The Favourite – Intrigen und Irrsinn
Darsteller: Emma Stone, Olivia Colman, Rachel Weisz, Nicholas Hoult
Regie: Yorgos Lanthimos
Dauer: 120 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.fox.de/the-favourite
Facebook: facebook.com/20thCenturyFoxGermany
Englische Historienfilme scheinen mal wieder Hochkonjunktur zu haben. Nach der Welle der überaus erfolgreich verfilmten Jane-Austen-Romane Mitte der 90er nahm uns erst kürzlich Saoirse Ronan mit in die Welt der Königin von Schottland, Maria Stuart, deren legendärer Kampf gegen Elizabeth I. um die englische Krone schon so viele Kulturschaffende zu einer eigenen Version der populären Geschichte veranlasst hat. Jetzt springt Regisseur Yorgos Lanthimos (“The Killing of a Sacred Deer”, “The Lobster”) in der Zeit gleich ein gutes Jahrhundert vorwärts und präsentiert uns in “The Favourite – Intrigen und Irrsinn” das Ränkespiel am englischen Königshof Anfang des 18. Jahrhunderts. Lanthimos aber, der es ja fast schon zu seinem Markenzeichen gemacht hat, die Handlung seiner Filme mit feinen psychologischen Kniffen anzureichern, brauchte diesmal seine künstlerische Kreativität gar nicht groß zu bemühen. Denn die Geschichtsschreibung allein lieferte ihm hier eine Vorlage, die an Facettenreichtum kaum zu übertreffen ist.
Es geht um die letzten Jahre der Regentschaft von Königin Anne (Olivia Colman), deren Lebensgeister nach diversen Totgeburten und dem Verscheiden ihres Mannes arg schwach geworden sind. Nicht nur hat sie mit regelmäßigen Gichtschüben zu kämpfen, sondern muss sich auch noch ständig mit Auseinandersetzungen um ihren Krieg mit Frankreich herumschlagen, dessen zunehmende Unpopularität zum willkommenen Anlass für unentwegte Machtspiele wird. Da trifft es sich gut, dass sie mit ihrer Freundin aus Jugendtagen, Sarah Churchill (Rachel Weisz), eine enge Vertraute an ihrer Seite hat, die durch ihren Rat nahezu genauso viel Einfluss zu haben scheint wie sie selbst. Die allerdings ist auch nicht auf den Kopf gefallen und weiß ihre Position geschickt zu ihrem Vorteil zu nutzen.
Diese außergewöhnliche Beziehung der kränkelnden, immer zwischen unselbstständig und jähzornig schwankenden Anne zur selbstbewussten Sarah, der auch gewisse homosexuelle Züge angehaftet haben sollen, transportieren die wunderbaren Colman und Weisz, dass es eine wahre Freude ist. Und diese Freude soll sich noch steigern, als plötzlich Sarahs mittellose Cousine Abigail (Emma Stone) vor der Tür steht und sich anschickt, sie Stück für Stück in der Gunst der Königin zu abzulösen. Es entfaltet sich ein wirklich auf wahren Tatsaschen beruhendes Intrigenspiel, bei dem sich die durchtriebene Abigail immer mehr als skrupelloses Alphatier erweist, das alle Nebenbuhlerinnen, allen voran Sarah, wegbeißt.
Das inszeniert Lanthimos erfreulich behutsam und lässt auch Emma Stone allen erforderlichen Freiraum, den die mit ihrem erfrischenden Spiel zu nutzen weiß. Mit scharfzüngigen Dialogen, die auch vor feinem modernen Wortwitz nicht zurückschrecken, macht er so wie von Geisterhand aus dem schweren Kostümfilm ein leichtfüßiges Drama, das trotzdem nicht an Tiefgang einbüßt. Das intrigante Ringen um Macht und Vorteile ist dabei nicht nur äußerst unterhaltsam anzusehen, sondern hat noch dazu an Aktualität nichts verloren.
Trailer:
Bewertung: 8 von 10 Punkten