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Kritik zur Vorstellung am 26. Februar 2015 in Essen
Unsere einleitenden Worte zum Theater sind nicht neu. Das Colosseum Theater in Essen ist dafür, dass es in einem alten Fabrikgebäude entstanden ist, durchaus schön. Nachdem man eine Treppe zum Eingang hinauf geschritten ist, gelangt man in das geräumige Foyer mit Getränke- und Souvenirständen, ganz in Rot gehalten. Der Theatersaal ist nicht sonderlich prunkvoll gestaltet, man sitzt eher wie im Kino, dafür aber mit ausreichend Beinfreiheit.
Das Musical ELISABETH weiß auch nach 23 Jahren noch von der ersten Sekunde an zu überzeugen. Die wahre Geschichte der anfangs gebeutelten, später eigensinnigen Kaiserin ist wunderbar umgesetzt worden, mit ihrem Mörder als sehr präsentem Erzähler, der – gleich zu Beginn identifiziert – durch das gesamte Musical leitet. Die Personifizierung des Tod war eine grandiose Idee von Kunze/Levay und gibt dem Musical eine der besonderen Noten, die es zu einem der besten Musicals überhaupt machen.
Das Buch von Michael Kunze und die Musik von Sylvester Levay sind grandios, eingängig und extrem packend. Stücke wie “Ich gehör nur mir”, “Elisabeth, mach auf mein Engel”, “Die Schatten werden länger” oder “Boote in der Nacht” setzen sich sofort im Ohr fest. Und wenn der kleine Rudolf “Mama, wo bist du” seufzt, dann sind die Herzen des Publikums erobert. “Wenn ich tanzen will”, von Kunze/Levay damals extra für die Aufführung ab 2001 in Essen neu geschrieben, ist schon lange ein fester Bestandteil und ebenso ein Highlight. Das zuletzt neu dazu gekommene, einst für die japanische Fassung geschriebene “Rondo des Todes” (auch “Rondo von Liebe und Tod” oder “Rondo – Schwarzer Prinz”) ist hingegen im Vergleich zu den anderen Stücken auf Grund seiner weichgespülten Einfachheit gewöhnungsbedürftig und fällt gegen den sehr hochklassigen Rest als einzige Nummer etwas ab.
Gespannt sein konnte man erneut auf das Bühnenbild dieser Tourneeproduktion. Dass es mit den Inszenierungen, bei denen ELISABETH jahrelang gespielt und wo vorher monatelang auf- und umgebaut wurde, nicht ganz würde mithalten können, war klar. Dem Team ist es aber gelungen, dies gut zu kompensieren und trotzdem noch jede Szene in ihren eigenen, noch nicht vorher gesehenen optischen Rahmen zu setzen – mit Utensilien und Kulissen auf der Bühne, mit Videoprojektion und vor allem mit guten Ideen.
Unter den Darstellern glänzt Roberta Valentini als Elisabeth vor allem mit einer hervorragenden Stimme – nach der großen Pia Douwes für mich die zweitbeste Elisabeth in Stimme und Ausstrahlung. Mark Seibert ist nach wie vor nicht ganz so brilliant wie einst Uwe Kröger als Tod, agiert aber sehr solide. Kurosch Abbasi ist für Luigi Lucheni erneut eine sehr starke Besetzung, gibt dem Wahnsinn Gesicht und Stimme. Ansonsten sticht Angelika Wedekind als Erzherzogin Sophie heraus. Die übrigen Darsteller wissen ebenfalls durchweg zu gefallen – klasse Besetzung und Ensemble. Nicht zu vergessen, dass auch das Orchester unter der Leitung von Paul Christ gut spielt.
Ein besonderes Lob verdient erneut die famose Choreographie von Dennis Callahan – was das Ensemble hier in einigen Szenen (z.B. bei “Milch” oder “Wir oder sie”) auf die Bühne zaubert, ist einfach wunderbar anzuschauen. Fazit: ELISABETH ist auch in 2015 als Tourneeproduktion ein in allen Punkten begeisterndes Musical, dass keiner verpassen sollte. Nicht umsonst wurde die Premiere in Essen am Ende mit minutenlangen Standing Ovations eines begeisterten Publikums gefeiert.