Home MusikKonzertberichte Nothing More – Kritik des Konzerts in Köln am 13. Dezember 2017

Nothing More – Kritik des Konzerts in Köln am 13. Dezember 2017

Autor: Tobi

In Amerika sind Nothing More längst keine Unbekannten mehr. Die Band aus San Antonio in Texas veröffentlichte zehn Jahre lang Alben in Eigenregie, bevor sie 2014 mit ihrem selbstbetitelten Album und dem Label Eleven Seven Music im Rücken den Durchbruch schafften, und ihre Songs “This Is the Time (Ballast)”, “Mr. MTV”, “Here’s To The Heartache” und “Jenny” wurden auch viel im Radio gespielt und verkauften sich gut. Mit dem im September 2017 veröffentlichten, neuen Album “The Stories We Tell Ourselves” knüpften sie nicht nur nahtlos an den Erfolg an, sie konnten ihn sogar noch steigern – und bei den Grammy-Awards 2018 sind die Jungs nun tatsächlich sogar in gleich drei Kategorien nominiert worden.

Dass Nothing More inzwischen auch bei uns schon einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht haben, sah man daran, dass das Luxor in Köln am Abend des verregneten 13. Dezember mit 450 Besuchern ausverkauft war. Um 21 Uhr betraten Sänger Jonny Hawkins, Gitarrist Mark Vollelunga, Bassist Daniel Oliver und Drummer Ben Anderson die Bühne, und von der ersten Sekunde an wurde mächtig abgerockt. Mit “Christ Copyright” vom 2014er-Album ging es gleich krachig los, und die Jungs sorgten auch direkt für jede Menge Action auf der kleinen Bühne. Der vom Start weg oben ohne seinen austrainierten Körper präsentierende und mit seinen längeren Locken an Jim Morrison erinnernde Jonny ließ keinen Zeifel daran, was für eine Rampensau er als Frontmann ist, mit viel Bewegung, viel Charisma und vor allem einer starken Stimme, ob nun bei rauem Shouten oder bei melodischem Gesang. Aber auch Mark und Daniel versteckten sich nicht und spielten nicht nur für, sondern auch mit dem Publikum.

Nothing More live

Das kam an, die Stimmung war durchweg prächtig, was natürlich aber auch an den starken und abwechslunsgreichen Songs der Jungs lag. Das Set war eine bunte Mischung aus Stücken der beiden Erfolgsalben, wobei die erwähnten Hits der 2014er-Scheibe bis auf “Here’s To The Heartache” ebenso wenig fehlten wie die bekanntesten Nummern des aktuellen Albums, mit “Go To War”, “Don’t Stop” und “Let ‘Em Burn”. Nothing More bewiesen, wie hervorragend und mitreißend sie ihre Musik auch live spielen, und wie abwechslungsreich sie hierbei sind, von brettharten Metal-Smashern wie “Do You Really Want It?” bis zu Alternative-Industrial-Rock a la “Ripping Me Apart”, und mit “Just Say When” spielten sie auch die bestens gelungene Ballade der neuen Scheibe. Aufsehen erregend war auch eine improvisierte Performance, bei der der Bass in eine Halterung eingespannt und dann von Mark und Daniel beidseitig bearbeitet wurde, bis Jonny auch noch mit Drumsticks einstieg und dem Bass so besondere Klänge entlockte – stark, und so noch nicht gesehen.

Jonnys besondere Mikrofon-Drum-Midi-Metall-Maschine “The Scorpion Tail” kam übrigens im kleinen Luxor kaum zum Einsatz, war auch nur zur Hälfte aufgebaut, schließlich gab die Höhe des Raums keine Aktionen her, bei denen sich Jonny noch nach oben hätte fahren können, wie er es in großen Hallen oder auf Festivals macht. Gegen Ende ihres Gigs klärten Nothing More diejenigen im Publikum, die sie zum ersten mal live sahen, noch auf, dass sie keine Zugaben spielen würden, weil sie die künstlich erzwungene Pause mit Zugabe-Rufen und anschließenden Abschluss-Songs für Fake halten. Vielmehr würden sie konsequent durchspielen, und hierbei – gerade jetzt beim vorletzten Konzert vor dem Heimflug – 110% geben, und das auch vom Publikum erwarten. So gaben schließlich alle im Saal mächtig Gas, im Publikum wurde weiter gefeiert, und auf der Bühne wurde durchgerockt. “Jenny” wurde genauso begeistert aufgenommen und mitgesungen wie “This Is The Time (Ballast)”, und nach dem Skrillex-Cover “First Of The Year (Equinox)” beendete “Salem (Burn The Witch)” ein 75-minütiges, hervorragendes Konzert. Diese Jungs kommen hoffentlich auch hierzulande noch ganz groß raus! Jonny kündigte übrigens bereits an, dass sie im Sommer wieder in Deutschland zu sehen sein werden – wer sie also diesmal noch verpasst haben sollte, der bekommt eine neue Chance … und wer da war, möchte sie sicherlich wieder sehen.
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Links:
Website von Nothing More
Website des Luxor Köln

(Copyright Fotos: Tobias Matkowitz)

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