirl” mit viel Energie folgt, hier dann allerdings wieder in typischerem Klanggewand. Mit “Human” bildet ein auf Akustikgitarre setzendes, mit einer feinen Melodie ins Ohr fließendes Stück schließlich den Abschluss.

Die in der Crazy Face Factory in Manchester geschriebenen und mit Co-Produzent Doviak, Bassist Iwan Gronow und Schlagzeuger Jack Mitchell aufgenommenen Songs wissen insgesamt wieder gut zu gefallen. Zusätzlich steuerte die in Massachusetts lebende Singer/Songwriterin Meredith Sheldon einige Backing Vocals bei, und auf drei Songs spielt Simone Marie von Primal Scream den Bass.

Johnnymarr.com
facebook.com/officialjohnnymarr

Bewertung: 8 von 10 Punkten

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