Home MusikCD-Rezensionen Lang Lang interpretiert Johann Sebastian Bachs Goldberg Variationen mit gewohnter Klasse am Piano

Lang Lang interpretiert Johann Sebastian Bachs Goldberg Variationen mit gewohnter Klasse am Piano

Autor: Tobi

Lang Lang "Goldberg Variations"

Lang Lang

“Goldberg Variations”

(2CD, Deutsche Grammophon, 2020)

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Lang Lang zählt zu den bekanntesten Pianisten der Gegenwart, hat in allen großen Konzertsälen der Welt schon Erfolge gefeiert und sich schon lange außerhalb der Klassik-Szene einen Namen gemacht, ob er nun live in der USA-Fernsehshow “The Tonight Show with Jay Leno” aufgetreten ist, in der Sesamstraße zu sehen war oder 2015 mit Jean-Michel Jarre einen Song für dessen Album “Electronica Volume 1” erarbeitete. Als erster chinesischer Pianist wurde er von den Berliner Philharmonikern, Wiener Philharmonikern und den “fünf Großen” unter den amerikanischen Orchestern engagiert.

Nachdem sich der 1982 im chinesichen Shenyang geborene Ausnahmepianist, der mit drei Jahren schon Klavierunterricht nahm, letztes Jahr mit “Piano Book” Klassikern der klassischen Musik widmete, erfüllte er sich nun einen lebenslangen Traum, indem er Johann Sebastian Bachs berühmte Goldberg-Variationen einspielte – und das gleich zweifach.

Die erste Darbietung wurde in einem einzigen Take live bei einem Konzert in der Leipziger Thomaskirche aufgenommen, wo Bach fast 30 Jahre tätig war und auch begraben ist. Die zweite entstand kurz darauf in der Abgeschiedenheit eines Studios. Die beiden Einspielungen sind zusammen als Teil einer Super-de-luxe-Edition erhältlich, in der als Weltneuheit Studio- und Liveaufnahme gleichzeitig erscheinen. Parallel erscheint aber auch die uns vorliegende Standard-Edition der “Goldberg Variations”, und diese bietet als Doppel-CD die Studioaufnahme.

“Ich bin jetzt 38 Jahre alt. Das ist nicht alt, aber die Zeit war reif für einen weiteren Entwicklungsschritt”, sagt Lang Lang. “Mit den Goldberg-Variationen habe ich mich auf neues Terrain begeben und mich komplett in dieses Projekt vertieft. Als Künstler ist es mein Ziel, immer bewusster, wissender und letztlich inspirierender zu werden. Es ist ein stetiger Prozess. Und ich glaube, dass diese Arbeit mich ein Stück weitergebracht hat.”

Auch wenn die Goldberg-Variationen zu den schwierigsten Klavierkompositionen des Ausnahme-Komponisten gezählt werden, verwundert es nicht, dass Lang Lang auch hier wieder zu überzeugen weiß – und er hat sich hierfür ja auch Zeit gelassen. Schon als Kind begann seine Auseinandersetzung mit dem barocken Meisterwerk, als er Bachs Musik im Klavierunterricht in seinem Heimatland studierte. Mit gerade einmal 17 Jahren spielte er dem Dirigenten und Pianisten Christoph Eschenbach die Goldberg-Variationen auswendig vor, ein unvergessliches Erlebnis für beide Musiker.

Die Beziehung zu dem Werk sollte aber nicht forciert werden, sondern sich auf natürliche Art entwickeln. Erst 20 Jahre später war nun also der Moment gekommen, um Bachs großartige “Aria” und die 30 Variationen aufzunehmen. Anfang März dieses Jahres, kurz vor den Studiositzungen, gab er ein Konzert mit den Goldberg-Variationen in Leipzig. “Es war unglaublich berührend für mich, in der Thomaskirche zu spielen, in der Bach begraben ist”, sagt er. “Noch nie habe ich mich einem Komponisten so nah gefühlt. Die Liveaufnahme ist sehr spontan. Im Studio dagegen ist mein Spiel ein anderes, äußerst überlegt und reflektiert. Beim Konzert durchlebt man das 100-minütige Werk als Ganzes. Das Studio erlaubt die Arbeit an einzelnen Teilen im Detail. Das wirkt sich natürlich erheblich auf das musikalische Ergebnis aus.”

“Die ‘Goldberg-Variationen’ sind nicht nur ein einzigartiges Werk der Klavierliteratur und das kreativste, sondern auch das vielschichtigste”, sagt Lang Lang. “Das Stück lässt uns alles aus uns herausholen, was wir haben, aber auch alles, was wir nicht haben und noch lernen müssen.”

Man meint, Lang Langs Liebe für das Meisterwerk heraus zu hören, ob in ruhigeren Momenten wie der wundervollen “Aria”, “Variatio 3 Canone all’Unisono. a 1 Clav.”, dem sanft dahin fließenden “Variatio 15 Canone alla Quinta. a 1 Clav. Andante” und dem zehnminütigen, zarten “Variatio 25 a 2 Clav. Adagio” oder in von Energie und flottem Anschlag geprägten, noch weit schwerer zu spielenden Passagen wie “Variatio 5 a 1 ovvero 2 Clav.” und gegen Ende “Variatio 26 a 2 Clav.” sowie “Variatio 28 a 2 Clav.”, bevor “Aria da Capo” das Werk in stiller Schönheit abschließt. Lang Lang spielt meisterhaft, die insgesamt 92 Minuten dürften Freunden klassischer Musik also definitiv Freude bereiten.

www.langlangofficial.com
facebook.com/LangLangPiano

Bewertung: 9 von 10 Punkten

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