Home MusikCD-Rezensionen Tyna überzeugen auf ihrem Debütalbum mit energetischen Songs und klarer Kante

Tyna überzeugen auf ihrem Debütalbum mit energetischen Songs und klarer Kante

Autor: Tobi

Tyna "Pnk"

Tyna

“Pnk”

(CD, Redfield Records, 2024)

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“Zehn Jahre und immer noch kein Album, was muss denn noch passieren?” – genau diese Frage wurde Tyna immer wieder gestellt, zumindest singen sie hiervon im zweiminütigen Hidden Track ihres Debüt-Longplayers “Pnk” – den sie als “3650 (10 Jahre und immer noch kein Album)” auch auf YouTube veröffentlichten.

Nun waren es keine zehn Jahre als Band, die vergangen sind. Als 2019 die erste EP “Dynamit” veröffentlicht wurde, präsentierte sich die Sängerin und Gitarristin Tina noch als Solo-Künstlerin. Kurz darauf lernte sie den Keyboarder Freddy kennen und hieraus erwuchs ein Bandprojekt, in dem die Rockklänge von Synthies bereichert werden, was das Ganze klanglich zwischen Moderne und Neuer Deutscher Welle der 80er-Jahre verortet. In neuer Formation und in neuem Klanggewand erschien 2020 dann das Stück “Drahtseilakt”, gefolgt von Songs wie “Wir haben Platz” (2021), mit dem sich Tyna für die Aufnahme von Geflüchteten stark machten. Als finales Quintett mit Gitarristin Mia, Bassist Murphy und Drummer David folgten Clubshows mit Acts wie ZSK, Zebrahead und Betontod ebenso wie Auftritte bei großen Festivals wie letztes Jahr auf dem Hurricane, Southside oder Highfield – und der längst verdiente Plattenvertrag, den sie 2023 bei Redfield Records unterzeichneten.

Tyna (© Christoph Eisenmenger)

(© Christoph Eisenmenger)

Da ist es nun also, das erste Album, und abgesehen vom versteckten 14. Track liefern Tyna 13 Songs auf 34 Minuten, mit denen die Formation aus Hamburg in der deutschsprachigen Indie-Szene einen beachtlichen Einstand hinlegt. Schon der Opener “Scheißverein” macht das klar, eine mit elektronischen Sounds gewürzte, knackige Punkrock-Nummer, die klar macht, dass nicht jeder Bock auf Vereinskultur, Gangs, Hobbygruppen oder sonstige organisierte Treffen hat. Bäm! So kann man mal aufschlagen.

Mit “Für alle und mich”, das Tyna mit der Alex Mofa Gang eingespielt haben, geht es genauso knackig und treibend weiter, wobei klar wird, dass auch Melodien nicht vernächlässigt werden. Das folgende “Sorgen” geht zwar auch gut ab, hier nutzt sich der Wortwitz allerdings nach ein paar Mal Hören ab.

Dass bei einem Debüt vielleicht nicht jeder Song auch gleich zum Ohrwurm taugt, das untermauert auch das etwas eintönige “Fleck auf dem Teppich”, ansonsten aber wissen die meisten Stücke wirklich gut zu gefallen. Anstatt den Longplayer mit älteren Liedern wie den oben erwähnten zu füllen, haben Tyna neue Songs erarbeitet, und von diesen wurde das mit fettem Bass, Elektro-Zwirbelei, Schrei-Gesang und hinten raus peitschenden Beats mächtig abgehende, interessant gemachte “FCK FRNTX (paradies europa)” als erster Vorbote veröffentlicht, das die Politik Europas und vor allem die von vielen Menschenrechtsorganisationen angeprangerten Aktionen der europäische Grenzschutzagentur Frontex kritisiert.

Dass es bei Tyna nicht immer nur druckvoll nach vorne gehen muss, zeigte die zweite Vorab-Single “Heute Euphorie”, in der Tina zu blubbernden, ruhigen Elektroklängen innere Angst, Panik und Wahn thematisiert. Glitzer auf den Dreck streut sie, wenn Euphorie und Depression sich die Klinke in die Hand geben, was dann in dieser starken Nummer zu pulsierender Grundlage aufgearbeitet wird.

Zumeist geht die Post aber doch klanglich gut ab. “To Do” rockt über das Hamsterrad des Lebens, im stark an alte NDW-Zeiten angelehnten “Kaugummi” will eine alte Beziehung sich nicht so einfach verdrängen lassen, und packend kommt auch “Hunger” daher, das Männern, die mit dummen Anmachsprüchen, Chauvinistengehabe und wenig Wertschätzung für das weibliche Geschlecht daher kommen, den musikalischen Mittelfinger vor das Gesicht hält.

Tyna machen schon viel Freude, auch wenn sie in “WWNWWT” um Vergebung für die nächste ausufernde Kiezparty bitten oder in der manchmal etwas an Juli erinnernden, aber doch auch weit krachigeren neuesten Single “Unterwelt” Mut machen, sich seinen Dämonen zu stellen. Mit “Trotzdem leben” gibt es gegen Ende dann noch einen progressiven Midtempo-Song über das schwierige Beenden einer toxische Beziehung.

Keine Frage, mit dem im pinken Cover aufgemachten “Pnk” als starkes, oft mitreißendes Debüt präsentieren sich Tyna als Band mit viel Potential, von der man hoffentlich noch viel hören wird.

Hier sind Tyna 2024 live zu erleben:

05.04. Köln – Helios37
06.04. FFM – Nachtleben
12.04. Hannover – Lux
13.04. Kassel – Goldgrube
19.04. Berlin – Cassiopeia
20.04. Jena – Rosenkeller
25.04. Dresden – Ostpol
26.04. Nürnberg – Club Stereo
27.04. Augsburg – SoHo Stage
03.05. Oldenburg – UmbauBar
04.05. Husum – Speicher
11.05. Leipzig – Bandhaus

…und bei folgende Festivals:
25.05. – Apen Air 2024
06.-08.06. – Rock am Berg 2024
07.-09.06. – Langeln Open Air 2024
11.-14.07. – Happiness 2024
12.07. – Rock am Turm 2024
07.-11.08. – Open Flair Festival 2024
08.- 0.08. – Hütte Rockt Festival 2024
23.-24.08. – Kleinstadtfestival 2024

tynamusik.de
facebook.com/TYNAband

Bewertung: 8 von 10 Punkten

 

 

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