Home MusikCD-Rezensionen Craig Armstrong schafft mit seinen Nocturnes nicht nur melancholische Stimmung

Craig Armstrong schafft mit seinen Nocturnes nicht nur melancholische Stimmung

Autor: Tobi

Craig Armstrong "Nocturnes - Music For 2 Pianos"

Craig Armstrong

“Nocturnes – Music For 2 Pianos”

(CD, Modern Recordings, 2021)

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Der schottische Komponist Craig Armstrong ist dafür bekannt, dass er für seine Soundtracks klassische undh elektronische Elemente verschmelzen lässt oder sich auch in Genres wie Jazz oder Pop bedient. Für seine Musik zum Film “Moulin Rouge!” erhielt er mehrere Preise, darunter einen Golden Globe Award, bekannt sind aber auch seine Scores zu “Romeo + Juliet”, “The Great Gatsby”, “Tatsächlich… Liebe” oder “Ray”, welcher ihm einen Grammy einbrachte.

Hin und wieder hat Armstrong auch Solo-Alben veröffentlicht und ist diverse künstlerische Kollaborationen eingegangen, zum Beispiel mit Massive Attack, auf deren Label dann auch seine beiden ersten Solo-Scheiben “The Space Between Us” (1998) und “As If To Nothing” (2002) erschienen. Nachdem er auf seinem 2004er-Album “Piano Works” neben wenigen neuen Tracks Klavier-Adaptionen einiger Stücke aus seiner bisherigen Karriere bot, widmet er sich nun erneut dem Instrument und bietet “Nocturnes – Music For 2 Pianos”.

Auf seinem letzten Album “It’s Nearly Tomorrow” bot Armstrong sphärische Stücke zwischen Elektro, Pop, Jazz und Klassik, mit einigen Gästen wie James Grant, Jerry Burns, Katie O’Halloran, Chris Botti und Paul Buchanan. Nun also geht es mit zwei Pianos rein klassisch zu und er widmet sich Nocturnes, die spätestens seit Frédéric Chopin nicht mehr nur die Ruhe und Langsamkeit der Romantik versprühen müssen, sondern vielseitig und akzentuiert daher kommen können. Armstrong hat die Stücke für zwei Klaviere geschrieben und hofft, dass sie von anderen Künstlern aufgeführt werden.

14 Stücke sind entstanden, und zwar nachts in seinem Heimstudio in Glasgow während der Pandemie. Craig Armstrong erklärt: “Durch den Lockdown kam ich nie dazu, tagsüber zu schreiben, so dass alle 14 Tracks zwischen 21 Uhr und der Morgendämmerung entstanden sind. Ich folgte diesem Ablauf, und nur meine Tochter war ab und zu wach, um mir etwas Gesellschaft zu leisten. Es herrschte eine wirklich seltsame Atmosphäre während dieses ersten Lockdowns: Wenn ich normalerweise gegen 23 Uhr spazieren gehe, ist es für gewöhnlich sehr ruhig – nun war die Zeit geprägt von vorbeifahrenden Krankenwagen. Zurück in meinem Studio im Keller arbeitete ich die ganze Nacht hindurch, schrieb vier Tracks, ließ sie für eine Weile ruhen, und wenn ich die Arbeit dann wieder aufnahm, wurde mir bewusst, dass es die Musik war, die es mir ermöglichte, alles andere für eine Weile gänzlich zu vergessen. In gewisser Weise habe ich das Album also eher für mich geschrieben – als eine Art Flucht – und je weiter der Prozess fortschritt, desto mehr dachte ich, dass es vielleicht auch anderen Menschen Trost spenden könnte.”

Wie schon bei Chopin sind auch Armstrongs Nocturnes nicht immer melancholisch ruhig und weichen damit von der Idee des irischen Komponisten John Fields ab, der Anfang des 19. Jahrhunderts 18 Nocturnes als einsätzige Charakterstücke für Klavier geschrieben und als solche betitelt hatte, den Begriff somit prägte.

Tracks wie die Nocturnes 3, 7, 8 oder die ganz wundervollen 11 und 12 leben von der Schönheit der Traurigkeit und Romantik, die Nocturnes 4, 9 und 14 vermitteln hingegen hoffnungsvolle Stimmung, während die Nocturnes 1 und 11 pulsierend daher kommen, Nocturne 5 nach Aufbruch klingt und Nocturne 2 düster. So geht es also durchaus abwechslungsreich zu.

craigarmstrong.com
facebook.com/craigarmstrongofficial

Bewertung: 8 von 10 Punkten

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