Home MusikKonzertberichte Garbage – Kritik des Konzerts in Köln am 17. September 2018

Garbage – Kritik des Konzerts in Köln am 17. September 2018

Autor: Tobi
Garbage (Foto: © Joseph Cultice)

(Foto: © Joseph Cultice)

Als Garbage im Mai 1998 ihr zweites Album “Version 2.0” veröffentlichten, da ahnten sie vermutlich selbst nicht, welch erfolgreicher Geniestreich ihnen hiermit gelungen war. Die 50 Minuten des Longplayers waren durchweg großartig, das Album brachte sie erstmals – und auch letztmals – auf Platz 1 der britischen Charts, und bei uns wurde mit Platz 4 auch die beste Platzierung der Bandgeschichte eingefahren. Nicht weniger als sechs Songs wurden als Singles ausgekoppelt, allesamt Ohrwürmer.

Das überragende, zwischen Indie-Rock und poppigen Momenten mit Anspruch liegende Album der amerikanischen Band um die charismatische, schottische Frontfrau Shirley Manson wurde für vier Grammys und drei MTV Europe Awards nominiert, verkaufte 4 Millionen Exemplare und gehört heute noch zu den Lieblingsalben der Fans, Kritiker und vieler Musiker-Kollegen.

Zum 20-jährigen Jubiläum des legendären Albums erschien nun eine “20th Anniversary Edition” mit den zwölf Songs des Originals in remasterten Versionen und in der Deluxe-Edition zusätzlich mit knapp 35 Minuten B-Seiten aus der damaligen Zeit. Und nicht nur dies, Garbage setzen zudem eine Tour an, um die Scheibe noch einmal mit den Fans zu zelebrieren. Diese brachte sie am warmen Abend des 17. September 2018 nach Köln, wo neben Berlin am Tag darauf der einzige Gig in Deutschland angesetzt war.

Das ca. 2000 Besucher fassende E-Werk in Köln war gut gefüllt, einer ausgiebigen Feier stand also nichts im Weg. Als Vorband spielte das britische Frauen-Trio Dream Wife, unterstützt von einem im Hintergrund gehaltenen Drummer. Die junge, aufstrebende Combo wusste mit ihrem Indie-Rock durchaus zu gefallen, wobei klar zu merken war, wo sich die flippig daher kommenden Girls positionieren – im Böse-Mädchen-Metier. Nicht umsonst stand “Support your local bad bitches” auf ihren Shirts, und Bitches spielten in ihren Songs auch immer wieder eine Rolle. Interessante Band, die man im Auge behalten sollte.

Um 21 Uhr betraten Garbage die Bühne, und eröffneten den Abend mit den ruhiger angelegten Stücken “Afterglow” und “Deadwood”, beide aus den Bonustracks der “20th Anniversary Edition”-Deluxe-Ausgabe. Danach gingen sie zu den regulären Stücken aus “Version 2.0” über. Diese spielten sie nicht in der Album-Reihenfolge, ließen aber auch keinen der zwölf Tracks aus. Die meisten spielten Shirley Manson und ihre vier männlichen Mitstreiter in nahe am Album liegenden Versionen, was zum Mitfeiern auch Sinn machte – lediglich bei “Wicked Ways” bauten sie noch eine Passage mit einem Teil von Depeche Modes “Personal Jesus” in der Mitte mit ein, was bestens passte.

Die Stücke des Albums wurden allesamt umjubelt, vor allem natürlich die Hits, das progressiv abrockende “I Think I’m Paranoid”, das fröhlich flotte “When I Grow Up”, das packend eingängige “Special”, das getragen abgroovende “Push It” und die wunderbare Ballade “You Look So Fine”.

Shirley Manson, die zumeist alleine im Rampenlicht stand, ist auch mit inzwischen ja 52 Jahren noch eine hervorragende, energetische Frontfrau und hat nichts eingebüßt, schon gar nicht stimmlich. Ihr Gesang reißt einen immer noch mit, und die Musiker harmonieren allesamt auch noch wunderbar und rocken mächtig ab. Eine passende, nicht einmal zu aufwändig gestaltete Lightshow untermalte das Ganze bodenständig passend, hier stand halt die Musik im Vordergrund.

Und diese hatte es natürlich in sich, mit dem legendären Album im Fokus. Selbst die B-Seiten wurden fast komplett gespielt, lediglich “Tornado” blieb hier aus, was keinen gestört haben dürfte, handelt es sich doch hierbei um eine durchaus anstrengende, experimentelle Nummer. Somit erklangen aber auch die Coverversionen “Thirteen” von Big Star und “Can’t Seem To Make You Mine” von The Seeds – und das Schöne war, dass die B-Seiten allesamt gut integriert waren und die Qualität kaum senkten.

Ein paar Male nur wandte sich Shirley in sympathischen Ansprachen an das Publikum, wo sie untermauerte, dass sie es nie für möglich gehalten hätte, nach 20 Jahren noch einmal mit einer alten Scheibe auf Tour zu gehen, und sie drückte ihre Dankbarkeit hierfür aus. Es wurde aber auch melancholisch, als sie mehrere Selbstmordfälle im Umfeld der Band erwähnte und denjenigen in bodenloser Verzweiflung zusprach, dass es immer wieder bergauf gehen würde, als Einleitung zum passenden “The Trick Is To Keep Breathing”. Auch zu “Soldier Through This” fand sie einige Worte, als sie erzählte, dass sie das Stück, laut ihr das traurigste Garbage-Lied aller Zeiten, nicht oft live gespielt haben und vermutlich nach dieser Tour auch nicht mehr spielen würden.

Neben den Songs und B-Seiten von “Version 2.0” wurden lediglich drei Stücke gespielt mit “The World Is Not Enough” als Titellied des gleichnamigen James-Bond-Films aus dem Jahr 1999, dem guten “No Horses” als aktuelle Nummer und dem Hit “Cherry Lips (Go Baby Go!)” als Abschluss eines umjubelten Abends. Garbage bewiesen mit diesen besonderen 110 Minuten erneut, dass sie eine hervorragende Liveband sind, so dass man nur hoffen kann, dass sie ihre Fans noch viele weitere Jahre mit guter Musik beglücken.

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Links:
Website von Garbage
Website von Dream Wife
Website des E-Werk Köln

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