Home MusikKonzertberichte Fettes Brot verabschieden sich mit einer umjubelten, zweistündigen Arena-Party (Köln, 27. April 2023)

Fettes Brot verabschieden sich mit einer umjubelten, zweistündigen Arena-Party (Köln, 27. April 2023)

Autor: Tobi
Fettes Brot (© Jens Herrndorff)

(© Jens Herrndorff)

Als Fettes Brot Ende August 2022 mit dem aus dem Nichts kommenden Song “Brot weint nicht” ihr Karriereende für 2023 verkündeten, war die Trauer bei ihren zahlreichen Fans natürlich groß. Und doch passt dieser Schritt gut zu den drei Sympathen aus dem Norden, die uns mit ihrem HipHop schon seit 1993 beglückt haben – also gleichzeitig mit dem Abschied auch ihr 30-jähriges Bandjubiläum feiern und sich nun halt vermutlich einem Leben abseits der Musikmaschinerie widmen wollen.

Mit diesem Absatz eröffneten wir unsere Rezension zu ihrem aktuellen Album “Hitstory”, ihrem ersten Greatest-Hits-Alben, das auf 36 Minuten genau zehn Hits enthält – denn mehr hatten die Jungs halt auch nicht. Dies bedeutet aber trotzdem eine sehr ordentliche Ausbeute, und man darf nicht vergessen, dass zudem sechs ihrer insgesamt neun Studioalben die Top Ten erreichten, wir sprechen also in jedem Fall über eine nachhaltig erfolgreiche Karriere.

Diese erlebt als Finale nun also eine letzte Tour, und so verwundert es nicht, dass Fettes Brot die größten Hallen anmieten konnten, um gemeinsam mit ihren zahlreichen Fans noch einmal so richtig abzufeiern. Waren sie 2019 in Köln noch an zwei Abenden im knapp 4.000 Besucher fassenden Palladium zu erleben (lies unseren Livebericht hier), ging es nun in die 20.000 Fans Platz bietende LANXESS Arena, und diese war fast voll, als Dokter Renz, König Boris und Björn Beton nach einem soliden DJ-Set und einer witzigen Show von Fotos aus ihrer 30-jährigen Karriere um 20.45 Uhr die Bühne betraten.

In der Kulisse des Hamburger Heimathafens mit fliegender Möwe über ihnen standen sie auf dem Kutter “Yasmin” und eröffneten den Abend mit “Jein”, also direkt einem der Hits, so dass sie den Saal dann auch direkt in ihrer Hand hatten. Mit im Gepäck für ihre Abschiedsvorstellung hatten sie nicht nur jede Menge guter Songs, sondern auch den angestammten DJ Pauly und sechs weitere Musiker (inklusive zweier, manchmal auch dreier Bläser), die für eine gute Live-Umsetzung ihrer Stücke sorgten.

Wie man erwarten konnte ließen die Brote keinen ihrer Hits aus, brachten die Menge also mit Songs wie “Erdbeben” (am Ende mit Riffs von “Song 2” versetzt), “Da draussen” oder ihrem ersten Erfolg “Nordisch by Nature” zum Tanzen, oder auch mit der “The Joker”-Adaption “The Grosser” zum Grooven. Dazu gesellten sich ebenfalls gut bekannte Nummern wie “Der beste Rapper Deutschlands ist offensichtlich ich”, “Wackelige Angelegenheit” oder “Amsterdam”, die auch sehr gut angeommen und noch einmal amtlich gewürdigt wurden.

Zwischendurch wendeten die gewohnt gut gelaunten Jungs sich immer wieder mal mit netten kleinen Anekdoten oder Ansagen an das partywillige Publikum, und zu “Wär das nicht derbe?” erzählte Björn eine ihn für immer an Köln erinnernde Story, als er hier einst nach Gewinn des Komets mächtig abstürzte und am nächsten Tag dann mit Mords-Kater beim Ringfest auftreten musste – dann aber an selbigem eben auch diese Nummer schrieb. Auch ein kleiner Lieder-Weitersingen-Contest wurde angestoßen, wobei die Anwesenden sich bei den Beatles schon ganz gut machten, aber erst bei der kölschen Hymne alle einstimmten.

Selbst der größte Fettes-Brot-Hit wurde mit der Partynummer “Emanuela” aus dem Jahr 2005 bereits vor den Zugaben verabreicht und schwer abgefeiert. Mit dem Abschieds-Verkündungs-Track “Brot weint nicht” wurde dann das reguläre Set erst einmal beendet – und dieser Titel war Programm, war der Gig doch deutlich mehr auf gemeinsame, ausgelassene Feier als auf Melancholie gebürstet.

Zum ersten Zugabenblock kamen die Brote dann vor Container-Vorhang alleine mit kleiner Klangmaschine und Gitarren auf die Bühne, um das punkige “Was in der Zeitung steht” und “Trotzdem” zu spielen, zudem mit “Kölle” einige Zeilen auf den Ort der stattfindenden Feier anzustimmen. Im zweiten, finalen Song-Block wurden dann “Echo”, “An Tagen wie diesen” – mit dem vorher nur als Gitarrist agierenden Pascal Finkenauer auch am Mikro – und die Party-Hymne “Kannste kommen” verabreicht, bevor Band wie Fans bei “Bettina, zieh dir bitte etwas an” und “Schwule Mädchen” noch einmal so richtig zusammen ausrasteten. Was für ein Finale eines würdigen, zweistündigen Abschiedskonzerts, das nun wahrlich keine Wünsche offen ließ. Auch wenn die Jungs sich inzwischen in ihren End-40ern bewegen, habe sie von ihrer Energie kaum etwas eingebüßt, von ihrem Charme gar absolut nichts – und doch gönnt man ihnen den FB-Ruhestand im Wissen, dass sie den Zeitpunkt ihres Karriereendes vermutlich sehr gut gewählt haben, bevor der Zuspruch irgendwann abebbt. Trotzdem, Fettes Brot, wir werden euch vermissen!

Die weiteren Termine der Abschiedstournee:
28.04.2023 BERLIN – MAX SCHMELING HALLE (ausverkauft)
30.04.2023 MÜNCHEN – ZENITH (ausverkauft)
01.05.2023 MÜNCHEN – ZENITH (ausverkauft)
02.05.2023 STUTTGART – PORSCHE ARENA
04.05.2023 HANNOVER – ZAG ARENA
05.05.2023 MÜNSTER – HALLE MÜNSTERLAND (ausverkauft)
06.05.2023 KIEL – WUNDERINO ARENA

… und Anfang September folgen dann noch als großes Finale zwei heimische Abende mit geheim gehaltenen Gästen unter dem Motto “Brotstock” – alle 50.000 Karten waren allerdings binnen dreier Stunden ausverkauft:

01.09.2023 HAMBURG – TRABRENNBAHN (ausverkauft)
02.09.2023 HAMBURG – TRABRENNBAHN (ausverkauft)

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Links:
Website von Fettes Brot
Website der LANXESS Arena Köln

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