Home MusikKonzertberichte Emiliana Torrini – Kritik des Konzerts in Köln am 10. März 2005

Emiliana Torrini – Kritik des Konzerts in Köln am 10. März 2005

Autor: Tobi

Nach fünf Jahren CD-Pause hat Emiliana Torrini endlich wieder ein Album veröffentlicht, und so gab es endlich auch mal wieder die Gelegenheit, sie live zu sehen. Das Konzert spiegelte den vollzogenen Stilwandel komplett wieder – waren damals “Love In The Time Of Science” noch von elektronischen Elementen und TripHop-Beats durchzogen, klingt die neue Scheibe “Fisherman’s Woman” sehr akustisch und ruhig, und dies galt auch für den Liveauftritt. Um 22.10 Uhr kam die trotz hoher Absätze noch kleine Isländerin in einem etwas indianisch anmutenden Kleid auf die Bühne, begleitet von drei Musikern, von denen zumeist zwei Gitarre oder sonstige Saiteninstrumente bedienten, einer am Schlagzeug oder auch mal an einer kleinen Heimorgel saß. Generell wurde das Schlagzeug – wie auf der Platte – nur spärlich eingesetzt.

Das ganze Konzert war somit auf Emilianas Stimme ausgerichtet, und diese ist auch live einfach wundervoll, warm und schön. Wenn man dazu allerdings die niedlich und süß wirkende Sängerin noch erlebt, dann ist dies viel wert. Extrem sympathisch präsentierte sie sich, durchweg schüchtern und offensichtlich auch aufgeregt. Beim dritten Song “Lifesaver” und kurz vor dem Schluss nochmal bei “Summerbreeze” versang sie sich in der jeweils ersten Strophe, fluchte kurz auf sich selbst und – was weit besser ist als einfach weiter zu machen – startete die Songs dann noch einmal neu. Ansonsten erzählte sie hier und dort kleine, nette Anekdoten aus ihrem Leben und eroberte hiermit das Herz des Publikums im ausverkauften und proppevollen Prime Club. So erfuhr man, dass sie im Alter von neun bis zwölf Jahren in Deutschland gelebt hat und wie sie damals Levis und Converse kennen lernte, ihre Mutter ihr aber nur dürftige Klamotten ähnlichen Namens kaufte, oder wie sie es einst total spannend und erfreulich fand, von David Bowie verklagt zu werden, da dieser meinte, ihr “Unemployed In Summertime” sei von seinem “Quicksand” abgekupfert. Am Ende dieser Geschichten fragte sie sich dann teilweise selbst, warum sie diese nun überhaupt zum Besten gegeben habe – wie gesagt, viel sympathischer als Emiliana kann man nicht auf die Zuschauer wirken.

Während der Songs war dann deutlich zu sehen, wie sie in ihnen aufging – oftmals mit geschlossenen Augen (wie Max Mutzke, nur weit attraktiver) und einer unterstützend sich bewegenden linken Hand stand sie am Mikrofon und ließ ihre engelsgleiche Stimme die ruhigen, oft melancholischen, einfach nur schönen Songs vortragen. Klingt alles gut, war es auch – lediglich die Spieldauer von insgesamt nur 70 Minuten muss man bemängeln, denn wer schon mehr als eine Scheibe auf dem Markt hat, der sollte dem Publikum schon seine 90 Minuten gönnen. Emiliana spielte das gesamte neue Album, dazu ein paar alte Stücke wie eben “Summerbreeze”, “Unemployed In Summertime” oder ganz zum Schluss als vierte Zugabe “Easy”. Hier erklang dann doch auch noch mal mehr Rhythmus, erinnerte an den alten Stil. Ein sehr schönes Konzert einer tollen Künstlerin.

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