Home Film “Ein Becken voller Männer” – die nette Komödie hätte gern etwas bissiger ausfallen können

“Ein Becken voller Männer” – die nette Komödie hätte gern etwas bissiger ausfallen können

Autor: Mick

"Ein Becken voller Männer" Filmplakat (© Studiocanal GmbH)

Ein Becken voller Männer

Darsteller: Mathieu Amalric, Virginie Efira, Guillaume Canet, Jean-Hugues Anglade
Regie: Gilles Lellouche
Dauer: 122 Minuten
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
Website: www.studiocanal.de/kino/ein_becken_voller_maenner
Facebook: facebook.com/ARTHAUS


Komödien mit gesellschaftlichen Außenseitern gelten spätestens seit “Ganz oder gar nicht” (1997) als absolute Domäne der Briten. Mit ihrem oftmals schwarzen Sarkasmus nehmen sie immer wieder augenzwinkernd eigentlich dramatische Missstände ins Visier und machen dabei trotzdem ihre Hauptfiguren zu kleinen Helden ihres Alltags. Mit “Ein Becken voller Männer” wagt sich jetzt auch der Franzose Gilles Lellouche an die schwierige Aufgabe, seine abgehängten Protagonisten nicht der Lächerlichkeit preiszugeben.

Einen Innovationspreis kann er dafür zumindest nicht einfordern, denn seine Idee, eine Handvoll nicht mehr ganz frischer Männer in der Midlife-Crisis ins Training für einen Synchronschwimm-Wettbewerb zu schicken, ist nichts anderes als eine Kombination des schwedischen “Männer im Wasser” (2008) mit dem britischen “Swimming with Men” aus dem Vorjahr. Offensichtlich auch für den Verleih ein guter Grund, den Start des Films in Deutschland ein gutes Stück nach hinten zu schieben, bis “Swimming with Men” bei den Kinofreunden wenigstens aus dem Kurzzeitgedächtnis gelöscht wurde. Aber gehen wir mit ihm mal nicht zu hart ins Gericht, schließlich kann er bei der Umsetzung auf eine namhafte Darstellerriege bauen, die seinen Figuren gekonnt Leben einhaucht.

Im Mittelpunkt steht dabei Bertrand (Mathieu Amalric), der wegen seiner schweren Depression schon seit geschlagenen zwei Jahren nicht mehr arbeitet und die Tage eigentlich nur rumkriegt, indem er regelmäßig sein Frühstücksmüsli mit Aufputschmitteln aufpeppt. Zufällig stolpert er im Schwimmbad über einen Aushang, der für eine Synchronschwimmgruppe für Männer wirbt. Mangels anderer Beschäftigung versucht er es einfach mal und stößt dort auf eine illustre Truppe Gleichgesinnter, die im Synchronschwimmen alle irgendwie eine Zuflucht aus ihrem mehr oder weniger verkorksten Alltag suchen. Da ist dann auch schnell die verrückte Idee geboren, an der offiziellen Weltmeisterschaft im Männer-Synchronschwimmen teilzunehmen und sich dafür von der Ex-Leistungsschwimmerin Delphine (Virginie Efira) vorbereiten zu lassen.

"Ein Becken voller Männer" Szenenbild (© Studiocanal GmbH / Mika Cotellon)

Die Synchronschwimmer am Beckenrand: Alban Ivanov, Jean-Hugues Anglade, Balasingham Thamilchelvan, Philippe Katerine, Benoît Poelvoorde, Mathieu Amalric und Guillaume Canet (v.l.n.r.) (© Studiocanal GmbH / Mika Cotellon)

Das alles folgt gängigen Mustern, die wir schon aus diversen anderen Filmen kennen, in denen Underdogs plötzlich ihr Feuer für etwas entdecken und so ihr Selbstwertgefühl durch Erfolge auf anderem Gebiet enorm steigern können. Und auch hier thematisiert Lellouche die ganz individuellen Probleme – von der nie wahr gewordenen Musikkarriere über Alkoholsucht bis zur Unternehmenspleite –, die alle während des Trainings völlig vergessen sind. Dabei nehmen wir angenehm Anteil an den Schicksalen der sympathischen Jungs, mit denen wir auf ihrem Weg zur WM dank mitreißendem Soundtrack und schön choreografierter Bilder mitfiebern können.

Allerdings lässt der nett inszenierte Streifen jegliche Tiefe vermissen, setzt eher auf oberflächliche Situationskomik als auf bissigen Humor und vergibt so die Chance, trotz angedeuteter ernster Momente in ansonsten amüsanter Handlung wirklich ernsthaft Gesellschaftskritik zu üben. Das jedoch verhindert nicht, dass wir immer wieder Schmunzeln müssen und zum Ende hin sogar zeitweise feuchte Augen bekommen.

Trailer:

Bewertung: 6 von 10 Punkten

 

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